DIGITISTISCHES TEDEUM

Endlich bin ich wieder religiös!
Denn ich glaub an die allmächtige Zahl.
Mit dem Maul blieb vorher ich verbös*
In den Tag dahinverschwommen schal.

Gestern suchte ich mich zu erkennen,
Heute mess ich digital mich aus.
Statt mich dumpfgebabbelt zu verpennen,
Steiger ich maschinisch ich meinen Saus.

Smartphone, Fitbit, meine Zählfigürchen
Überwachen alles, was ich leist.
Das ergibt das unfehlbare Schnürchen,
Das auf meinen Gipfel rauf mich reißt.

Unterm Zahlenspiegelmikroskop
Forsch an mein Vehikel ich mich ran
Und erseh an seinen Werten, ob
Ich noch besser funktionieren kann.

Stündlich les ich ab, wies jetzt mir geht.
Ausgerechnet will ich Spitze werden.
Bis zum Anschlag aus dem Trott gedreht
Will ich an der Zahl mich schier enterden.

Morgens checkt mein Smartphone erst mal ab,
Wie fit ich geschlafen startklar bin.
Wenn ich Herz, Hirn, Lung vermessen hab,
Startet überwacht mein Selbstgewinn.

Mich quantifizierend will ich spüren
In der Zahl den anzeiglichen Sieg.
Digital will ich mich überführen
In den Feedbackschleifbefreiungskrieg.

Ich spinn nie mehr ungefähr verpös !
Vor dem einzig wahren Gottesmal
Beug wie niemals ich mich religiös
Und bescann mich zu dem Sieg der Zahl.

Werner Schwarzanger

* geschwätzig