Redaktion
Dr. Anton Hofreiter, Mitglied im Bundestag (Bündnis 90/Die Grünen) ist in Bamberg kein Unbekannter. Und als Verkehrsexperte, ehemals Vorsitzender des Verkehrsausschusses in Berlin, in den laufenden Verhandlungen mit der Deutschen Bahn AG wegen des Bahn-Ausbaus ein willkommener Gastredner. Aufgrund seiner gewohnt kurzweiligen Ausführungen, die stets hinter die politischen Vorhänge blicken lassen, gelingt es ihm, seine Zuhörer selbst für komplexe und kompliziert-technische Details einzunehmen.
RegionalerOmnibusBahnhof
Eingeladen von der GAL, von diesen am Bahnhof empfangen und sogleich mit der Bedeutung des ROB konfrontiert, denn „Der Bahnhofsplatz als Mobilitätsdrehscheibe“ (GAL) und um Hofreiters Unterstützung ersucht. Näheres lesen Sie hier: ROB: Ein kleines Grundstück für die DB, eine große Hoffnung für die Verkehrszukunft der Stadt Bamberg.
Bericht aus Berlin
Im Schnelldurchlauf folgte im Hotel National ein knackiger Bericht aus Berlin: Affairen & Rücktritte von Minister und Staatssekretär, Gentechnik, Energie & Verkehr. Obgleich der Landtag gegen die Einführung von Genmais gestimmt, im Berliner Bundestag allerdngs für dessen Zulassung (hier zum Abstimmungsverhalten der hiesigen Abgeordneten). Ein Beispiel für den Widerspruch im Reden und Tun. Die Energie- ist eine Stromwende, die auf die energiegeladene Atmosphäre reagieren muss und den gigantischen Berg an Atommüll nicht weiter anhäufen lässt, schließlich muss dieser 1.000.000 Jahre sicher verwahrt werden. In Anbetracht der Zeiträume und -dimensionen – der Neandertaler tauchte erst vor 100.000 Jahren auf der Erde auf – schier unvorstellbar.
Thema: Deutsche Bundesbahn und Bamberg
Die Unterhaltsaufwendungen der DB werden immer teurer. Das alte Streckennetz, unter Mehdorn und Grube massiv auf Verschleiß gefahren, Nebenstrecken still gelegt – es muss dringend mehr Geld ins bestehnde Schienennetz fließen, sonst verkommt die Infrastruktur. Laut SZ beziffert Bahn-Chef Grube den Sanierungsstau schon jetzt auf 30 Milliarden Euro. Das führt derzeit dazu, dass Neubau vorgezogen und ein Ausbau zunächst zurückgestellt, denn ohne Neubau können ganze Strecken nicht bedient werden. Dies hat unmittelbar Folge für Bamberg, Hofreiter empfiehlt daher die Forderung nach vorgezogenen Lärmschutzmaßnahmen für den Bestand. Für den Schutz der Gesundheit der unmittelbar Betroffenen sei dies vordringlich. Schließlich werde aufgrund der Schweizer Richtlinien (wir berichteten) zukünftig durch Bamberg vermehrt alte und laute Güterwagons mit Graugussbremsen fahren, die eben die Ostroute nehmen. Seine Empfehlung hinsichtlich der Lärmschutzwände ist eine Doppelstruktur mit sehr niedrigen Wänden unmittelbar am Gleis (an jedem Gleis!) und die eigentliche Wand fällt dementsprechend geringer aus. Ein hochwertiger Aufbau des Gleisbetts ist sowohl für den Lärmschutz als auch für den Schutz vor Erschütterungen von fundamentaler Bedeutung.
„Da scheiß ‚ma auf des Hin und Her“
Der grundsätzlichen Kritik von Mitgliedern vom „Besseren Bahnkonzept“ (die wohl größte Bürgerinitiative Bayerns erhielt für ihr Engagement 2000 den Bayerischen Umweltpreis des Bund Naturschutz) am Bundesverkehrswegeplan von 1992 stimmte Hofreiter zu, dieser sei nicht nach fachlichen Kriterien entschieden worden. Auch das Zugaufkommen und die Prognosen basieren auf Berechnungen, die nicht der Realität entsprechen, daher plädiert Hofreiter für die Aufnahme einer Flexibilitätsklausel in die Verträge, um im Nachgang mit praktischen Nachbesserungen reagieren zu können. Auch eine Abwrackprämie für Güterzüge brachte er in die Diskussion ein, um die Neuerungsrate im dringenden Bedarfsfall, wie der Lärmreduzierung, zu beschleunigen. Auf die Frage nach einer EU-weiten Lösung, musste Hofreiter konstatieren, dass nur Deutschland, Österreich, Schweiz, Belgien und Niederlande aufgrund ihrer dichten Besiedlung das Problem mit den lauten Güterzügen habe, es demnach kein EU-relevantes Problem ist. Daher sein Vorschlag, dass Deutschland den Umbau der aller Güterzüge finanzieren soll, was immer noch günstiger käme, rechnet man den immensen Aufwand für die Lärmschutzmaßnahmen auf.
Nach des anregenden Vortrags und der regen Diskussion übergab Robert Bartsch von der Initiative Bahnsinn ein Schreiben, das Hofreiter in Berlin an den DB-Vorsitzenden Grube weiterreichen möge. Hier nachzulesen:
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Vielen Dank für den umfassenden Bericht! Ohne die BOZ würden noch mehr Infos zum Bahnausbau schlichtweg unterschlagen. Das traurige Ergebnis einer solchen Fehlentwicklung in den großen Fraktionen sieht man gerade in der völlig desaströsen Unterschriftenaktion der SPD im Osten. Man kann sie getrost als die Schuldigen der Mauer bezeichnen, sollte sie jemals die Stadt und das Gärtnerland zerstören.
Einen Nachtrag noch zur Übergabe an Dr. Hofreiter:
Wir kämpfen schon jetzt für eine 24-Std.-Hotline besonders für Bürger während der Bauphase. Wie sonst sollten wir uns helfen, wenn Bauarbeiten zu falschen Zeiten und auf falschen Wegen geschehen? Als wenn sich die Bahn jemals freiwillig an Vereinbarungen gehalten hätte. Um Folgeschäden zu verhindern fordern wir die Errichtung einer Bürger-Info-Zentrale!
https://bahnsinn-bamberg.de/files/2014/02/koBIZ-Zentral.pdf
Zitat:
Dr. Anton Hofreiter, Mitglied im Bundestag (Bündnis 90/Die Grünen) ist in Bamberg kein Unbekannter. Und als Verkehrsexperte, ehemals Vorsitzender des Verkehrsausschusses in Berlin, in den laufenden Verhandlungen mit der Deutschen Bundesbahn
:Zitat Ende
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Ein toller „Verkehrsexperte“! – Die „Deutsche Bundesbahn“ gibt es
seit 20 Jahren nicht mehr!
Oder ist nur der Verfasser des Artikels am Thema uninteressiert?
fragt sich
Bernd
Sehr geehrter Herr Niemann,
vielen Dank für Ihren Hinweis. Sie haben natürlich Recht, es muss Deutsche Bahn AG heißen. Wir haben den Fehler verbessert.
Viele Grüße
Erich Weiß