In vier Stunden von München nach Berlin

Redaktion

ICE fährt in Bamberger Bahnhof ein. Foto: Erich Weiß

In der Sitzung des Stadtrates gab Baureferent Ilk zu Beginn einen Sachstandsbericht, vielmehr eine Erinnerung an die Fragen und Probleme zum Thema „Viergleisiger Ausbau der Bahnstrecke durch Bamberg“. Ungelöst und unbefriedigend sind immer noch:

  • Bahnlärm bzw. dessen Vermeidung
  • Moderne technische Möglichkeiten zur Lärmreduzierung
  • ICE-Halt in Bamberg
  • Alternative Streckenführung (Tunnellösung oder Umfahrung-Ost)
  • S-Bahn Haltestelle Bamberg-Süd
  • Bahnparallele Innenstadttangente
  • Welterbestatus und Lärmschutzmauern
  • Abriss von Denkmälern

Weitgehend einmütig präsentierte sich der Stadtrat, man will Bürgerbeteiligung, Transparenz und Teilhabe und eine ergebnisoffene Diskussion mit der Bahn. Auch soll darauf geachtet werden, dass die Bürger nicht gegeneinander ausgespielt werden, zum Beispiel mit der Frage der Trassenführung. Entlastung für die Stadt bringt eine Umfahrung-Ost, die wiederum eine Belastung für Kramersfeld und die Randgemeinden Lichteneiche und Gundelsheim bzw. für die Natur nach sich ziehen würde.

Stadtrat Stieringer (Bamberger Realisten / FDP) allerdings sieht in der Bürgerbeteiligung eine Beschneidung des Stadtrates und würde gerne das Heft des Handelns im Rathaus lassen und die Bürger erst mal draussen vor.

Herr Tscherner bemerkte, dass sich die Bahn in ähnlicher Situation, z.B. im Rheingau, nicht bewegt hat und die Bürgerwünsche ignorierte und er erwartet in Bamberg das gleiche Verhalten der Bahn.

Herr Reimar Baur von der DB ProjektBau GmbH als Abschnittsprojektleiter der ABS Nürnberg – Ebensfeld stellte vor dem Stadtrat klar, dass die Planer sich an die geltenden Vorschriften halten müssen und somit zum Beispiel moderne technische Möglichkeiten zur Lärmreduzierung solange nicht einplanen und verwirklichen dürfen, solange diese keine Zulassung erhalten haben. Er verwies damit auf den Bundesverkehrsminister Ramsauer (CSU) in Berlin, dessen Ministerium für die Zulassung verantwortlich sei. Somit bleibe es bei der bisherigen Planung mit 4 bis zu 6 Meter hohen Lärmschutzmauern mitten durch Bamberg.

Eine Tunnellösung wird vom Abschnittsprojektleiter ausgeschlossen, weil wahrscheinlich zu hohe Kosten entstehen würden. Genaue oder auch nur ungefähre Zahlen konnte/wollte er auch nach wiederholter Nachfrage nicht nennen. Die Alternative „Umfahrung-Ost“ müsse erst noch kostenmäßig erfasst werden.

Nicht zugesichert werden könne auch, unabhängig von der Trassenführung, ein ICE-Halt der Hochgeschwindigkeitsstrecke in Bamberg. Entscheidend für einen Halt sind hohe Fahrgastzahlen, die entsprechende Einnahmen generieren. Bleiben diese aus, müssen Reisende von Bamberg erst nach Nürnberg fahren und von dort weiter im ICE nach München oder Berlin (dann aber mit Hochgeschwindigkeit durch Bamberg ).

Für die Realisierung einer S-Bahnhaltestelle Bamberg-Süd wurde ein „eher nicht“ vom Bahnplaner angeboten.

Einzig der Abriss der Mälzerei Weyermann wurde durch Verzicht auf ein Nebengleis verhindert. Als Beweis für „Bewegung der Bahn“ deklarierte das Herr Baur. Das zweite betroffene Denkmal, der Ringlokschuppen müsse leider den Gleisen weichen. Dieser Lokschuppen wird bereits seit Jahren (vorausschauend?) dem Verfall preisgegeben. An dem geplanten Abriss der im Weg stehenden Wohn- oder Geschäftsgebäuden wird nichts geändert.

Lokschuppen an der Gundelsheimer Straße. Foto: Erich Weiß

Entgegen den bisherigen Planungen ergab sich, durch Erhöhung der ICE-Durchfahrgeschwindigkeit, sogar eine Verschärfung der Situation. Statt bisher 160 km/h sollen die Personenzüge nun mit bis zu 200 km/h durch Bamberg fahren. Begründet wurde die Planung für die erhöhte Geschwindigkeit durch die Vorgaben des Bundesverkehrsministeriums. „In vier Stunden von München nach Berlin“ müsse erfüllt werden – da heißt es eben Gas geben und „entsprechend planen“.

Viel Spielraum hätten die Planer also nicht, sie wären nur die Ausführenden. Viel Hoffnung auf Erfüllung der Bamberger Wünsche ließen die Planer nicht aufkommen. „Mit welcher Variante die Bahn plant, sei Sache der Bahn“, so Herr Baur auf die entsprechende Frage von Frau Sowa (GAL) nach der Trassenführung.

Bei der Frage der technischen Lärmreduzierung plädieren die Stadträte einmütig die Planung zu verschieben, bis neue Möglichkeiten erlaubt wären. Etwas Zeit gewinnt man glücklicherweise durch die Verschiebung des Planfeststellungsverfahrens auf 2015.

Güterzug bei der Einfahrt in den Bahnhof. Foto: Erich Weiß

Von der Bahn unabhängig sei die Frage der Bahnparallelen Innenstadttangente. Die GAL erachtet diese für unnötig und 50.000 Euro für die erforderliche Umplanung wäre gut angelegtes Geld in Anbetracht der Ersparnis von etlichen Millionenn Baukosten für die Innenstadttangente. Stadträtin Keidel von der Fraktion „Für Bamberg“ bemerkte in diesem Zusammenhang, es wäre eh kein Geld dafür vorhanden. Auch Herr Weinsheimer (Freie Wähler) möchte die Bahnparallele aus finanzellen Gründen zurückstellen.

3 Gedanken zu „In vier Stunden von München nach Berlin

  1. Au weia

    Wenn jetzt schon der Häuptling vom Stadtmarketing die Bürger rauswerfen will, dann ist Chaos im Anflug. Haben die Stadträte überhaupt nen Plan um was hier geht und was eigentlich die Bamberger wollen? zu was läuft eigentlich diese Umfrage wenn sich eh keine S… dafür interessiert? Schon komisch dass plötzlich der Bürger wieder mal die Klappe halten soll.

    Großspurig vom Heft des Handeln träumt er? Langsam aber sicher denk ich, das (über)laute Geschrei dieser Leute ist vielleicht nicht so falsch gewesn.

    Weil dieser Baur sagt doch so deprimierend: die Bahn zeigt wo’s langgeht und nciht der Stadtrat oder gar wir unwichtigen Bürger. Hauptsach wir polieren das Haupt der Politiker und tragen unsere Kohle zu den überteuerten Events mit fremden Wurstbuden! Ach ja – macht dort nicht auch die Bahn ständig Werbung? Ein Schelm denkt sich seinen Teil

    Nur zu ihr möchte-gern-Chefs, fangt schnell das streiten an und die Bahn lacht sich krumm und bugglig. Ich schwörs euch, wenn wir wegen eurer Aroganz den Garten verliern, dann schmeiß ich die letzte Schaufel Erde mitten in die Sitzung von euch nei!

  2. Sehr viele Wohn- und Geschäftsgebäude fallen zwei im Grunde überflüssigen Planungen zum Opfer:
    1. das Überführungsgleis von der Berliner Strecke in Richtung Schweinfurt/Rottendorf
    2. die Innenstadttangente.

    Das Überführungsgleis wäre einfach durch Weichen im Vor-Bahnhofsbereich zu ersetzen, diese Lösung wäre auch erheblich kostengünstiger. Es ist unverständlich, warum die Bahn die Überführgleislösung wählt (es sei denn, sie bekommt dafür erheblich mehr Fördermittel).

    Die Innenstadttangente ist von der Stadt geplant und soll den Autoverkehr im Stadtgebiet konzentrieren (anstatt ihn weitestgehend über die Ringe zu führen), als ob wir nicht schonn genug Autoverkehr dort hätten.

    Der Weltkulturerbestatus freilich würde bei Umsetzung des „Quartiers an der Stadtmauer“ ohnehin in Frage stehen.

    • Sie glauben so letzt nicht, das die jemals durch Stadt bauen wird.
      Das nur ein Machtspiel von Bahn und der CSU. Die einen roten OB nicht ausstehen können, am Ende wird die Bahn ausserrum bauen.
      Das viel billiger und zum weiteren kann die Bahn, bei der Umfahrung für andere Privatbahnen netzentgelte bezahlen.

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