Christiane Hartleitner
Nicht nur nächtliche Cyper-Attacken (Web-Zet) und/oder mittelalterliche Verhältnisse provozieren Kopfschütteln, Stirnrunzeln bis hin zum Stirnereiben mittels Zeigefinger. Bisweilen sind es offizielle Pressemitteilungen der SPD-Fraktion (hier), die diffamieren und beleidigen. Unten aufgeführt jene vom 8. Mai, wo ich gemeinsam mit Gisela Schlenker und Ulrike Beckstein zu einer „Troika der Veranstaltungsgegner“ an den unsichtbaren Pranger von Massenveranstaltungen gestellt werden sollte. Als „Lärmkämpferin“ mit „Pauken und Trompeten“ werde ein „Wahlkampfgetöse“ veranstaltet. Gleich einem Handbuch der Demagogie wurden zusätzlich Separierungsabsichten eingeflochten: „mit ihren Hasstiraden auf die beliebten, attraktiven und vor allem kostenlosen Veranstaltungen stehen sie auf weiter Flur eher allein da“.
Vorausgegangen war ein Artikel in der Tageszeitung zu den Belastungen der Innenstadtbewohner, in dem zahlreiche Erfahrungen und Beobachtungen von Bewohnern und Geschäftsleuten geschildert wurden. Ich war eine der dort Zitierten. Seit über 20 Jahren wohne ich am Gabelmann, habe hier meine Kinder groß gezogen und beobachte eine zunehmende Kommerzialisierung des öffentlichen Raums, die nicht mit einer Attraktivitätssteigerung verwechselt werden sollte – vorsichtig ausgedrückt.
Die „Rüpelhaftigkeit“ gegenüber Künstlern auch gegenüber Innenstadtbewohnern
Wenn auch einigen SPD-Mitgliedern, wie Klaus Stieringer, Wolfgang Metzner und Monika Bieber, die Veranstaltungsdichte immer noch nicht hoch genug sein mag, so entspricht dies nicht der Wunschvorstellung der meisten Innenstadtbewohner. Um solch einem Nutzungskonflikt vorzubeugen, gibt es eine rechtliche Handreichung, die dann relevant wird, wenn einseitig untragbare Zumutungen auftreten. Diese Situation schwelt seit langem. Sich öffentlich zu äußern, ist ein Weg, der dann beschritten wird, wenn direkte Kontakte gescheitert sind. Zahlreiche Meldungen beim Bürgerverein Bamberg Mitte liegen vor, gesammelt über viele Jahre. Auch ich habe mich dort und direkt bei den Veranstaltern geäußert. Wenig erquicklich verliefen die unmittelbaren Kontakte mit letzteren. Wie der Chef des Stadtmarketings auf Kritik reagiert, wird bei der Diffamierung des Kabarettisten Mäc Härder an der Entwicklung von „Bamberg zaubert“ deutlich: Über “die Rüpelhaftigkeit eines gekränkten Citymanagers, der wohl nur ein einziges Parfum benutzt, nämlich Égo…”
Besonders interessant wird die – noch ausstehende – Äußerung des Bamberger Oberbürgermeisters Andreas Starke (SPD) sein. Die persönliche Freundschaft zu Citymanager und SPD-Stadtrat Klaus Stieringer und sein Verantwortungsbewusstsein als Stadtoberhaupt sind in diesem Fall ein Grundkonflikt. Der jedoch nicht zu Lasten der Lebensqualität Vieler gehen darf und schon gar nicht zu Lasten demokratischer Meinungsfindung. Eine Aufforderung zu einer Entschuldigung – ebenso öffentlich wie die oben genannte und unten aufgeführte Pressemitteilung – könnte ein Anfang sein.
Mitteilung der SPD-Fraktion vom 08.05.2013
Das „Lärmfest“, das Bamberg attraktiver macht
Ratsfraktion
So langsam traut sich die Sonne heraus und mit ihr kommen auch die großen, kostenlosen Veranstaltungen auf dem Bamberger Maxplatz wieder – und das schon erfolgreich über mehrere Jahre hinweg. So lockt beispielsweise vom 19. bis 21 Juli das internationales Straßen- und Varietéfestival Bamberg zaubert. Etliche tausend Besucher und auch die SPD- Stadtratsfraktion sind begeistert: Die Veranstaltungen „sind für die Besucher kostenlos und stehen somit allen Bevölkerungsschichten offen, ein Ansatz, den die SPD- Fraktion begrüßt“, so SPD- Stadträtin Monika Bieber.
„Wir werden uns dafür einsetzen, dass dieses Stück Breitenkultur weiterhin erlebbar bleibt, sie tut Bamberg rundum gut“, so Bieber weiter – dies steht jedoch in starkem Kontrast zu der Meinung der Bamberger CSU- Fraktion, deren Chef Dr. Helmut Müller in „Bamberg zaubert“ nur eine „Fress- und Saufveranstaltung“ sieht, wie er bei einer Stadtratssitzung am 20. März kundtat. Im September vergangenen Jahres hatte die CSU zwei Anträge gestellte, „um den Lärmschutz für die Anwohner in der Innenstadt verbessern“, darin wird gefragt wie die Anzahl der „Events“, die auf dem Maxplatz durchgeführt werden, nachhaltig reduziert werden können.
76 Prozent gegen CSU- Forderungen
Einmal mehr Öl ins Feuer in der Debatte darum hatte Gisela Schlenker geschüttet. Ihrerseits Sprecherin der AG „Lärm“ aus dem Bürgerverein Mitte und frisch gebackenes CSU- Mitglied. Es ist ihr Thema und über dieses Thema versucht sie nun, so wird gemunkelt, auch in den Stadtrat gewählt zu werden. Nur 12 Tage später verschaffte sich Lärmkämpferin Schlenker und hoffnungsvolle CSU- Stadtratskandidatin noch einmal Gehör im Fränkischen Tag, mit Unterstützung von Ulrike Beckstein und Christiane Hartleitner. Gemeinsam bilden sie gewissermaßen die Troika der Veranstaltungsgegner. Und mit Pauken und Trompeten eröffneten Sie das Wahlkampfgetöse, auch wenn genau das in einem Radio- Bamberg- Interview dementiert wurde. Doch mit ihren Hasstiraden auf die beliebten, attraktiven und vor allem kostenlosen Veranstaltungen stehen sie auf weiter Flur eher allein da, wie sich kürzlich herausstellte. In zwei Umfragen der Wochenzeitung WOBLA und Radio Bamberg kam in den deutlich heraus, was die Bamberger von den Veranstaltungen auf dem Maxplatz halten. In einer ersten Erhebung wurden insgesamt fast 500 Passanten befragt: 76 Prozent von ihnen sprechen sich gegen die CSU- Forderung aus die Veranstaltungen zu reduzieren. Die „Sauf- und Fressveranstaltung“ Bamberg zaubert trägt in den Augen von 88 Prozent der Befragten sogar zur Attraktivität der Innenstadt bei. Auch das von Dr. Helmut Müller (CSU) als „Lärmfest“ betitelte Blues- und Jazzfestival mache Bamberg attraktiver, das meinen zumindest 80 Prozent der Befragten. Bei den ansässigen Geschäften sieht es nicht anders aus: So bekundeten, in einer zweiten Befragung der Medienhäuser, bei der 222 Unternehmen befragt wurden, mehr als die Hälfte aller Unternehmen, dass sie durch die Veranstaltungen sogar Umsatzsteigerungen zu verzeichnen haben. Die Zahlen sprechen für sich.
Verändertes Freizeitverhalten ist das Problem
Auch der Grüne Landtagskandidat Andreas Lösche zollte bei einer Diskussionsveranstaltung größten Respekt: „Hut ab, was sie hier auf die Beine stellen, vor allem das Blues- und Jazz- Festival“, so Lösche. Der einzige störende Lärm der letzten Wochen in der Stadt war die Polemik der CSU gegen die Veranstaltungen auf dem Maxplatz: „Die Menschen erwarten von der Politik Lösungen und nicht Vorwürfe. Ich fordere die Kollegen der CSU auf sich jetzt schnellstmöglich wieder mit den anderen Stadtratsgruppen an einen Tisch zu setzen, um gemeinsam die zunehmende Belästigung durch Lärm und Schmutz in ganz Bamberg anzugehen“, so der Kommentar des SPD- Fraktionsvorsitzenden Wolfang Metzner zu den Umfrageergebnissen. Die SPD- Fraktion forderte die CSU in einer Pressmitteilung bereits auf ihre Pauschalkritik an den Veranstaltungen einzustellen. Für Wolfgang Metzner ist die Sache ganz klar: „Die Menschen in der Stadt scheinen genau zu wissen, dass die zunehmende Lärmkulisse einem veränderten Freizeitverhalten geschuldet ist. Wir können nicht einfach nur die Studenten- Zahlenrekorde feiern, sondern müssen den jungen Menschen auch etwas bieten“. Bamberg dürfe nicht zu einem Freilicht- Museum verkommen, so Metzner und der SPD- Fraktionsvorsitzende fügt hinzu: „Die Menschen erwarten Lösungen, statt Schuldzuweisungen. Jetzt freuen wir uns erst einmal auf die nächsten Veranstaltungen“.
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Sehr gerne verweise ich auf den „Appell zum Stil der öffentlichen Debatten in Bamberg“ von Reiner Dietz, der als 2. Vorsitzender des Bürgervereins Bamberg Mitte seine Beobachtungen schildert. Sie sind auf der Homepage https://www.bvm-bamberg.de/ ausführlich nachzulesen. Beim Verfassen meines Beitrags kannte ich seinen Appell noch nicht, sondern den von Dieter Weinsheimer in der WebZet als Reaktion auf den FT-Artikel Michael Wehners.
Unser wunderbares Bamberg ist aller Mühe wert.