Veranstaltungen in der Innenstadt – Stadtrat beschließt mehr Aufgaben für die Verwaltung und für die Betroffenen

Redaktion

Mit Meinungsumfragen verhält es sich so wie mit Statistiken: Man sollte nur seiner eigenen Meinungsumfrage trauen – und manchen Auslegung misstrauen. Liegt aber eine solche vor, sollte man sie genau und, wenn Bedarf besteht, ganzheitlich betrachten. Die das Bamberger Meinungsbild zu den Veranstaltungen vorliegende, haben wir betrachtet: Events in der Innenstadt: Das sagen die Innenstädter. Am Mittwoch tat das der Bamberger Stadtrat in seiner Vollsitzung auch. Und beschloss eine Menge.

Wenn innerstädtische Veranstaltungen von 71% der Bamberger Bevölkerung für eine Belastung der Anwohner gehalten werden und gleichzeitig 68% der Bamberger der Meinung sind, innerstädtische Veranstaltungen erhöhen die Lebensqualität der Stadtbewohner, dann ergibt sich daraus für den Betrachter zunächst ein Widerspruch. So ist es auf Seite 13/14 der Umfrage des Instituts BACES, einer Einrichtung der Universität Bamberg, zu lesen. In Auftrag gegeben hat diese Umfrage nicht etwa die Stadt Bamberg, sondern die MedienGruppe Oberfranken, auch sie zum Teil Mitveranstalter. Die Umfrage wolle, so deren Intention, Klarheit bringen über die Situation der Innenstadtbewohner im Zusammenhang mit immer mehr, immer größeren, immer lauteren Events im Zentrum von Bamberg. Gefragt hatte man deshalb nicht nur die Innenstadtbewohner, sondern Bewohner aus ganz Bamberg oder auch Bewohner von Auswärts.

In der Diskussion am Mittwoch wurde von Dr. Müller, CSU, ganz klar erkannt, dass Bewohner an den äußeren Bezirken Bambergs der Lärm an Max- und Marktplatz natürlich nicht stört. Selbst Bewohner der Innenstadt bzw. von Bamberg Mitte wohnen mitunter so weit vom Maxplatz oder vom Grünen Markt entfernt, dass der Lärm tatsächlich nicht bis ins Wohn- oder Schlafzimmer dringt. Daher forderte er eine Partizipation der Betroffenen. Für seine Fraktion sei eine lebendige und lebenswerte Innenstadt das Ziel sowie qualitativ hochwertige Veranstaltungen. Die Stadträtin Sabine Sauer brachte es auf den Punkt: In Bamberg existiert keine vernünftige Definition von Mitte oder Innenstadt, deshalb fordert sie den tatsächlich betroffenen Teil der Bevölkerung zu fragen. Die SPD unterstützt ihr Fraktionsmitglied Citymanager Klaus Stieringer natürlich und findet die Events toll. Fraktionsvorsitzender Metzner hatte ein fünf-seitiges Skript ausgearbeitet, verteilt und verlesen. Er schrieb und las: „95% der Befragten – darunter auch viele Innenstadtbewohner – lehnen eine Abschaffung von Veranstaltungen ab.“ Das bedarf unserer Ansicht nach einer Korrektur, es gab eine Frage „Welche Veranstaltung sollte abgeschafft werden?“, keine der 13 gelisteten Veranstaltungen erhielt hier eine überwältigende Mehrheit, doch die Schlussfolgerung Wolfgang Metzners ist nicht evident. Ursula Sowa (GAL) wünscht sich neben einer Verbesserung der „Ästhetik“ der Veranstaltungen, der Gestaltungsbeirat könne doch beraten, eine Balance von Wohnen, Arbeiten und Feiern. Dieter Weinsheimer von den Freien Wählern unterstrich in seinem Statement die Betroffenheit der Innenstadt und die Politik müsse hier ihrer Aufgabe nach Minderheitenschutz nachkommen, Partei ergreifen und für einen Ausgleich sorgen, darüber hinaus ergänzte er den Verwaltungsvorschlag (siehe unten Punkte a-e), der sich zwar auf die CSU beziehe, diesen aber nicht konkret genug übernommen habe. Schlussendlich sorgte seine Fraktion, die CSU und Teile der GAL für die Übernahme der Ergänzungen.

Nun der Vorschlag der Verwaltung: Die Verwaltung wird beauftragt, bis Ende des Jahres 2013 zusammen mit der Polizeiinspektion Bamberg-Stadt, dem Umweltamt, der Feuerwehr und den Verantwortlichen das Fuchs-Park-Stadion mit Umfeld, die Stechert-Arena mit Umfeld und die Jahn-Wiese auf ihre Eignung für die Durchführung von Live-Übertragungen von Sportveranstaltungen zu untersuchen. Danach ist der Stadtrat zeitnah zu unterrichten. Dieser Vorschlag war von dem CSU-Antrag übernommen worden, ebenso wolle man energischer gegen Unsitten wie das „Wildpinkeln“ vorgehen. Hierzu wird den Veranstaltern zur Auflage gemacht, bis mindestens zwei Stunden nach dem Ende der offiziellen Veranstaltung auf eigene Kosten Security Personal vorzuhalten, welches gegen Verstöße vorgehen soll. Auch erwartet der Stadtrat einen Bericht über die Ergebnisse des „Hearings“ im Herbst. Die Reaslisierung einer Open-Air-Veranstaltungsfläche auf den Konversionsflächen ist zu prüfen. Darüber hinaus gibt es zukünftig ein 6-seitiges Formularblatt, womit Veranstalter ihrem Event ein Profil zu geben haben.

Soweit die Vorschläge der Verwaltung

Oberbürgermeister Starke hält die Umfrage für hilfreich, ebenso das im Herbst angesetzte „Hearing“, denn schließlich hätten Minderheiten das Recht „gehört“ zu werden. An diesem Wort stießen sich einige, man befürchtete wohl eine einseitige Frontalveranstaltung, die ohne echten Arbeitsauftrag ohne Ergebnis bleiben könnte. Daher reichte die Freien Wähler-BR-Fraktion nach, dass im geplanten Workshop folgende Zielsetzungen diskutiert und präzisiert werden sollen:

  • a: die Zurückführung von „Bamberg zaubert“ auf den ursprünglichen Charakter
  • b: eine mögliche Verkürzung des „Blues- und Jazzfestivals“
  • c: eine mögliche Verlegung des Weinfestes vom Marktplatz auf einen anderen Standort.
  • d: die Finalspiele der Brose Baskets Bamberg sollen hingegen auf dem Marktplatz übertragen werden können.
  • e: die Reinigung und Sicherheitskonzepte für die diversen Veranstaltungen sind neu zu definieren. Das soll aufgrund der Erkenntnisse geschehen, dass nach den Veranstaltungen in bestimmten Bereichen (zum Beispiel Hauptwachstraße, Königstraße, Luitpoldstraße) besondere Probleme auftreten.

Alles in allem gute Vorschläge, dass auch Innenstädter die Veranstaltungen genießen können. Dies kann gelingen, wenn deren Bedürfnis nach Ruhezeiten ausgewogen akzeptiert wird. Dem „Hearing“ könnte Erfolg beschieden sein, wenn es nicht nicht nur aufs Zuhören beschränkt wird. Mit Bürgerbeteiligung haben in Bamberg Viele keine guten Erfahrungen gemacht.

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Events in der Innenstadt: Das sagen die Innenstädter / Sinn und Unsinn von Umfragen / Bürgerbeteiligung – das Lippenbekenntnis / Aufwertung Lange Straße: FDP ignoriert Bürgerbeteiligung / Masterplan Innenstadt und Stadtmarketing: Der Wert einer Unterschrift / Masterplan Innenstadt: Bürgerbeteiligung erwünscht oder nicht?

Ein Gedanke zu „Veranstaltungen in der Innenstadt – Stadtrat beschließt mehr Aufgaben für die Verwaltung und für die Betroffenen

  1. Vielen Dank für Ihre umfangreiche Berichterstattung. Was mir aber auffällt: Ihre Artikel sind sehr kommentarisch geschrieben, sollen aber den Anschein einer objektiven Berichterstattung erwecken. Bitte kennzeichnen Sie doch die entsprechenden Artikel als namentlichen Kommentar („Kommentare müssen von der Berichterstattung erkennbar getrennt sein.“ Vgl. Erich Steffen, in: Martin Löffler: Presserecht.. 5. Auflage, München 2006, § 6 LPG Rdnr. 153ff. m.w.Nachw.) oder verzichten Sie auf die kommentierenden Passagen.

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