Kesselhaus: mehr Dampf!

Redaktion

Kesselhaus. Foto: Christiane Hartleitner

Die Aneignungsstrategie der Vereine hatte einen ganz besonderen Charme, da ein überaus attraktives Objekt im Visier: das Kesselhaus. Gemeinsam schufteten die Mitglieder von Architekturtreff Bamberg, Kunstverein Bamberg und Berufsverband Bildender Künstler und Künstlerinnen Oberfranken, unterstützt vom Baureferenten und Stadträten, wie Ursula Sowa (GAL), über Monate, räumten Müll raus, befreiten das Äußere vom Bewuchs der Jahrzehnte, schließlich stand es seit 1984 leer. Denn sie hatten erkannt, dass hier ein Bau einen Dornröschenschlaf hält, der mehr kann. Stadtbaumeister Hans Rothenburger ließ ihn 1961 als Heizzentrale für das Alte Krankenhaus erbauen. Dank dieser Initiative ist überhaupt jener Stadtbaumeister ins rechte Licht gerückt worden, sein Hallenbad am Margaretendamm steht mittlerweile unter Denkmalschutz.

Bautrupp. Foto: http://kunstraum-jetzt.de

Das soll es gewesen sein? Aus versicherungstechnischen Gründen?

Das Kesselhaus konnte sich dank hochkarätiger Ausstellungen in den vergangenen drei Jahren zu einem attraktiven Ort für moderne Kunst entwickeln. Fußläufig zur Innenstadt gelegen, zogen seine morbiden Wände Interessierte an, weil diese Räume schufen für das ganz Besondere. Kein hochglanzpolierter Neubau mit ausgeklügeltem Beleuchtungs- und Ausstellungsequipment, keine High-Tech-Ausrüstung, kein Facility-Manager im Background. Nein.

Bernd Wagenhäuser / Gerd Kanz im Hintergrund. Foto: Erich Weiß

Laut Katja Auer von der Süddeutschen Zeitung habe Oberbürgermeister Andreas Starke von vornherein kein gutes Gefühl dabei gehabt, dem Kunstverein das Kesselhaus zur Zwischennutzung zu überlassen. Und nun sei es schlicht zu teuer, auch nur die notwendigsten Reparaturen zu erledigen, damit es weiter für Ausstellungen genutzt werden könne. Außerdem sieht er auf dem zentral gelegenen Gelände eher die Universität oder eine Erweiterung der nahegelegenen Konzert- und Kongresshalle.

Moderne Kunst, die könne anderswo stattfinden, sagt er. Da zum Beispiel, wo heute noch die US-Army stationiert ist. Die zieht in einem Jahr ab und dann wird in Bamberg ein Zehntel der Stadtfläche frei. Das ist Starkes Projekt. So wie die Altvorderen das Welterbe geschaffen hätten, so will er aus der Konversion einen ganz besonderen Schritt in der Bamberger Stadtentwicklung machen. Und da werde sich auch ein Platz für die zeitgenössische Kunst finden. Das sehen nicht alle so. Diese Debatte beginnt gerade erst. 

„Ich finde es sehr schade, dass die Stadt Bamberg jetzt Türen zuschlägt“,

so die Vorsitzende des Kunstvereins, die der Perspektive auf das Konversionsgelände entgegenhält, dass damit erst in fünf Jahren zu rechnen sei – bis dahin gäbe es aber kaum Platz für zeitgenössische Kunst (BR). Der Kündigung durch die Krankenhaus-Stiftung und aller Widrigkeiten zum trotz werden sich die drei Vereine kommenden Montag 30. September 2013 um 19 Uhr im Kunstraum Kesselhaus zur Gründung eines Fördervereins Kunstraum JETZT! treffen (hier) – alle Interessierten sind herzlich eingeladen.

Politischer Gestaltungswille wird auf die Probe gestellt

Die Verkehrssicherheit im Kesselhaus konnte durch Wegräumen der Ausstellung zu Hans Rothenburger im Gangbereich, durch Absperren des Kellerzugangs und Platzierung eines Feuerlöschers im Ausstellungsraum gewährleistet werden. Und doch hat die Krankenhaus-Stiftung den bestehenden Vertrag gekündigt. Offensichtlich ist tatsächlich das Nachbargebäude mit den Shed-Dächern unbenutzbar, die Stadt Bamberg hat hier nicht die notwendigen Unterhaltsarbeiten geleistet – das Kesselhaus selbst gleich als „marode“ zu bezeichnen, scheint den tatsächlichen Zustand doch künstlich schlecht zu reden. Vor den Oberbürgermeister-Wahlen 2012 wurden alle drei Kandidaten hinsichtlich Zukunft Kesselhaus befragt (Wie steht es mit der Kultur Herr Kandidat?), alle drei lobten das Vereins-Engagement und sagten Unterstützung zu. Her damit!

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Kunstraum Kesselhaus ist marode / Lev Khesin – Klärt sich das Wasser werden Fische sichtbar (Ch’u-shih Fan-ch’i)KNICK / Bernd Wagenhäuser – der Stahlwerker / Knappe Entscheidung bei der Publikums-Preisverleihung zur Kunstausstellung „verzweigt“ des BBK Oberfranken / Konzert im Kesselhaus von Philippe Grassal („Pili“) / verzweigt, Vernissage im Kunsthaus Kesselhaus / verzweigt, Teil 1, Kunstraum Kesselhaus / Braucht Bamberg Räume für moderne und zeitgenössische Kunst? / Finissage der Ausstellung des Bamberger Kunstvereins “Fremde Gärten” von Luzia Simons im Kunstraum KESSELHAUSHerbert Grimm / Giovanni /„phantom me“ /

Ein Gedanke zu „Kesselhaus: mehr Dampf!

  1. Die Vereinsgründung KUNSTRAUM JETZT! ist am kommenden Montag, 30. 9. 13 um 20:00 Uhr. Alle, die die zeitgenössische Bildende Kunst unterstützen möchten sind zur Vereinsgründung herzlich eingeladen. Der Jahresbetrag beläuft sich auf 12:00 € (= 1,00 € pro Monat).
    Es ist angebracht im warmen Pullover zu kommen, da die Kessel im Kunstraum nicht mehr dampfen. Den Dampf müssen wir machen!!!

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