Schröppel-Villa: Garten derzeit nicht präsentabel

Redaktion
Garten der Villa Schröppel, 2014. Foto: Erich Weiß

Garten der Villa Schröppel, 2014. Foto: Erich Weiß

Wie in Sachstandsbericht Villa Schröppel im Bausenat: nichts schriftlich angekündigt, präsentierte das Immobilienmanagement die derzeit laufenden Maßnahmen an der Schröppel-Villa, den Garten sparte man aus. Dem eigentlichen Kern der Kritik stellte man sich nicht.

Mit einem „Kronjuwel“ geschmückt will man die Bundesbauministerin im Mai empfangen

Stiftungsreferent Bertram Felix legte im Voraus dar: „Die Bürgerspitalstiftung hat das Riesenglück in beide Tranchen des Konjunkturpakets aufgenommen worden zu sein … das Projekt (INUW und hier) ist zum 31.12.2014 zum Abschluss gekommen. … Das Kronjuwel des Projekts ist ohne Zweifel ein Gebäude, das von vielen Bambergern bislang nicht wahrgenommen wurde, ein Gebäude, das bislang mehr oder weniger dem Verfall preisgegeben war: die Villa Schröppel. … Wenn die Arbeiten im Garten abgeschlossen sind, wird der Stadtrat am 14. April und die Öffentlichkeit im Mai 2015 Zugang haben. Am 11. Mai wird die Bundesbauministerin (gemeint ist Barbara Hendricks, Anm. d. Red.) in Bamberg offiziell das Projekt beschließen. … Ohne die Zustimmung des Bayerischen Landesamts für Denkmapflege darf dort oben (gemeint war der Michelsberg, Anm. d. Red.) kein Stein angefasst werden, deshalb werden – auch in Zukunft – alle Maßnahmen mit der Gebietsreferentin persönlich abgestimmt. Die Förderbescheide sehen das auch zwingend so vor. … Bei einem Investitionsvolumen von über 5,3 Mio Euro Zuschüsse über 90% zu erhalten, hierfür hat die Kämmerei schon mal ein ganz dickes Lob verdient. … Nach der Sanierung geht das Objekt in die freie Vermietung. … Das Jahrhundertprojekt (Sanierung Michelsberg, Anm. d. Red.) wird sich noch über 20 Jahre hinziehen.“ Im Nachgang unterstrich Oberbürgermeister Starke: „Die Gebietsferentin des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, Frau Dr. Faber, hat uns ausdrücklich bestätigt, dass jeder einzelne Schritt abgesprochen ist. Sie hat sich sehr lobend über die gesamte Zusammenarbeit geäußert. … Der Generalkonservator hat die Kritik in Bausch und Bogen verworfen. … Das Stiftungsmanagement hätte Lob verdient.“

„Revitalisierung“ = dem Garten neues, frisches Leben einhauchen?

Tatsächlich hat die Pressesprecherin des BLfD auf unsere Anfrage vom 27. November 2014 bzgl. des Begriffs „Revitalisierung“ einen Tag vor der Sitzung geantwortet. Bereits die Maßnahme an der Nürnberger Straße 2 wurde bekanntlich als „Revitalisierung“ beschrieben. Wir baten daher um eine Definition. Entspricht der Begriff einer denkmalpflegerischen Maßnahme und kommt dieser im Nachgang einer solchen zur Anwendung? Wie lautet dessen Definition? Was bedeutet das im Umgang mit einem Denkmal? Und wie ist die Vorgehensweise vor Ort zu verstehen? Die Antwort:

Inhaltlich findet dieser Begriff in Artikel 5 des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes seine Entsprechung, in welchem die Nutzung von Baudenkmalen als eine der wesentlichen Voraussetzungen für den Erhalt angesprochen wird.
Gerade in der Gartendenkmalpflege ist es dabei bisweilen notwendig, verbrauchte Pflanzen, Wege oder Beeteinfassungen zur „Revitalisierung“ des Gesamteindruckes wiederherzustellen. Es geht darum, dem Garten, neues, frisches Leben einzuhauchen. Diesem Grundsatz ist auch die Planung der Restaurierung des Gartens der sog. „Schröppel-Villa“ verpflichtet.

Geht es tatsächlich darum, dem Garten neues, frisches Leben einzuhauchen? Artikel 5 fordert explizit die Substanzerhaltung, von Reanimationsmethoden spricht der Gesetzestext nicht:

Nutzung von Baudenkmälern

Baudenkmäler sollen möglichst entsprechend ihrer ursprünglichen Zweckbestimmung genutzt werden. Werden Baudenkmäler nicht mehr entsprechend ihrer ursprünglichen Zweckbestimmung genutzt, so sollen die Eigentümer und die sonst dinglich oder obligatorisch zur Nutzung Berechtigten eine der ursprünglichen gleiche oder gleichwertige Nutzung anstreben.

Soweit dies nicht möglich ist, soll eine Nutzung gewählt werden, die eine möglichst weitgehende Erhaltung der Substanz auf die Dauer gewährleistet. Sind verschiedene Nutzungen möglich, so soll diejenige Nutzung gewählt werden, die das Baudenkmal und sein Zubehör am wenigsten beeinträchtigt. Staat, Gemeinden und sonstige Körperschaften des öffentlichen Rechts sollen Eigentümer und Besitzer unterstützen. Die Eigentümer und die sonst dinglich oder obligatorisch zur Nutzung Berechtigten können bei Vorliegen der Voraussetzungen des Art. 4 Abs. 2 verpflichtet werden, eine bestimmte Nutzungsart durchzuführen; soweit sie nicht zur Durchführung verpflichtet werden, können sie zur Duldung einer bestimmten Nutzungsart verpflichtet werden.

Kann man den Wortlaut eines Gesetzes so weit verbiegen, dass Eingriffe wie am Garten der Villa Schröppel genehmigt werden? Kann man sich so weit von der Intension eines Gesetzes verabschieden? Kann man eine offensichtliche Zerstörung so rechtfertigen?

Die PowerPointPräsentation des Immoblilienmanagements hätte mehr Power vertragen können

Nach Felix Vorwort und vor Starkes Worten berichtete Stephan Walz vom Immobilienmanagement über die Maßnahmen an der Villa: „absoluter Handlungszwang, extrem desolat, Wasser eingedrungen, Hausschwamm, Durchfeuchtung des Kellers, Treppe in sehr schlechtem Zustand, Stützmauer durch Erdanfüllung des Nachbarn akut einsturzgefährdet, Unterkonstruktion des Holzbodens nicht zu halten“ – Walz zeichnete ein Szenario, das schlimmer nicht sein könnte. Zu dieser heraufbeschworenen Kammer des Schreckens präsentierte er Vorzustandsbilder, die eine in die Jahre gekommene Fassade mit abblätterndem Putz zeigen, einen Efeu, den man hätte schon längst zurückschneiden können. Wobei sich manch Zuschauer aus dem Publikum fragte: Hätte der Bauherr nicht mal die Stadtgärtner rechtzeitig durchschicken können?

Fassade vom Garten her - PowerPoint Vortrag vom 21.1.2015

Vorzustand und heute: Fassade vom Garten her. PowerPoint Vortrag vom 21.1.2015

Treppenhaus - PowerPoint Vortrag vom 21.1.2015

Vorzustand und Heute: Äußeres Treppenhaus. PowerPoint Vortrag vom 21.1.2015

Eingang - PowerPoint Vortrag vom 21.1.2015

Vorzustand und Heute: Eingangsfront. PowerPoint Vortrag vom 21.1.2015

Treppenaufgang - PowerPoint Vortrag vom 21.1.2015

Vorzustand Treppenaufgang und Gehweg. PowerPoint Vortrag vom 21.1.2015

Die Portalstufen seien in einem sehr schlechten Zustand gewesen und offenbar nicht bauzeitlich und nun in Rätsandstein erneuert. Dass der Aufgang nun doppelt so breit, die seitliche Wange schöpferisch erfunden ist, begründete Walz damit, dass dies der ursprüngliche Hauptzugang zum Kloster gewesen sei und damit repräsentativer gewesen sein muss.

Eingang Kloster - PowerPoint Vortrag vom 21.1.2015

Vorzustand und Heute: Eingang Kloster. PowerPoint Vortrag vom 21.1.2015

Der Architekt Gustav Haeberle ging 1902 bei seinen Planungen nicht von einem repräsentativen Treppenaufgang aus. Mit der Vernichtung jeglicher Treppen-Substanz durch das städtische Immoblienmanagement sind keinerlei zukünftige Forschungen mehr möglich. Die Fragen, wie die Umsetzung der Haeberle’schen Planungen in die Praxis erfolgte und welche Reste im 21. Jahrhundert noch überkommen waren, können nicht mehr beantwortet werden.

Detail aus Baueingabeplan von Gustav Haeberle von 1902

Detail aus dem Baueingabeplan von Gustav Haeberle von 1902

Einen Einblick in das Innere der Villa konnten die Zuhörer werfen

Leider nur einen kurzen und wegen der wenig guten Abbildungsqualität nur eingeschränkten Aussagekraft. Doch für eine erste Betrachtung mögen sie genügen. Die Photos des Vorzustandes zeigen eine bewohnte Situation voller Möbel, Bilder, Alltagsgegenstände, gerade so, als sei die Bewohnerin mal eben zum Tee in die Küche gegangen.

Flur - PowerPoint Vortrag vom 21.1.2015

Vorzustand und Heute: Flur EG. PowerPoint Vortrag vom 21.1.2015

Doch zoomen wir in die Details, oben der Flur. Die Türen zu den Wohnräumen sind verändert: die Türblätter schlagen nun nicht mehr links, sondern rechts an, außerdem sind sie an der Zarge zum Wohnraum versetzt. Warum man die Erschließung der Innenräume und somit die Laufrichtung änderte, erfuhr man nicht.

Neue Türbeschläge - PowerPoint Vortrag vom 21.1.2015

Vorzustand und Heute: Flur/Detail. PowerPoint Vortrag vom 21.1.2015

Die noch 2008 erhaltenen Türgriffe sind verschwunden, durch neue ersetzt. Auch das noch erhaltene Kastenschloss der Eingangstür ist durch ein neues Klinkenmodell ersetzt.

DSCI7017.JPG

Originaler Türgriff der Schröppel-Villa. Zustand 2008

Ob dieser, 2008 ebenfalls noch erhaltene, originale Türgriff der Schröppel-Villa (Bild unten) verschwunden ist, vermag man ob der PowerPoint Präsentation nicht entscheiden.

DSCI7045.JPG

Originaler Türgriff der Schröppel-Villa. Zustand 2008

Tatsächlich sind – wie in unserem ersten Bericht vom 1. September 2014 Villa Schröppel: ehemals ein Kleinod am Michaelsberg 8e – Garten kaputt saniert angedeutet – alle Bodenbeläge neu. Laut mündlichem Bericht des Immobilienmanagements waren sie desolat, unrettbar wegen Wasserschäden. Doch Schadensbilder zeigte man nicht.

Neues Parkett - PowerPoint Vortrag vom 21.1.2015

Dachgeschoss Vorzustand – derzeitiger Zustand. PowerPoint Vortrag vom 21.1.2015

Der Blick ins Dachgeschoss: Der neue Bodenbelag nimmt auf die ehemals schräge Laufrichtung der Holzbretter (links) keine Rücksicht. Auffallender an diesem Bilderpaar ist jedoch die Veränderung im Verlauf der Dachschräge. Ehemals entstand eine Nische um das Fenster durch die gerade hochgezogene Wandfläche, nun läuft die Schräge bis auf Heizungshöhe. Durch diese Veränderung ergibt sich eine neue Raumwirkung. Auch hier – wie schon beim Flur – greift man in die Haeberle’sche Raumgestaltung ein.

Beim Blick ins Bad sparte man den Vorzustand aus, zeigte nur aktuelle Bilder mit offenliegenden, dunkelbraun gestrichenen Balken.

Bad - PowerPoint Vortrag vom 21.1.2015

Derzeitiger Zustand Bad. PowerPoint Vortrag vom 21.1.2015

Auf die Nachfrage von Ursula Sowa (GAL), welche der betreuende Architekt sei, erhielt sie die Antwort: Grellmann, Kriebel, Teichmann. Eine Diskussion über den Weg der Bamberger Denkmapflege will der Stadtrat nach der Begehung im April führen.

Die Bamberger Onlinezeitung hat nun ausführlich den mündlichen Sitzungsvortrag widergegeben, die interessierte Öffentlichkeit möchte Aufklärung. Auf das von Oberbürgermeister Starke geforderte Lob wird Stiftungsreferent Felix noch bis nach Muttertag warten müssen. Vielleicht sogar bis zum St. Nimmerleinstag. Von dieser Stelle zumindest so lange, bis die Onlinezeitung den seit Wochen geforderten Einblick in die Akten zur objektiven Berichterstattung erhält. Schließlich sind Dokumentation des Vorzustands, Dokumente der geplanten Maßnahmen, eine schriftliche Begründung dazu und die Schlussdokumentation der durchgeführten Maßnahmen von öffentlichem Interesse. Mündliche Einlassungen hierzu sind nicht belastbar. Derzeit zeigen sich sowohl Oberbürgermeister als auch sein Finanzreferent merklich dünnhäutig. Ob es an der Lernerfahrung liegt, dass Akteure in ihrem Tun kritisiert werden, dürfte eine Rolle spielen.

Vielleicht ist es aber auch ganz anders und der Finanzreferent stellt die Spitze der Avantgarde der Denkmalpflege dar und ist Vorreiter einer „Nutzung in Revitalisierung“ verpflichteten Restauration, deren Anhänger als Beschreiter des „Bamberger Weges“ auch in Ägypten beim Bart von Tutanchamun ihre Entsprechung gefunden haben.

______________________________

4 Gedanken zu „Schröppel-Villa: Garten derzeit nicht präsentabel

  1. Habe gehört, das kann man mieten? Da will ich rein, da fühl ich mich zuhause.

  2. Frau S. hat recht. Weiße Farbe an dem Haus sieht irgendwie komisch aus. Und dann die Verzierungen um die Fenster aus Stein, ohne Farbe. Erinnert mich an Disney-World. Da gibts so was auch. So sehen dort Häuser aus, wenn sie historisch aussehen sollen, obwohl sie ganz neu sind.

  3. Was soll eigentlich die weiße Farbe an der Fassade. Die ist doch neu. Aber wie war das vorher? War da jemals weiße Farbe? Ich kenne überhaupt keine Villa aus der Schröppel-Villa-Zeit, die einen derartig aggressiven Kontrast zwischen weißer Farbe und Steinen zeigen würde. Oder hat sich das der Felix persönlich ausgedacht, dass es vielleicht schick aussieht, wenn man den Kontrast hat zwischen den Steinen und der weißen Farbe? Falls das so ist, falls also der Stadtkämmerer seinen persönlichen Geschmack hier umgesetzt hat: was hat das dann noch mit Denkmalpflege zu tun?
    Aber zu diesem Thema sagt der Felix sicher was beim öffentlichen Rundgang. Es wird ja wohl eine Untersuchung der Fassade gegeben haben vor der Sanierung. Ob da überhaupt eine Farbe dran war. Und wenn ja, welcher Farbton. Den hätte man bei einem Denkmal dann rekonstruiert.
    Ob hier an der Fassade alles richtig gemacht wurde? Also: richtig im Sinne der Denkmalpflege? Ich kann es mir nicht vorstellen.

  4. Da kommen ja immer mehr Verluste ans Licht. Unglaublich! Bitte dranbleiben.

Kommentare sind geschlossen.