Christiane Hartleitner und Erich Weiß
„Schön saniert, schöner Ärger!“ vom 5. Januar 2015 im FT erweckt den Eindruck, wir hätten in unserem Artikel Villa Schröppel: ehemals ein Kleinod am Michaelsberg 8e – Garten kaputt saniert vom 1. September 2014 unsachgemäß berichtet. Jutta Behr-Groh bezieht sich in ihrem Artikel auf die Aussagen der Pressestelle der Stadt Bamberg und den Bauherrn, die Bürgerspitalstiftung der Stadt Bamberg, und des bayerischen Generalkonservators Pfeil. Richtig- und Gegendarstellung tut not.
Vor allem wird der Eindruck erweckt, wir hätten vornehmlich über die Sanierung der Villa Schröppel berichtet. Der Fokus unseres Artikels lag auf dem Garten, der selbst ein geschütztes Denkmal ist. Im Folgenden sollen Aussagen des FT-Artikels kommentiert werden.
Um die Spannung zu erhöhen, sollte die Öffentlichkeit vorher keinen Einblick in das schmucke Einzeldenkmal Michelsberg 8 e haben. … Kein Artikel vor dem Ende der Arbeiten sollte den Aha-Effekt schmälern.
Gedachten Verantwortliche der Stadt Bamberg tatsächlich zum Muttertag den Bürgern ein wahrlich schön verpacktes Geschenk zu präsentieren, ordentlich mit Schleifchen verpackt und musikalisch umrahmt? Will die Stadt Bamberg ihre Bürger „Unterhalten statt verwalten“? Passend zur Weihnachtszeit erinnert nun Jutta Behr-Groh an den erwartungsvollen Moment, wenn die Gaben unterm Baum liegen und Kinder vor verschlossener Tür warten: Von überirdischer, gar heiliger Hand würden dahinter die Kerzen am Baum entzündet, während die Stimmen vor der Tür ehrfurchtsvoll verstummen. Ein romantisches Bild?
Und nun? Spielverderber haben durch den Türschlitz gelunst. Haben gar den Inhalt der Päckchen verraten. Und nun allen die Freude verdorben. —- Pfui! An den Pranger mit diesen!
Weder werden die Namen der beiden Autoren erwähnt, noch Erscheinungstermin oder Ort oder gar das Medium. Der Leser wird über Umwege sich selbst ein Bild machen müssen, hat er dies nicht längst getan. Hat er dies, weiß er, dass die Autoren die Zerstörung der Gartendenkmal-Eigenschaften anprangern. Und dies zu recht. Unterstützung erfahren sie von Gartendenkmalpflegern, auch aus den Reihen der Schutzgemeinschaft Alt Bamberg.
Die Bodenplatten in der Küche sollen sogar identisch mit denen von 1902 sein. Das Immobilienmanagement bezog sie vom seinerzeitigen Hersteller, der noch produziert.
Um solchen Unsinn nicht schriftlich festhalten zu müssen, erspart man sich bei gegebenem Anlass Nachfragen. Die Antworten sind eine Zumutung und Spott des gesunden Menschenverstands. „Identisch“ bedeutet ein und dasselbe sein, doch es sind nicht mehr dieselben Platten. Die Substanz ist unwiederbringlich vernichtet. Die Platten sind neu. Der Holzfußboden ist neu. Alle Steine für die Mauern und Treppen im Garten sind neu. Sämtliches Grün im Garten ist neu, außer vielleicht einige Moosreste in den innersten Lagen der Tuffsteine der Grotte, die alleine das Tabula Rasa überstanden haben. Damit sind keinerlei wissenschaftliche Forschungen zukünftig mehr möglich. Außer nachfolgende Denkmalpflege-Generationen befassen sich mit der Frage nach einer „Schöpferischen Denkmalpflege unter subjektiven ästhetischen Gesichtspunkten“. Die Vernichtung der Denkmal-Substanz im Garten ist umfassend, spart lediglich die Grotte aus. Soll man tatsächlich bei Pressestellen nachfragen, um den nichtssagenden Begriff „Revitalisierung“ als Antwort zu bekommen? Weg ist weg, da sollte man alleine seinen Augen trauen und nicht blumigen Umschreibungen auf dem Leim gehen.
Nachfrage bei den Verantwortlichen in der Stadt oder beim Landesamt für Denkmalpflege zur sachlichen Klärung der diskutierten Fragen nicht erfolgt.
Um Klärung des Begriffs „Revitalisierung“ haben die Autoren bereits im November 2014 das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege in München, explizit den Generalkonservator Mathias Pfeil gebeten. Der Bamberger Baureferent Beese habe der Schutzgemeinschaft in einem Schreiben die Sanierung als „Revitalisierung“ bezeichnet und sich in der Begrifflichkeit auf das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege bezogen. Die Autoren baten zudem um Klärung folgender Fragen: Entspricht der Begriff „Revitalisierung“ einer denkmalpflegerischen Maßnahme und kommt dieser im Nachgang einer solchen zur Anwendung? Wie lautet dessen Definition? Was bedeutet das im Umgang mit einem Denkmal? Und wie ist die Vorgehensweise vor Ort zu verstehen?
Die Autoren haben bis heute keine Antwort erhalten. Auf ein erneutes Nachhaken Mitte Dezember hin, entschuldigte sich Dorothee Ott von der Pressestelle des BLfD in München und stellte eine Beantwortung unserer Fragen Anfang des Neuen Jahres in Aussicht.
Soweit die zwar beidseitige, doch bislang wenig fruchtbare Kommunikation diesbezüglich mit den offiziellen Stellen des BLfD. Unser Angebot, für etwaige Ergänzungen bzw. Richtigstellung unseres Beitrags gerne zur Verfügung zu stehen, wurde wohl nicht gutiert, jedenfalls nicht in Anspruch genommen. Jutta Behr-Groh hat keinen Kontakt zu den Verfassern aufgenommen. Hätte sie die Stadtheimatpfleger Ekkehard Arnetzl oder Stephanie Eißing befragt, hätten diese bestätigt, dass der übliche Verfahrensweg bei einer denkmalpflegerischen Maßnahme spurlos an ihnen vorüber gegangen ist. Grohs Beitrag ist Hofberichterstattung auf höchster Ebene.
Wirklich interessante Informationen enthält der FT-Artikel nicht. Dass der Garten „leer und aufgeräumt wirkt“, das ist mittlerweile hinlänglich bekannt. Doch ist der Artikel trotzdem interessant, spart auch nicht Kritik aus, wenn auch eher verhalten. Dass nun die Grotte beidseitig von einer massiven Mauer gerahmt ist, zeigt ein Photo. Bislang war sie in einen bewachsenen Erdhügel eingepflegt. Offensichtlich hat sie die Baggerüberfahrten während der Baustellentätigkeit als „Stresstest“ nicht gut überstanden und bedurfte statischer Unterstützung. Was aus den publizierten Planunterlagen der Autoren bereits prognostiziert wurde. Zudem hätte man gerne den FT-Photographen Matthias Hoch gebeten, wenige Schritte zurück und nach links zu gehen: Dann hätte man Interessierten den Fortschritt der neu angelegten Terrasse zeigen können.
Die Sanierung dürfte 930 000 Euro kosten. Dank vieler Zuschüsse entfallen nur etwa 90 000 Euro auf die Bürgerspitalstiftung! … Die abschließende Bewertung der Gartensanierung durch das LfD … soll erfolgen, wenn alles fertig ist und die Natur wieder grünt.
Dass das BLfD eine Neubewertung der Denkmaleigenschaften des Gartendenkmals vornehmen möge, empfahlen die Autoren Anfang September. Dies hat das BLfD in Aussicht gestellt. Eine Streichung aus der Denkmal-Liste hätte wohl nicht nur eine Streichung der Zuschüsse und damit erhebliche finanzielle Konsequenzen zur Folge, sondern einen ebenso erheblichen Ansehensverlust, nicht nur des Bauherren. Sondern aller an der Maßnahme Beteiligten. Aller Voraussicht nach wird das BLfD – da selbst an der Maßnahme beteiligt – dies nicht tun. Dies sind die politischen Hintergründe. Und hat mit Denkmalpflege nichts zu tun. Die Substanzvernichtung ist da zunächst zweitrangig. Ebenso die Diskreditierung und Kriminalisierung aufmerksamer Bürger.
Ziel war der Erhalt einer Grotte
So habe man Platz für die Baustelleneinrichtung gebraucht …
Tatsächlich ist im Garten nur die Grotte erhalten geblieben, von einer Sanierung des Gartens kann bei dem vollzogenen Kahlschlag wohl nicht die Rede sein. Der Garten soll nach altem Vorbild wieder angelegt werden, was wohl bedeutet zu deutsch: Da wird nichts saniert, da wird neu gemacht. Wenn die Baustelleneinrichtung wichtiger ist als das Denkmal, kann dann dessen Zerstörung gerechtfertigt werden?
unbefugten Baustellen-Besuchen
Separierungstendenzen der strategischen Kriegsführung sind bekannt und erfolgt. Kriminalisierung des Gegners soll schrecken. Die Pressesprecherin der Stadt Bamberg, Ulrike Siebenhaar, unternimmt den Versuch, Bürger zu diskreditieren. Ihr liegen weitere Anfragen von Seiten der Bamberger Online Zeitung zum städtischen Umgang mit Denkmälern vor. Vorsorglich erfolgte die bewährte Einschüchterungstaktik. Tatsächlich kündigte die städtische Pressemitteilung 365 vom 27. August die Baumfällaktion im Schröppel-Garten an. Die Autoren waren als Vertreter der Bamberger Online Zeitung als einzige am 28. August vor Ort. Warum nicht andere Bamberger Medien, auch nicht der FT dieser Einladung gefolgt ist, entzieht sich unserer Kenntnis.
„Unangenehm darf man sein, nur nicht unfähig“
Ein Zitat des an der TU München tätigen Bamberger Professors für Bauforschung, Prof. Dr.-Ing. Manfred Schuller, während seines im Februar 1997 gehaltenen Vortrags im Alten E-Werk, in dem er wiederum den ehemaligen Stadtbaumeister Hans Erlwein (1872-1914) zitiert. Dessen Bau des Elektrizitätswerks in der Tränkgasse wurde von der Stadt Bamberg bereits die Abrissgenehmigung erteilt, von engagierten Bürgern besetzt (die heute immer noch über einen Eintrag im Vorstrafen-Register verfügen, denn eine Rehabilitierung durch die städtischen Vertreter fand nicht statt) und so sein Erhalt (heute als Heimat der städtischen VHS) erzwungen. Unangenehm waren und sind kritische Stimmen in Bamberg und somit Tradition. Zum Nachdenken und Klug-Handeln haben fähige Stimmen stets angeregt.
Ganz nebenbei: In 2010 wurden die Hainbadfreunde für ihr bürgerschaftliches Engagement und ihren Einsatz für ihren Sehnsuchtsort gefeiert. Zum anstehenden 80-Jährigen Jubiläum wird man wohl ihrer gedenken. Und ihrem hartnäckigen Bekenntnis: „Ich habe in der Regnitz gebadet“. Christiane Hartleitner hat sich seinerzeit zum Bad in der Regnitz trotz Badeverbot bekannt (und würde das Flussschwimmen nach wie vor als ihre Erquickung bezeichnen), hat demonstriert, auch 2009 bei der Floßfahrt während des Fischerstechens teilgenommen, was deutschlandweit als „2009 – der Sommer der Revolte“ gefeiert wurde.
Der Anblick des verwüsteten Schröppel-Gartens durch das offene Tor hat sie erschreckt.
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Dieser Artikel und folgender Hinweis liegen dem FT vor, mit der Aufforderung:
Aufgrund zahlreicher besorgter Hinweise Beteiligter auf die Maßnahmen auf dem ehemaligen Schröppel-Grundstück machte sich Frau Christiane Hartleitner als Wissenschaftlerin und Redakteurin ein Bild vor Ort. Bei einem Besuch erhielt sie von anwesenden Handwerkern eine Führung. Auch dies hat mit dem vorgeworfenen unbefugten Baustellenbesuch nichts zu tun.
6 Monate nach einem Bericht der Bamberger Online-Zeitung erschien nun am 5. Januar d. J. dieser besagte Artikel im Fränkischen Tag. Doch wer erwartete, einen objektiven Blick der einzigen Tageszeitung auf die Umgangsweise der Stadt mit ihren Denkmälern lesen zu können, wurde herb enttäuscht! Da weder die Bamberger Online-Zeitung noch wir als Verein von Frau Jutta Behr-Groh vor dem Verfassen ihres Berichts die Gelegenheit bekamen, unsere kritische Haltung zum Sanierungsgebahren der Stadt Bamberg darzulegen, sahen wir uns zu einem offenen (nicht gerade kurzen, aber lesenswerten) Brief an den Verlag veranlasst (zu lesen auf unserer Homepage und unter
https://cdn.website-start.de/proxy/apps/aek2oo/uploads/gleichzwei/instances/E4B247AC-FBA3-4B9C-BD10-E28204961E48/wcinstances/epaper/685f03af-8067-4540-adda-38a69d341f17/pdf/2015-01-08-Offener-Brief-FT.pdf )
Ein zorniger Artikel, doch manchmal ist Zorn weise, denn womöglich ist er das letzte Bollwerk, das zwischen den Menschen, denen ihre Stadt am Herzen liegt, und den „Mich kann doch eh keiner „- und „Ich mach was ich will“-Politikern steht , die Oberbürgermeister Andreas Starke und seine willfährigen Gesellen in Verwaltung und Medien hätscheln. Zeit dem korrupten Gebahren ein Ende zu setzen, und der unheiligen Allianz aus Politik, Verwaltung und Medien ein Ende zu setzen. Der „FT-Journalismus“ ist schon längst ein Fall für den deutschen Presserat. Da nutzt auch ein Michael Wehner nichts, der zur Leuchte des Bamberger Journalismus hochgelobt wird, denn -sorry- einen „Alibitürken“ hat schlielßich jeder.
Puh!
ordentlich, aber völlig gerechtfertig eingeschenkt!
Die Gesellen agieren aber meist nur deswegen so, weil das Interesse der Einwohner eher egoistisch und nicht politisch, oder gemeinwohlorientiert ist.
Man interessiert sich halt lieber für die nächste Urlaubsreise, den nächstgrößeren Fernseher, oder, oder…
Schlimm, schlimm.
Das haben auch die Eintüter von TTIP, CETA und was da alles noch kommt längst bemerkt und handeln dementsprechend.
Genau so schaut’s aus.
Efteh braucht man nicht, und die Polizeiberichte über Ochsenkarrenkontrollen in der Langen Straße gibts notfalls auch noch woanders.