Sanierung Kloster Michelsberg: FDP fordert Expertenbeirat aus der Bürgerschaft

Redaktion
Kloster Michelsberg 2003. Foto: Erich Weiß

Kloster Michelsberg 2003. Foto: Erich Weiß

Der Michelsberg – neben dem Dom das Wahrzeichen Bambergs. 2015 darf Bamberg die 1000-Jahr Feier begehen. Die laufende Sanierungsmaßnahme treibt nun Stadtrat Martin Pöhner (und nicht nur diesen!) um und lässt ihn untenstehenden Antrag an den Oberbürgermeister stellen, in dem er die Errichtung eines Expertenbeirates aus der Bürgerschaft fordert. Explizit geht er auf die Sanierung der unmittelbar angrenzenden Schröppel Villa ein, deren Gartendenkmal unter der Leitung des städtischen Immobilienmanagements umfassend beschädigt wurde: Villa Schröppel: ehemals ein Kleinod am Michaelsberg 8e – Garten kaputt saniert.

Ein Denkmal sollte nicht als Schandfleck bezeichnet werden, weder vor noch nach der Restaurierung

Nürnberger Str. 2 im Jahr 2004. Foto: Erich Weiß

Nürnberger Str. 2 im Jahr 2004. Foto: Erich Weiß

Nürnberger Str. 2 im Dezember 2014. Foto: Erich Weiß

Nürnberger Str. 2 im Dezember 2014. Foto: Erich Weiß

Mit Argusaugen beobachten mittlerweile Experten die unter der Leitung des Immobilenmanagements betreuten Denkmäler, nicht nur ob der explodierenden Kosten, sondern vor allem ob des Ergebnisses mit dem „Charakter eines Neubaus, der auf alt gemacht ist“. Hierzu gehören nicht nur als jüngstes Beispiel die Nürnberger Straße 2, sondern auch St. Elisabeth im Sand und ebenjene Schröppel Villa. Die städtische  Pressestelle spricht indes von „Leuchttürmen“ und davon, dass „ein Schandfleck in neuem Glanz erstrahlt“ – Formulierungen, die man in die Kategorie „Unworte des Jahrzehnts“ wünscht.

Ungeachtet dessen gelingt den Worthülsen offensichtlich nicht, was sie beabsichtigen: eine (Ver)-Blendung. Der gemeinsam von den engagierten Vereinen Schutzgemeinschaft Alt Bamberg, Historischer Verein, Bewahrt die Bergstadt, Freunde des Kulturerbes, Bürgerverein Mitte sowie der Stadtheimatpfleger formulierte Brief an die Stadträte ist ein beredtes Zeichen hierfür. Dieses Schreiben mag Martin Pöhner zu unten aufgeführtem Antrag ermutigt haben, doch sind grundsätzlich Bedenken zu äußern. Nicht nur nach den misslungenen Erfahrungen bürgerlicher Beteiligung in den Mediationsverfahren Masterplan Innenstadt (Masterplan Innenstadt: Bürgerbeteiligung erwünscht oder nicht?) und Mobilität im Berggebiet. Die hierbei geschlagenen Wunden eitern. Besonders jene, die die einstige Patenschaft der Schutzgemeinschaft für den nördlichen Pavillon im Michelsberger Garten (und somit dessen Sanierung) betrifft, die mit Ende 2014 ausläuft, da Stiftungsreferent Bertram Felix die Nutzung des Pavillons mittelfristig unter die Regie der Immobilienverwaltung stellen und somit der Obhut des Vereins entziehen wollte.

Experten fordern Mehr und Grundsätzliches

Eine erste Reaktion auf den FDP-Antrag formuliert Professor Dr. Rolf Snethlage, Fachgebiet: Naturstein, Bauchemie und Bauphysik in der Denkmalpflege: „Der Antrag von Stadtrat Pöhner verdient Anerkennung, wird damit doch der Versuch unternommen, die Planungen für das Jahrhundertprojekt Michaelsberg denkmalgerecht und transparent zu gestalten.

Der Michaelsberg ist jedoch ein international bedeutendes Kulturgut. Die Einbindung des lokalen Sachverstands sollte da nicht genügen. Der Welterbestatus verlangt auch im internationalen Maßstab herausragende Konzepte. Diese müssen mit ausreichendem Zeithorizont diskutiert und mit dem Fachwissen internationaler Experten angereichert werden.

Das zu berufende Gremium muss aber im Sinne eines Aufsichtsrates auch zu direktiven Beschlüssen berechtigt sein, damit es nicht zum wirkungslosen Absicherungsgremium für die Projektleitung verkommt. Eine bloße Projektbegleitung wird da nicht genügen.

Mir ist bewusst, dass die Juristen sofort einwenden werden, einem solchen Gremium dürfen Funktionen mit haushalterischen Folgen nicht übertragen werden. Wenn das aber nicht zugestanden wird, dann wird das Gremium ein wirkungsloser Papiertiger sein.

Entwickelt man das Instandsetzungskonzept Michaelsberg aber vorab im Konsens, dann wird das Problem der finanziellen Konsequenzen nicht auftreten.“

Antrag von Stadtrat Martin Pöhner (FDP)

Herrn
Oberbürgermeister Andreas Starke
Stadt Bamberg
Maximiliansplatz 3
96047 Bamberg

Einrichtung eines Expertenbeirates aus der Bürgerschaft zur Begleitung der Restaurierung der ehem. Klosteranlage auf dem Michaelsberg 

Bamberg, den 28.12.2014

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

hiermit stelle ich als Stadtrat der FDP folgenden Antrag und bitte um eine Behandlung in der geplanten Sondersitzung des Stadtrates zum Thema „Sanierung der ehem. Klosteranlage auf dem Michaelsberg“1:

Die Stadtverwaltung wird in Zusammenarbeit mit der Bürgerspitalstiftung beauftragt, einen Expertenbeirat mit Vertretern aus der Bürgerschaft einzurichten, um die in den nächsten Jahren anstehende Generalsanierung der ehem. Klosteranlage St. Michael einschließlich der Belange der sie umgebenden historischen Klosterlandschaft fachkundig zu begleiten und beratend tätig zu werden. Ziel soll es sein, einerseits die Expertise von ausgewiesenen Experten aus der Bamberger Bürgerschaft mit einzubeziehen und andererseits die Durchführung der Restaurierungsmaßnahmen im Dialog mit der Bamberger Bürgerschaft bzw. engagierten Vertretern aus der Bürgerschaft umzusetzen. Damit soll die Grundlage für eine möglichst breite Akzeptanz der Restaurierungsmaßnahmen in der Bürgerschaft gelegt werden und die Expertise aus verschiedenen Bereichen gewinnbringend für dieses Jahrhundertprojekt genutzt werden.

In den Expertenbeirat sollen Vertreter der Bamberger Vereine und Institutionen aus dem Bereich Denkmalschutz und Heimatpflege sowie Experten aus dem universitären Bereich berufen werden.

Insbesondere sollen dem Expertenbeirat Vertreter folgender Vereine und Bereiche angehören bzw. zu einer Teilnahme eingeladen werden:

  • Schutzgemeinschaft Alt-Bamberg
  • Verein „Bewahrt die Bergstadt“
  • Historischer Verein Bamberg
  • Stadtheimatpflege
  • Universitärer Bereich (Denkmalschutz / historische Geographie)

Die Einbeziehung möglicher weiterer Experten aus der Bamberger Bürgerschaft oder von Vertretern einschlägiger Institutionen ist zu prüfen. Soweit Vereine betroffen sind, sollen diese selbst darüber entscheiden können, wen sie in den Expertenbeirat entsenden.

Um die Praktikabilität der Umsetzung zu gewährleisten, sollte die Zahl der Mitglieder des Expertenbeirates im Rahmen bleiben, grundlegende Restaurierungs- und Gestaltungsfragen im Mittelpunkt stehen und die organisatorische Umsetzung so erfolgen, dass die Restaurierungsmaßnahmen in einem zeitlich angemessenen Rahmen erfolgen können. Darüber hinaus sollte die breite Bevölkerung regelmäßig in geeigneter Weise über die Restaurierungsmaßnahmen informiert werden.

Begründung: 

Zahlreiche Diskussionen der letzten Jahre haben gezeigt, dass ein großes Interesse in der Bürgerschaft an der Klosteranlage Michaelsberg und der historischen Klosterlandschaft besteht und dabei auch die Notwendigkeit besteht, unterschiedliche Vorstellungen und Interessen aus der Stadtverwaltung / der Bürgerspitalstiftung einerseits und der Bürgerschaft und von ausgewiesenen Experten aus der Bürgerschaft andererseits zusammenzubringen und auch gegenseitige Missverständnisse auszuräumen. Die aktuell bei der Sanierung der Villa Schröppel festzustellenden Kommunikationsprobleme und unterschiedlichen Auffassungen sollten bei der Fortsetzung der Sanierungsmaßnahmen möglichst vermieden werden bzw. der Versuch unternommen werden, die unterschiedlichen Auffassungen im Dialog zu einem gemeinsamen Weg mit breiter Akzeptanz in der Bevölkerung zusammenzubringen. 

Mit freundlichen Grüßen
Martin Pöhner
Stadtrat der FDP

1) Ich gehe davon aus, dass diese Sondersitzung in der ersten Jahreshälfte 2015 stattfindet. Falls dies nicht der Fall ist oder die Planungen bereits früher in ein konkretes Stadium treten, bitte ich um Behandlung dieses Antrags im zuständigen Senat.