Redaktion
Die Spannung wuchs von Minute zu Minute, keiner der Preisträger wusste von seiner Platzierung und selbst Bürgermeister Hipelius wurde kurzerhand als „Polizeipräsident“ und Verleger Gunnar Grünke als „Polizeihauptkommissar“ in die szenische Darbietung von Schülerinnen der Maria-Ward-Schulen eingespannt, die im Ausschlussverfahren „Auf der Suche nach Mister X“ den Spannungsbogen aufbauten, ihn gekonnt einen ganzen Abend hielten.
Durch „Überwachungsvideos“ konnten zunächst sechs der Bewerber „aus dem Kreis der Verdächtigen ausgeschlossen werden“, bevor die „Ermittlerinnen“ nach und nach durch Beweisstücke die Gewinner entlarvten. Kommissare tauchten ständig allerorten im Spiegelsaal der Harmonie auf der Suche nach Indizien auf, bis am Ende klar war: Mister X war gefunden, der 1. Preis stand fest! Mister X war „dem Bamberger Reiter auf der Spur“.
„Spannend wie eine Oscar-Verleihung“
Allein die Gestaltung des Abends war preisverdächtig, zeigt sie doch deutlich die hohe Bedeutung von Kultur und Schule. Das städtische Kulturamt unterstützt seit Jahren Kooperationen mit KünstlerInnen und Kulturschaffenden und der Schulbuchverlag C.C.Buchner prämiert seit nunmehr 7 Jahren die besten Kooperationsprojekte. Die kenntnisreich besetzte, unabhängige Jury konnte heuer unter zehn Projekten aus den unterschiedlichsten Bereichen auswählen. Die Würdigungen der Juroren Birte Itta (UNESCO-Lehrstuhl Kulturelle Bildung, Universität Erlangen-Nürnberg), Patrick Moos (Künstler, Philosoph, IG Aktive Mitte) und Irmin Pitrof-Schubert (Maria-Ward-Gymnasium) sind Zeugnis von deren intensiver Auseinandersetzung mit den einzelnen Projekten.
Bereits vor der offiziellen Bekanntgabe erhielten die Besucher die Gelegenheit, im Rahmen einer kleinen Ausstellung im Grünen Saal der Harmonie mit Schülern, Lehrkräften und Kulturschaffenden ins Gespräch zu kommen und sich über die einzelnen Projekte zu informieren. Die ausgezeichneten kulturpädagogischen Projekte haben alle eins gemeinsam: Sie zeigen die vielfältigen Möglichkeiten von Kooperationen zwischen Kultur und Schule und machen deutlich, welch positive Wirkung Kulturelle Bildung haben kann. Ziel des C.C.Buchner-Preises ist es, das Bewusstsein für die Bedeutung Kultureller Bildung zu stärken und all diejenigen zu würdigen, die sich in diesem Bereich in besonderem Maße engagieren. Doch nicht nur die Gewinner standen bei der Preisverleihung im Mittelpunkt. Auch die übrigen sechs Bewerber wurden auf die Bühne gebeten und erhielten als kleine Anerkennung jeweils eine gefüllte „Kultur.Kasse“.
Vier kulturpädagogische Kooperationsprojekte ausgezeichnet – das Urteil der Jury
1. Preis (1000 Euro)
Dem Bamberger Reiter auf der Spur
Erlöserschule und Bertold-Scharfenberg-Schule der Lebenshilfe Bamberg in Kooperation mit Christiane Hartleitner (Kunsthistorikerin)
„Bei „Dem Bamberger Reiter auf der Spur“ war sich die Jury sofort einig: hier gibt es nichts zu kritisieren! Das Projekt besticht durch ein starkes, kulturpädagogisches Konzept und geht dabei einen unbeschwerten Weg.
Die kulturgeschichtlich „außergewöhnliche Persönlichkeit“ – den Bamberger Reiter – als zentrale Figur des integrativen Projekts auszuwählen, sammelt konzeptionell gleich die ersten Pluspunkte. Die vielen unterschiedlichen, aber sehr schülergerechten Herangehensweisen an das Thema bringen allen Teilnehmern viel (Lern-)Spaß.
Das Zusammentreffen der unterschiedlichen Schüler der Mittelschule und der Schule der Lebenshilfe endet nicht bei einer Begegnung der beiden Einrichtungen, sondern setzt da erst an: Die Schüler erarbeiten gemeinsam vielfältige, kreative Geschichten, erkunden zu zweit in einer Entdeckungsreise durch Bamberg die Stadt selbst und erhalten den nötigen Freiraum kreativ zu sein. Den öffentlichen Raum einzubinden, unterschiedliche Begegnungsstätten zu schaffen, witzige Fotos zu schießen und die vielerlei Aktionen mit und um den Bamberger Reiter sind absolut erfolgreiche Puzzleteile zu einem rundum gelungenem Projekt! Das Wissen, das sich die Schüler über die zentrale Figur des Reiters angeeignet haben, kann in der Zukunft auch als Kommunikationsbrücke fungieren. Durch die entstandenen Postkarten erfährt das Projekt auch eine schöne Sichtbarkeit. Doch nicht nur die wunderschön gestalteten Postkarten und die Ausstellung(en) lassen das Projekt garantiert nicht so schnell in Vergessenheit geraten!“
Und tatsächlich waren Schüler der Erlöser-Mittelschule und der Bertold-Scharfenberg-Schule der Bamberger Lebenshilfe im Alter von 14 bis 16 Jahren gemeinsam mit der Kunsthistorikerin Christiane Hartleitner ein ganzes Schuljahr dem Bamberger Reiter auf der Spur. Sie besuchten den Dom und informierten sich in der Dombauhütte über den Bau einer Skulptur, woraufhin diese 18 Gips-Abgüsse der Reiterbüste zur gemeinschaftlichen Bemalung zur Verfügung stellte. Und auch sonst beschäftigen sich die Schüler mit vielfältigen kreativen Ausdrucksformen: Mit Öl-Pastell-Kreiden zeichneten sie den Reiter auf seinem Pferd, platzierten und fotografierten die bemalten Gipsbüsten im Stadtgebiet, erstellten eine Textfahne mit Projektbeschreibung sowie 4 Themenplakate. Zudem wurden 6 Postkarten entworfen, deren Motive aus einer Auswahl der Zeichnungen und Fotografien bestehen.
Das Ergebnis war eine nachhaltige Ausstellung, die u.a. im Rahmen des Kulturfestes Bamberg-Ost im Oktober 2013 gezeigt wurde. Mit dem Inklusionsprojekt sollte mittels Kunst und Kultur ein achtsames Miteinander von Jugendlichen mit und ohne Behinderung ermöglicht werden. Darüber hinaus wurden wichtige Welterbe-Kenntnisse vermittelt.
2. Preis (500 Euro)
Projektwoche Mittelalter
Grundschule Bischberg in Kooperation mit der Universität Bamberg / Lehrstuhl für Deutsche Philologie des Mittelalters
„Bei der Projektwoche Mittelalter wurde schnell klar, dass es sich nicht um eine „gewöhnliche“ Projektwoche handelt. Es werden nicht nur übliche Gedanken zum Mittelalter behandelt, sondern vielmehr kreative und vielfältige Eigenleistungen der Schüler umgesetzt. Die Zusammenarbeit mit der Universität Bamberg und die Einbindung der Studenten schafft vielseitige Synergieeffekte: So sehen z.B. die zukünftigen Lehrkräfte wie Schulalltag kreativ und effektiv gestaltet werden kann. Zudem wurden die Studenten in dieser Arbeit persönlich und formal integriert. Das zeigt sich nicht zuletzt darin, dass die Projektwoche mit Credit Points bewertet wurde. Das starke kulturpädagogische Konzept geht schülergerecht und didaktisch wertvoll mit vielfältigsten Ansatzpunkten auf die Teilnehmer ein und schafft ein wahrhaft „echtes“ Projekt. Das Thema Mittelalter wird äußerst lebendig und facettenreich aufgearbeitet und die Schüler lernen quasi „en passant“ Lehrplaninhalte mit viel Spaß bei der Sache. Die Ergebnisse des Projekts sind in jeder Hinsicht ansprechend und einfach Klasse! Das Projekt schien ein Selbstläufer gewesen zu sein, der spürbar Spaß gemacht hat. Vieles wurde dabei in der Praxis gelernt und umgesetzt. Dabei war anscheinend viel echte intrinsische Motivation im Spiel, auch auf der Seite der beteiligten Studenten. Das wird auch daraus offensichtlich, dass einige Studenten die Themen für ihre Zulassungsarbeiten während des Projektes gefunden haben. Da es sich um ein „buchbares“ Projekt handelt, kann man nur hoffen, dass es viele Nachahmer in anderen Schulen geben wird. Denn so wird Mittelalter in!“
2013 feierte die Gemeinde Bischberg ihr 1000-jähriges Jubiläum. In Hinblick auf das Schulfest der Grundschule im Juli 2013 sollte den Schülern in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Deutsche Philologie des Mittelalters (Initiative MimaSch) das Thema „Mittelalter“ nahegebracht werden. Von Universitätsseite waren 28 Studierende Teil dieser Projektwoche. Fünf Themen wurden herausgearbeitet, aus denen sich jeder Schüler der 1. bis 4. Klasse (Auflösung der Klassen- und Jahrgangseinteilung!) seinen Favorit aussuchen durfte. Unter anderem entstanden während der Woche Comics zum Thema „Heldenepen“ mit eigenen Fotos und Texten, ein Burgmodell aus einem Bausatz, der von den Schülern entworfen und hergestellt wurde, ein Lederbeutel mit Tonfiguren und selbst gebackenen Spielsteinen, Gauklermützen aus Filz, Musikinstrumente sowie das Erschließen und Benutzen der mittelalterlichen Sprache. Seit Februar 2013 liefen zudem Proben für das Theaterprojekt „Der Arme Ritter“ nach Peter Hacks, das ebenfalls im Juli aufgeführt wurde. Hier machten die Schüler der 3. und 4. Klassen riesige Fortschritte in allen Bereichen des Theaterspielens. Am Ende der Woche wurden alle Projekte in der Schulaula präsentiert. Darüber hinaus sind mehrere studentische Zulassungsarbeiten aus der während der Woche geleisteten Arbeit hervorgegangen.
3. Preis (250 Euro)
Der Bamberger Sortengarten
Kaiser-Heinrich-Gymnasium in Kooperation mit Zentrum Welterbe Bamberg, Verein Bamberger Sortengarten – GRÜNES ERBE Bamberg e. V., DENK-MAL-STIFTUNG Bamberg/Bischberg, Bayer. Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau
„Der Bamberger Sortengarten“ sticht von Anfang an aus bekannten Projekten heraus. Einen Sortengarten zu entwickeln setzt an einem für Bamberg zentralen Thema an und die Umsetzung mit Schülern zu bestreiten verdient von Anfang großes Lob. Denn das Projekt zeichnet sich nicht zuletzt durch die hohe Eigenbeteiligung der Schüler aus. Die vielfältige Herangehensweise an das Thema Gärtnerkultur, das Aufgreifen einer aktuellen Thematik, die lokal und global relevant ist und die Teilnahme an dem Kongress in Berlin komplettieren das Projekt zu einem wahrlich auszeichnungswürdigen Modellprojekt. Dem Kaiser-Heinrich-Gymnasium mit den unterschiedlichen Kooperationspartnern ist hier eine außergewöhnliche und überaus beeindruckende Zusammenarbeit gelungen, bei der einerseits ein zentraler Aspekt des „Weltkulturerbes Bamberg“ aufgegriffen und zugleich der „Tellerrand Bambergs“ überwunden und darüber hinaus geschaut wurde. „Der Bamberger Sortengarten“ schafft etwas Dauerhaftes für die komplette Stadt und hat das Wort „nachhaltig“ in seiner absoluten Bedeutung mehr als verdient! Vielen Dank für das großartige Engagement von allen Beteiligten!“
Ziel des Projekts „Urbaner Gartenbau“, das das Zentrum Welterbe von 2009 bis 2013 durchführte, war es, die Anbauflächen innerhalb der Gärtnerstadt als Teil des UNESCO-Welterbes zu erhalten und weiterzuentwickeln. Die Idee der Beteiligung des KHG bei der Einrichtung eines Bamberger Sortengartens entstand 2011 und fand im Rahmen des P-Seminars „Mehr als Kraut und Rüben“ statt. Die Schüler beschäftigten sich mit der Frage: „Biodiversität, Sortenvielfalt und EU-Saatgutverordnung – was ist das überhaupt und was geht mich das an?“ Idee des Seminars war es, durch praktische Arbeit das Bewusstsein für die Bedeutung und sinnvolle Nutzung lokaler Pflanzensorten zu schaffen und sie handelsüblichen Sorten gegenüberzustellen. Beim Anlegen des Gartens waren die Schüler in alle Bereiche miteinbezogen und fertigten z.B. auch Schieferplatten zu Pflanzschildern. Zu Beginn des Schuljahres 2012/13 konnten sie das angebaute Gemüse ernten und auf typisch Bamberger Art zubereiten. Durch Zusammenarbeit mit der DENK-MAL-STIFTUNG konnte die Arbeit im Juli 2013 auf dem 20. Soroptimist International of Europe Kongress in Berlin vorgestellt werden, wo die Schüler einen dreisprachigen Vortrag hielten.
Sonderpreis für langjähriges Engagement (750 Euro)
10 Jahre Schul-Musical-Arbeit
Jutta Hamprecht-Göppner, Tobias Wenkemann und Caritas Fachakademie für Sozialpädagogik in Kooperation mit Nikola Voit (Kostümgestaltung) und Michael Kegelmann (Tanzchoreografie)
„10 Jahre Schul-Musical-Arbeit“ an der Caritas Fachakademie für Sozialpädagogik ist ein in höchstem Maße auszeichnungswürdige Projektarbeit, die ihresgleichen sucht. Innerhalb eines ganzen Jahrzehnts wurde an der Schule wertvolle, kreative kulturpädagogische Arbeit geleistet, was weit über einen normalen Schulalltag einer Fachakademie hinausgeht. In vielen Stunden wurden Themen ausgewählt, Stücke eigenhändig geschrieben und mit einfachen Mitteln sehr ansprechend und ideenreich umgesetzt. Dabei merkt man dem Projekt eine schrittweise Professionalisierung an. Jedes Jahr wurde ein neues, spannendes Thema ausgewählt und zielgruppengerecht aufgearbeitet. Die Umsetzung der Stücke lässt sofort auf eine intensive inhaltliche Auseinandersetzung mit den jeweiligen Themen schließen und beeindruckt nicht nur die Jury! Viele hunderte von Schülern und Kindern konnten in den vergangenen zehn Jahren von dieser beeindruckenden Projektarbeit profitieren. Dass auch befreundete Schulen im Ausland die hier entstandenen Musicals aufgeführt haben, spricht für deren professionelle Qualität. Die Musicals glänzen mit beeindruckender Eigeninitiative, liebevoller Detailarbeit, bezaubernden Kostümen und super Musik! Die jahrelange Umsetzung durch die Lehrkräfte Jutta Hamprecht-Göppner und Tobias Wenkemann verdient einen besonders großen Applaus. Applaus für soviel Hingabe, für beachtliches Engagement und für die Motivation sich jedes Jahr aufs Neue auf solch ein Großprojekt einzulassen. Die 10-jährige Musical-Arbeit der Fachakademie am Jakobsberg hat die Kulturelle Bildungslandschaft Bambergs und auch den Schul- und Kindergartenalltag vieler Bamberger Kinder nachhaltig bereichert. Diese beispielgebende Projektarbeit erhält wohlverdient den C.C.Buchner-Sonderpreis für langjähriges Engagement 2014.“
2013 endete die seit zehn Jahren bestehende, hochwertige und nachhaltige Musicalarbeit an der FAKS. Insgesamt wirkten 222 Studierende (Wahlfach „Darstellendes Spiel“) an dem Projekt mit. Jedes Jahr wurde an drei Wochenenden eine komplette Musicalaufführung auf die Beine gestellt. Mit den größer werdenden Erfahrungswerten wurden die Stücke später auch selbst geschrieben. Insgesamt wurden zehn Musical-Eigenproduktionen aufgeführt, 100 weitere Aufführungen organisiert und vier Kooperationsprojekte zu Kostümgestaltung und Tanzchoreografie durchgeführt. Hinzu kommen unzählige Stunden Autoren-, Organisations-, Produktions-, Regie-, Probe-, Aufbau-, Abbau- und Spielzeit. Das Projekt hat auf sechs verschiedenen Ebenen angesetzt und gewirkt: für die Studierenden selbst, für das Schulklima der Fachakademie, für Praktikanten, für Kindergärten und Schulklassen, die die Stücke besucht und nachbesprochen haben, für Schulen und Theatergruppen, die die Stücke nachgespielt haben (sogar in anderen Ländern!) und für das Bild, das die Öffentlichkeit von der Ausbildung zur/zum Erzieher/in hat.
(Weitere Informationen finden Sie hier)
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