Inklusion kreativ-Wettbewerb von Aktion Mensch: Wir sind dabei!

 Christiane Hartleitner

Kultur und Kunst kann die Wege für ein achtsames Miteinander von Jugendlichen mit und ohne Behinderung bereiten. Davon sind drei Frauen überzeugt: die Lehrerinnen Susanne Marcum, Monika Hofmann und die Kunsthistorikerin Christiane Hartleitner. Gemeinsam planten sie diese Kooperation zwischen der Bertold-Scharfenberg-Schule der Bamberger Lebenshilfe, einem Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, und der Erlöser-Mittelschule. Dass der schulische Bildungsanspruch davon nur profitieren kann, hat sich deutlich gezeigt.

Die 14–16-Jährigen Schüler waren ein ganzes Schuljahr immer wieder dem Bamberger Reiter auf der Spur. Sie stürmten die Dombauhütte in der Hofhaltung am Dom, um die Herstellung einer mittelalterlichen Skulptur mit den bis heute gebräuchlichen Techniken und Werkzeugen kennen zu lernen. Gemeinsam unternahmen sie einen ausgiebigen Dombesuch. Vor Ort wurde schnell klar, dass der Reiter genau an der richtigen Stelle im Dom steht: die Kruppe, so nennt man das Pferde-Hinterteil, empfängt den Besucher und die Wallfahrer, wenn man durch das prächtige Fürstenportal den Dom betritt. Das macht neugierig und lenkt den Blick weiter auf den ehemaligen Standort des Kaisergrabs im Bamberger Dom. Die Schüler verfolgten gespannt, dass Reiter und Pferd ursprünglich farbig bemalt waren.

Angeregt durch die intensive Beschäftigung ließen sie im Dom ihrer eigenen Kreativität freien Lauf und zeichneten mit Öl-Pastell-Kreiden auf farbigem Tonpapier den Reiter mit seinem Pferd. Die Dombauhütte hat den Schülern für dieses Projekt Abgüsse der Büste des Reiters zur gemeinschaftlichen Bemalung zur Verfügung gestellt. In der Schule der Bamberger Lebenshilfe, bemalten die Schüler in klassenübergreifenden Teams diese Büsten, wobei auch hier der Kreativität freien Lauf gelassen wurde.

Die Farbe war gerade rechtzeitig getrocknet, da entführten die Schüler die von ihnen gestalteten Reiterbüsten und trugen sie durch Bamberg. Sternförmig zogen sie vom Stadtzentrum aus in die ganze Stadt, zeigten dem Reiter die Liebesschlösser der Kettenbrücke, den wunderbaren Ausblick vom Turm des Geyerswörthschlosses, die Sandstraße und den Domplatz. Hierbei sind viele, wirklich viele Photographien entstanden. Doch damit nicht genug: Vom Ehrgeiz gepackt machten sich alle gemeinsam in den Räumen der Erlöserschule an den Nachbau des Reiters auf seinem Pferd. Mit Drahtgeflecht, Papier und Kleister wurde der Modellbau praktiziert und die fast lebensgroße Figur noch farbig angemalt.

Zarte Freundschaften sind während der zahlreichen Treffen entstanden, ein achtsames Miteinander war jedes Mal selbstverständlich. Die Defizite des einen werden von den Gaben des anderen aufgefangen. Zudem haben sich die SchülerInnen „ihren“ Bamberger Reiter angeeignet, er gehört zu ihrem Vermächtnis – eine wunderbare Kooperation mitten im Welterbe Bamberg.

Hier auf der Seite ist eine Übersicht aller Inklusionsprojekte und es darf bewertet werden.

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Ein feiner Geldsegen der Stiftung der Sparkasse Bamberg für Kunst, Kultur und Denkmalpflege