Mitteilung des VCD Bamberg
Die Verkehrssituation in Waizendorf hat seit langem zu Änderungen gedrängt. Wer sich heute, nach diesem entsetzlichen Unfall, immer noch durchgreifenden Maßnahmen versperrt oder sie zu verzögern sucht, wird seiner Verantwortung nicht gerecht. Für die Waizendorfer müssen schützende Maßnahmen ergriffen werden, und zwar sofort. Wer nicht eingreift, nimmt bereits das nächste Unfallopfer in Kauf.
Vor vier Jahren war schon mal eine Verkehrsschau; sie hatte „nichts gebracht“. Verkehrsschauen müssen sein; das steht außer Frage. Verkehrsschauen können uns aber nicht das eigene Denken abnehmen, und dem Gemeinderat und dem Bürgermeister nicht das eigene Entscheiden. In einer Verkehrsschau werden Mittel gesucht oder Mittel vor Augen geführt, einen bestimmten Zweck zu erreichen. Stellen wir ein Tempo 30-Schild auf, um zu verträglicheren Geschwindigkeiten zu kommen? Installieren wir eine Ampel, um den Fahrzeugen aus der Nebenstraße eine Chance zu geben? Eine Verkehrsschau hat dabei ausschließlich über Mittel zu befinden, nicht über einen Zweck. Den Zweck geben Gemeinderat und Bürgermeister vor – das heißt im Klartext: die Einwohner.
Der Zweck in Waizendorf ist das sichere Queren der Fahrbahn, und zwar für alle Einwohner. Diesem Zweck haben alle Verantwortlichen zuzuarbeiten. Eine Verkehrsschau, die für diesen Zweck nichts beibringt, hat ihren Zweck verfehlt. Eine verkrachte Verkehrsschau ist aber nicht das Ende der Fahnenstange. Im Gegenteil: nach einer verkrachten Verkehrsschau hat der Gemeinderat freie Hand, das für die verschiedenen Möglichkeiten debattierte Für und Wider selber zu gewichten, dann eine Entscheidung herbei zu führen, und dann mit einem Antrag an die zuständige Behörde heran zu treten.
Über zwei Möglichkeiten wird bisher gestritten: eine Bedarfsampel die eine, Verkehrshelfer die andere. Dass nur die Verkehrshelfer möglich sein sollen, ist eine falsche Auskunft. Selbstverständlich ist auch eine Ampel möglich. Freilich stört eine Ampel die Autofahrer, die nur schnell durch den Ort düsen wollen. Wer diesen Autofahrern die Straße freihalten will, wird alles versuchen, eine Ampel zu verhindern.
Was bringen Verkehrshelfer? Die Verkehrshelfer gibt es nur in der halben Stunde „vor Unterrichtsbeginn“, und vielleicht noch mal zu einem „Unterrichtsende“. (Je länger die Verkehrshelfer da stehen sollen, um so schwieriger wird es, welche zu finden.) Was ist mit dem Rest des Tages? Da ist kein Verkehrshelfer da. Im ganzen Rest des Tages also Querungsroulette? Selbstverständlich haben alle Waizendorfer einen Anspruch darauf, während des ganzen Tages die Straße queren zu dürfen, und zwar immer ohne Lebensgefahr. Alle Waizendorfer – große und kleine, alte und junge. Für den ganzen Rest des Tages bringen die Verkehrshelfer nichts.
Es bleibt nur die Ampel. Sie ist den ganzen Tag in Betrieb und bietet jedem und immer eine Hilfe zur Überquerung. Wo genau sie hingestellt wird, welche zusätzlichen Markierungen unterstützend sein können, welche Umbauten der Straßenführung nötig sind, das kann nur eine Verkehrsschau vor Augen führen. Anschließend begutachtet der Gemeinderat den Rat der Teilnehmer, und daran anschließend entscheidet der Gemeinderat, welchen Antrag er an das Staatliche Bauamt richten lässt.
Wir gehen davon aus, dass die Waizendorfer im Bauamt offene Ohren finden. Die Blockadehaltung von früher ist lange vorbei; auch die Rechtslage hat sich gravierend verändert.
Die Waizendorfer werden in absehbarer Zeit auch diese Straße sicher queren können. Wenn – wenn Gemeinderat und Bürgermeister die Sache entschlossen in die Hand nehmen.
Der VCD hat uneingeschränkt recht. Doch solange Verkehrs- und Ordnungsbehörden (einschließlich Polizei) Verkehr nur ernstnehmen, wenn er motorisiert stattfindet, und diesem alles andere unterordnen wollen, ändert sich nicht viel – möglicherweise einmal an einem Ort nach einem schweren Unfall, aber nicht grundsätzlich.
Weshalb wohl ist beinahe die gesamte Verkehrserziehung von Automobilclubs, Kraftfahrzeugindustrie und ihnen nahestehenden Organisationen dominiert? Sie gestalten das „Lehr“material, stellen oft sogar das Personal – und kaum jemand in Schulen und Kindergärten hinterfragt dies. So sollen schon die Kleinsten darauf getrimmt werden, sich dem Autoverkehr unterzuordnen und sehnsüchtig dem eigenen Führerschein entgegenzufiebern.