Das Drama um die Jugendherberge nimmt seinen Lauf

Redaktion

Jugendherberge Wolfsschlucht. Foto: Erich Weiß

Nach der Anschuldigung der GAL und der Zurückweisung durch den OB meldet sich nun eine weitere Fraktion, die Freien Wähler, zu Wort. Stadtrat Dieter Weinsheimer sieht die Sachlage etwas anders als die GAL – in der Konsequenz aber verurteilen auch die Freien Wähler das Vorgehen des OB.

Die von „vielen so geliebte Jugendherberge“ sollte auf jeden Fall für die Jugend erhalten bleiben, so tönte es aus den großen Fraktionen des Stadtrates, und zwar so laut, dass bisweilen die Menschlichkeit etwas auf der Strecke blieb, denn ausgerechnet Asylbewerbern wollte man die Jugendherberge nicht überlassen. Herr Weinsheimer weist nun wohl zurecht darauf hin, dass die Stadt nicht das nötige Klein- oder Großgeld für eine Renovierung hat und sieht nur die Wahl zwischen langsamen Verfall oder sofortigem Abriss der Wolfsschlucht.

Hätte man zu Beginn der Diskussion das Gebäude der Regierung von Oberfranken überlassen und dort einige Jahre Asylbewerber untergebracht, hätte man ein großes Herz gezeigt und wahrscheinlich die Kosten für die Renovierung vom Bezirk Oberfranken erhalten.

Die Heuchelei um die Wolfsschlucht

Das Bundesbauministerium schüttete 2009 aus seinem Förderprogramm für Welterbestätten hohe Summen aus, die zügig verbaut werden sollten. 1,68 Millionen  flossen in die Sanierung des ehemaligen Waisenhauses am Kaulberg. Im Herzen der Altstadt entstand für ca. 6 Mio € die neue Jugendherberge. Bereits damals war man in Kenntnis des maroden Zustands der Wolfsschlucht, nahm deren Abwicklung in Kauf, doch kommunizierte dies nicht, zumindest nicht ausreichend – das rächte sich mit dem Zulauf zum Bürgerbegehren von Norbert Tscherner. Für so manchen dreht sich das Bamberger Monopoly-Spiel zu schnell.

Presseerklärung von Dieter Weinsheimer

Der Oberbürgermeister hat formal Recht, wenn er die Vorhaltungen der GAL-Fraktion zurückweist, er habe bei der Bewilligung der Planungskosten von 300.000 € seine Befugnisse überschritten.

Ein kritikwürdiges Verhalten der Verwaltung kann allerdings in ihrer Vorgehensweise gesehen werden. Der Stadtrat stand unter dem Druck der Drohung des Stadtratskollegen Norbert Tscherner, ein Bürgerbegehren zum Erhalt der Jugendherberge durchführen zu wollen. Daraufhin beschloss der Stadtrat auf Vorschlag der Verwaltung, eine möglichst aussagekräftige Planung über drei Sanierungsvarianten vornehmen zu lassen. Gleichzeitig sollte eine zweckgebundene Rücklage über 750.000 € gebildet werden. Dass von dieser Rücklage gleich 300.000 € für die Planungsarbeiten ausgegeben worden sind, schockte die Stadtratsmitglieder. Dazu kam die Mitteilung, dass eine Sanierung wohl nicht unter 6 Mio € zu machen sei.

Der Ärger der GAL-Fraktion begründet sich ebenso wie bei mir auf die Befürchtung, dass von vorneherein die Kosten so hoch „getrieben“ werden, damit dem Stadtrat nichts anderes mehr übrig bleibt, als das Gebäude doch abreißen zu lassen. Denn diese Summen sind im städtischen Haushalt nicht mehr darzustellen.

Ein Grund, dass meine Fraktion eine mögliche zukünftige Nutzung als Jugendhostel und eine Sanierung im Bestand ohne zusätzliche Baumaßnahmen (noch dazu in den Berg hinein!) vorschlug. Ein Jugendhostel richtet sich speziell an Rucksacktouristen und Fahrradwanderer und wäre mit Sicherheit die kostengünstigste Lösung.

Wenn man jetzt noch davon ausgeht, dass nach Auskunft der Regierung von Oberfranken bis Ende dieses Monats alle Asylbewerber aus dem Gebäude Wolfschlucht umgesiedelt worden sind, dann wird von da an Leerstand sein. Leerstand heißt, dass ein Gebäude schnell in der Substanz verkommt. Wenn nun der Stadtrat die notwendigen Millionen für eine Sanierung nicht bereitstellen kann, dann bleibt nur noch der ersatzlose Abbruch.

Am Ende hätte man mindestens 300.000 Euro an Planungskosten in den Sand gesetzt, nur um zu erreichen, was vielleicht doch ursprünglich gewollte Absicht war. Das ist/wäre dann der eigentliche Skandal. Und daran ist der Oberbürgermeister durchaus beteiligt.

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Planungen Wolfsschlucht: Wie konnte der OB 300.000 Euro ausgeben? / Noch mehr als die Jugendherberge Wolfsschlucht steht der Ruf Bambergs auf dem Spiel / Die Wolfsschlucht bleibt eine Herberge / Die Zukunft der Wolfsschlucht