Die Diskussion um den zunehmenden Busverkehr an der Promenade nimmt an Fahrt auf. Das ist wichtig, verstärkt sich damit das Bewusstsein, dass der Verkehr die Denkmäler gefährdet und so Bamberg an einer seiner empfindlichsten Stellen getroffen wird: am Weltkulturerbe. Ein Beitrag zu Debatte lieferte unlängst das Interview mit Peter Braun (hier), ein weiterer sind nun die Alternativvorschläge von Peter Gack (GAL).
Peter Gack
AnwohnerInnen und GeschäftsinhaberInnen der südlichen Promenade laufen Sturm, weil Stadtbusse, Regionalbusse und zu allem Übel auch noch die Busse der Flusskreuzfahrtschiffe durch die südliche Promenade fahren. Sie empfinden die Busse alles andere als verkehrsberuhigend und qualitätssteigernd für ihre Straße, sind durch Lärm geplagt und fürchten zudem – vor allem wegen des dort ungeeigneten Straßenunterbaus – Schäden für die Bausubstanz ihrer Häuser.
Doch andererseits sind gerade Busse eine wichtige Säule der zur Verkehrsberuhigung in der Innenstadt, die trotzdem erreichbar sein soll. Eine zukunftsfähige Stadtpolitik muss den ÖPNV fördern, um die Mobilität vom Auto mehr auf die Verkehrsmittel des Umweltverbunds (Fuß, Rad, Bus) zu verlagern. Und dafür muss es ein nötiges Busangebot geben – und die Busse müssen natürlich auch irgendwo halten.
Ein unlösbares Dilemma?
Prallen an der südlichen Promenade die Ziele „ÖPNV“, „Verkehrsberuhigung“ und „attraktive Innenstadt“ in unvereinbarem Widerspruch aufeinander?
Alle diese Ziele, die bereits im Masterplan Innenstadt formuliert wurden (siehe unten) lassen sich unter einen Hut bringen, wenn man versucht, neue Wege zu gehen und die ausgetretenen Pfade einmal zu verlassen.
Die GAL stellt deshalb folgende Problemlösungsideen zur Diskussion:
- Was die Busse der Flusskreuzfahrtschiffe betrifft, fällt die Lösung ja noch leicht. Die GAL hält es ohnehin für Unfug, die Busse vom Hafen kommend erst durch einen Teil der Innenstadt bis zur südlichen Promenade fahren zu lassen. Vielmehr böte es sich an, die Gäste entweder am alten Hallenbad oder am Markusplatz aussteigen zu lassen und dort auch wieder abzuholen. Die bisher dagegen vorgebrachten Argumente sind aus Sicht der GAL nur vorgeschoben. Hinter dem sturen Festhalten am Standort südliche Promenade stecken wohl vor allem die Tourismus-Geschäftsinteressen der Langen Straße.
- Die Ein- und Ausstiegsstelle Willy-Lessing-Straße für die Regionalbusse barg in der Vergangenheit – vor allem für die Schulkinder in den Spitzenzeiten – ein extrem hohes Unfallrisiko. Der Gehsteig, der dort als Aufstellfläche für Wartende und Ein- bzw. Aussteigende diente und über den auch noch gleichzeitig der normale Fußgängerverkehr abgewickelt werden musste, ist viel zu eng und damit die Gefahr eines Unfalls (weil z.B. ein Kind einmal geschubst wird und vom Gehsteig auf die Fahrbahn fällt) sehr hoch.
Die Haltestelle muss deshalb aber noch lange nicht an die südliche Promenade verlegt werden. Verkehrssichere Aufstellflächen für die Busfahrgäste könnten sowohl auf dem Gelände des Kreiswehrersatzamtes (zurückgebauter 60er-Jahre-Bau an der Ecke Franz-Ludwig-Straße) als auch auf dem Parkplatzgelände der Villa Wassermann eingerichtet werden. Mit einfachen baulichen Umbaumaßnahmen an diesen Stellen könnten Regionalbusse wieder in der Willy-Lessing-Straße ihre Fahrgäste aufnehmen und absetzen und würden nicht mehr die südliche Promenade befahren. - Der aktuelle Fahrplan der städtischen Verkehrsbetriebe ist so ausgelegt ist, dass alle Stadtbusse zentral an der Promenade halten und dort an den Bussteigen längere Warte- und Pufferzeiten haben. Dadurch ist eine Vielzahl von Bussteigen für den Stadtbusverkehr notwendig. Diese befinden sich mittlerweile nicht nur auf der mittleren Promenade, also der Kernzone des ZOB, sondern auch in der Brückenstraße, in der Franz-Ludwig-Straße und eben auch auf der südlichen Promenade.
Eine Systemreform könnte das ändern – „Durchmesserlinien“ hießt hier das Zauberwort. Solche Durchmesserlinien haben ihren Anfangs- und Endpunkt an anderen Stellen im Stadtgebiet, sie fahren den ZOB nur als Haltepunkt an, haben dort aber keinen Aufenthalt, Pufferzeiten werden also woanders eingeplant. Auf diese Weise bräuchte man nicht so viel Platz am ZOB, denn um genauso viele Linien und Halte abzuwickeln, wären weniger Bussteige nötig. Man könnte also die Haltestellen an der südlichen Promenade wieder auflösen.
Die Empfehlung an die Stadtwerke, Durchmesserlinien einzuführen, stammt übrigens bereits aus den beginnenden 80er Jahren, vom Verkehrsgutachter Schubert, und auch Prof. Kirchhoff, der für die Stadt ein umfassendes Verkehrskonzept erstellt hat, schrieb dieselbe Forderung ins Hausaufgabenheft der Stadt.
Die GAL wird diese Vorschläge in den weiteren Beratungen einbringen und freut sich auf Rückmeldungen aus der Bürgerschaft zu diesen Ideen.
Zitate aus dem vom Stadtrat beschlossenen Masterplan Innenstadt:
- „Vielfältige Platzsituationen (z.B. Am Kranen, Maxplatz, Heumarkt, Obstmarkt, GrünerMarkt, Promenade, Schönleinsplatz) stärker ins Bewusstsein rücken und ihren spezifischen Charakter gestalterisch herausheben“
- „Im Zuge von Verkehrsberuhigung Straßenräume umgestalten und gewonnene Räume für bessere Aufenthaltsqualität nutzen (Boulevardcharakter), die Situation für Fußgänger und Radfahrer verbessern, Außengastronomie ermöglichen, Flaniermöglichkeiten verbessern (z.B. Lange Straße, Hauptwachstraße, Kettenbrücke und Königstraße).“
- „Projekt Ö-2.7 ‚Neugestaltung Südliche Promenade‘ mit:
• Steigerung der Wegeattraktivität
• Steigerung der Aufenthaltsattraktivität
• Erhöhung der Barrierefreiheit
• Umsetzung Lichtmasterplan“
Die Idee eines Rückbaus des Kreiswehrersatzamtes und Nutzung des Geländes für den Busverkehr ist sehr charmant. Das ist ohnehin eine der größten Bausünden in Bamberg inmitten der villenartigen Bebauung aus der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert.
Den Busverkehr noch näher an die Villa Wassermann zu rücken (Vorschlag Nutzung Parkplatz) halte ich dagegen für ungünstig. Schon jetzt klagen die Besitzer über Schäden durch die Erschütterungen des Busverkehrs.