Warum Steffen Hamann auf keinen Fall gegen Marco Huck boxen sollte

Winnie Wenzel

Warum Steffen Hamann auf keinen Fall gegen Marco Huck boxen sollte. Und eine Frage an die Leser

Dramatik, Tragik, Verschwörung (?), großes Kino! Da gewinnen die Artland Dragons ihre zweite Playoff-Begegnung 84:92 in München und verlieren vielleicht zugleich die Serie. Die Gäste zogen dem Gegner über 35 Minuten souverän die Lederhosen aus, verloren dann aber durch eine undurchsichtige Szene die Linie. Die Süddeutsche Zeitung schreibt dazu folgendes: „Die Schlussphase gestaltete sich jedoch unschön: 4,49 Minuten waren noch zu spielen, als Steffen Hamann plötzlich auf dem Boden lag. Der überragende Dragons-Spielmacher David Holston hatte nach einem Rempler in Richtung Hamann geschlagen und diesen mit der Hand im Gesicht getroffen. Hamann stürzte spektakulär zu Boden, es gab ein Handgemenge.“

Leider, leider habe ich all das verpasst. Als ich ein paar Sekunden nach besagtem Geschehen nach Hause kam und die SPORT 1-Übertragung einschaltete, sah ich nur noch aufgeregt kommunizierende Schiedsrichter und Trainer, ratlos herumstehende Spieler und noch ratloser drauflos spekulierende Kommentatoren. Dann gab es eine Menge Freiwürfe, zwei Spieler-Disqualifikationen, und zwar ausschließlich auf Quakenbrücker Seite (mit Holsten, bis dato 21 Punkte, und Peavy traf’s auch noch die Besten) und in der Folge eine wilde Aufholjagd der Münchener, die den 80:63-Vorsprung der Dragons tatsächlich noch in echte Gefahr brachten. Diese konnten den Sieg erst in der letzten Minute sichern, indem sie ihre zuvor absolut konfuse Verteidigung endlich wieder organisiert kriegten.

Nun wird eine Liga-Kommission darüber entscheiden, ob und wie lange die disqualifizierten Spieler gesperrt bleiben. Angeblich fällt diese Entscheidung nur auf Basis schriftlicher Berichte der Schiedsrichter und Beteiligten, Fernsehbilder dürften (so jedenfalls die Fernseh-Kommentatoren) nicht einbezogen werden, weil Kameras nicht bei jedem Basketball-Spiel präsent wären. Dieses Argument klingt in meinen Ohren so bescheuert, dass ich gar nicht glauben kann, dass es sich wirklich so verhält: Das wäre doch so, als ob die Polizei keinen in flagranti ertappten Bankräuber festnehmen dürfte, weil sie nicht bei jedem Überfall präsent sein kann!

Allerdings hat sich auch der Fernsehkanal erstaunliche Mühe gegeben, möglichst wenig zur Aufklärung der Situation beizutragen: nur zweimal wurde die kritische Szene – der Schlag von Holsten gegen Hamann – wiederholt, jedes Mal extrem kurz, von der Korbkamera aus in ausgesprochen schlechter Bildqualität, ohne den Kontext der vorausgegangenen Szenen. Ich glaubte darauf zu erkennen, dass Holsten von hinten an Hamann vorbeiging und ihm dabei einen Wusch, eine Watschn, einen Flaps (oder so etwas Ähnliches) ins Gesicht verpasste. Der Münchner Spielmacher ging daraufhin spektakulär zu Boden, als hätte ihn ein gewaltiger Heumacher von Marco Huck umgenietet. Zur Disqualifikation von Peavy und den diversen Fouls der beteiligten Münchner Spieler, die vom Schiedsrichtergespann lediglich mit Freiwürfen geahndet wurden, gab’s überhaupt nichts zu sehen, auch keine Erklärung oder Kommentierung der indisponierten Reporter. Und auch nach dem Spiel erfolgte kein Ansatz einer Aufklärung, statt dessen der denkbar uninteressanteste Kommentar von Ulli Hoeneß, der gleich seine Inkompetenz in Sachen Basketball erklärte und ansonsten zum Besten gab, seine Mannschaft nach dem tollen Spiel in Quakenbrück nicht wiedererkannt zu haben.

Was soll das?

Was soll das? Auf mich wirkte der gesamte Vorgang, insbesondere aber auch seine Kommentierung extrem mysteriös. Vielleicht können mich ja Fans darüber informieren, was wirklich los war. Das ist doch das Schöne an einer Online-Zeitung: da darf auch der Reporter einfach mal die Leute fragen, was Sache war. Auf diese Weise wird das Verhältnis zwischen Zeitung und Lesern doch gleich viel demokratischer, oder?

Pressekonferenz nach der Partie (die auch nicht wirklich weiter hilft), hier klicken.