Mord’s-Lyrik

Einen Krimi zu schreiben, das war mein Ziel.
Textend zu morden – ein morbides Spiel –
schreibend ein wenig mein Unwesen treiben,
aber irgendwie wollt sich kein Täter zeigen.
Auch nach Stunden fiel mir einfach nicht ein:
Wer ist verdächtig, wer könnt’ es sein?
Der Gärtner? Nein! Ich hab keinen Schimmer
warum der nette Herr Alfred Wimmer,
den nur Gurken und Lauch interessieren,
plötzlich sollt’ morden und massakrieren.
Die Witwe Patschenka, also die schon eher.
Vielleicht hat sie Übung, ich erklär’ es mal näher.
Ihr Karl-Gustav-Gottlied verstarb vor ’nem Jahr.
Jetzt reist sie, sehr glücklich, ist mal hier, ist mal da.
Hat alles verkauft, auch das Häuschen im Grünen.
Man munkelt von Gift in feinen Pralinen.
„So hat sie das Ableben des Gatten erzwungen!
Da bin ich mir sicher! So ist’s ihr gelungen!“,
behauptet die Frieda vom Bärenschmidt.
Und die weiß alles, kriegt alles mit.

Jetzt hab ich’s! Ich lass die Frieda sterben,
an Arsenvergiftung und ihr Bruno wird erben
und mit der Patschenka auf Weltreise geh’n.
Die im Dorf würden’s wissen und sicher versteh’n.

© Cornelia Stößel 2020 / Mai

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