VIELE BÄUME IM RAUM BAMBERG STERBEN AB

BUND Naturschutz Bamberg
Stephan Keilholz und Erich Spranger an einer bereits abgestorbenen Buche. Abplatzende Rinde ist bei der Buche immer ein deutliches Zeichen für die Schädigung. Foto: BUND Naturschutz Bamberg

„Auch wenn durch die Corona-Krise das Thema Waldsterben durch den Klimawandel aus dem Fokus geraten ist, hat sich an der dramatischen Situation in unseren Wäldern nichts geändert“, so Martin Bücker, Vorsitzender des BUND Naturschutz Bamberg. Nach der Trockenheit und Hitze der letzten beiden Jahren bereitet Bücker der Witterungsverlauf auch in diesem Jahr große Sorge. Durch die Frühjahrstrockenheit hat sich die Situation weiter zugespitzt. Besonders der April war im Raum Bamberg mit nur einem Viertel der sonst üblichen Regenmenge extrem trocken. Auch bei den Temperaturen gab es wieder Rekordwerte. Im Winter lagen sie in Bamberg satte 3 Grad über den Durchschnittswerten. Bücker bringt es auf den Punkt: „Die Waldböden sind nahezu ausgedorrt. Das Sterben der Bäume geht nun bereits in das dritte Jahr.“

„Wir verzeichnen in unseren Wäldern derzeit außerordentliche Schäden bei den meisten Baumarten. Am stärksten betroffen sind die von der extremen Trockenheit um Bamberg geschwächten Fichten. Diese werden von den beiden Borkenkäfern Buchdrucker und Kupferstecher gerade massenhaft zum Absterben gebracht“, so der Leiter des Forstbetriebs Forchheim, Stephan Keilholz. Auch Fabian Tegge vom Forstrevier Strullendorf zeigte sich sehr besorgt wegen der aktuellen Waldschäden im Hauptsmoorwald: „Im Hauptsmoorwald sind bereits große Schadholzmengen angefallen, überwiegend Fichten. Aber Zum Glück sind es hier bisher nur wenige der Kiefern, die für den Hauptsmoorwald so prägend sind“. Im Steigerwald dagegen zeigen bereits viele Kiefern deutliche Schäden durch einen komplexen Befall aus „Diplodia-Triebsterben“, Prachtkäfern, Misteln und Borkenkäfern.

Mit den massiven Schäden an Fichten war aufgrund der Trockenheit zu rechnen. Dass es nun aber seit letztem Jahr vermehrt zu Problemen mit Buchen kommt sei laut Keilholz extrem Besorgnis erregend. Hier sind neben Weißfäulepilzen auch buchenspezifische Borkenkäfer maßgeblich beteiligt. Es gibt deutliche Ausfälle insbesondere bei Altbäumen auf tonigen Standorten. Die Schäden zeigen sich an abplatzenden Rindenstücken, am Absterben von Kronenteilen und schließlich am Zusammenbrechen oder Umfallen der oft mächtigen Bäume. Am Fuß des Geisbergs zwischen Melkendorf und Geisfeld nahe der Wendelinuseiche verdeutlichte Revierförster Gerhard Rühling die verschiedenen Schädigungsgrade. Deprimiert zeichnet Rühling ein düsteres Bild: „In den vergangenen 32 Jahren die ich hier arbeite hat es in meinem Revier bei den Buchen, Fichten und Eschen noch nie so schlimm ausgesehen wie heute“.

Meist ist das Ausmaß der bereits abgestorbenen Bäume im Waldbild äußerlich kaum sichtbar. „Die geschädigten Bäume werden vom Forstbetrieb rasch gefällt“, erklärte Keilholz die vergleichsweise geringe Anzahl an erkennbar abgestorbenen Bäumen. Zum einen soll wenigstens ein Teil des Holzes noch wirtschaftlich genutzt werden. Zum anderen ist die Entnahme der befallenen Bäume notwendig, um eine Verbreitung der Schädlinge einzudämmen und an den Waldwegen das Risiko umstürzender Bäume und herabfallender Äste zu vermindern. Aus der Menge des bereits eingeschlagenen und abtransportierten Schadholzes wird die momentane Ausnahmesituation in den fränkischen Wäldern deutlich. Seit Juli 2019 mussten aus dem Staatswald im Bereich Bamberg-Forchheim aufgrund der Schäden bereits über 90.000 Kubikmeter Fichten entnommen werden. Das war 5 Mal so viel wie in normalen Jahren. Dazu kamen mehr als 30.000 Kubikmeter Kiefern und über 10.000 Kubikmeter Buchenholz.

Konsequenzen für den Waldbau

Um dem Klimawandel zu begegnen setzen die Bayerischen Staatsforsten auf gemischte Wälder aus mindestens vier verschiedenen, klimastabilen Baumarten. „Nur Mischwälder werden gegen die Gefährdungen durch Hitze, Trockenheit, Stürme und Insekten genug Widerstandskraft haben“, so Keilholz. Bereits seit Jahren werden deshalb vermehrt trockenresistente Pflanzen im Staatswald gepflanzt wie Traubeneiche, Elsbeere, Vogelkirsche oder Spitzahorn. Die bisher etablierten Baumarten sollen künftig auch um neue Herkünfte bereichert werden, so etwa Buchen aus südlichen Regionen oder trockenheitsresistentere Tannen aus den Karpaten. Auch in unserer Region neue Baumarten wie Edelkastanien, Baumhaseln oder Zedern sollen den Beständen beigemischt werden. Diese zusätzlichen Pflanzungen werden im Rahmen des „30-Millionen-Bäume-Programms“ der Bayerischen Staatsregierung von den Bayerischen Staatsforsten in den kommenden fünf Jahren realisiert. So sollen allein im kommenden Herbst/Winter im Forstbetrieb Forchheim auf einer Fläche von etwa 50 Fußballfeldern junge klimaresistente Bäumchen ausgepflanzt werden.

Auf großer Waldfläche muss aber die natürliche Waldentwicklung Vorrang, um die vielfältigen Anpassungsmöglichkeiten der Natur zu nutzen. Dabei spielen heimische Laubbäume und Tannen die zentrale Rolle. Damit die jungen Bäumchen zu einer zukunftsfähigen neuen Waldgeneration heranwachsen können, darf der Rehwildbestand nicht zu hoch sein und muss gegebenenfalls auf ein waldverträgliches Maß reduziert werden. In den sich auflösenden Beständen dürfen die jungen Pflanzen nicht vom Rehwild zu sehr verbissen werden. Wenn in Zeiten der Klimakrise der Wald „oben“ stirbt, muss eine neue Generation „von unten“ ungestört nachwachsen können. Der notwendige Waldumbau zu angepassten Mischwäldern wäre sonst zum Scheitern verurteilt.

Klimakrise als Ursache der Waldkrise stärker bekämpfen

Fraglich bleibt auch, ob all die waldbaulichen Maßnahmen auf lange Sicht Wirkung zeigen, wenn die Klimakrise nicht aufgehalten wird. Reichlich frustriert zeigten sich die Vertreter des BUND Naturschutz Bamberg deshalb von den bisherigen Klimaschutzbemühungen von Bundes- und Landesregierung. Erich Spranger, 2. Vorsitzender des BUND Naturschutz Bamberg: „Obwohl die Auswirkungen so bedrohlich und offensichtlich sind, passiert viel zu wenig, um dem Klimawandel zu begegnen“. Die Maßnahmen des Klimapakets und der Fahrplan zum Kohleausstieg seien alles andere als ambitioniert. Der BUND Naturschutz fordere eine Energiewende durch Einsparung, Effizienz und Erneuerbare Energien. Spranger ist überzeugt, dass in Zukunft trotz möglicher Einsparungen mehr Strom benötigt wird. Dieser müsse aber aus erneuerbaren Energien, insbesondere Wind und Sonne erzeugt werden. „Wir brauchen mehr Strom unter anderem für die Elektromobilität und für Wärmepumpen. Zur Speicherung von Energie und für industrielle Prozesse müssen wir darüber hinaus in großem Stil in die Wasserstofferzeugung mittels grünem Strom einsteigen.“ Im Bereich der Klimaallianz von Stadt und Landkreis Bamberg liege der Anteil an erneuerbar erzeugtem Strom derzeit nur bei gut 50%. Aus diesen Gründen fordert Spranger für den Raum Bamberg den Ausbau der Stromerzeugung aus Erneuerbaren, konkret solle sie bei der Windkraft verdoppelt und bei der Solarenergie vervierfacht werden. Für den Ausbau der Photovoltaik hat Spranger in erster Linie die vielen bisher nicht genutzten Dächer im Auge.

„Nur wenn sich der Wald durch naturnahe Waldwirtschaft und Waldumbau an den Klimawandel anpassen kann und wenn wir alles dafür tun, das 1,5 Grad-Ziel des Pariser Klimaabkommens zu schaffen, gibt es eine reale Chance, dass auch die nächsten Generationen bei uns in Franken noch Wälder erleben, wie wir sie kennen“ zieht Martin Bücker als Fazit.