Von You Xie
Die Ausstellung „Der gute Stern oder Wie Herzog Max in Bamberg die Zither entdeckte“ im Historischen Museum dauert noch bis 3. Februar 2019.
Warum ausgerechnet in Bamberg? So manch alteingesessener Bamberger weiß vielleicht nicht, dass in der Neuen Residenz am Domberg eine faszinierende Persönlichkeit des 19. Jahrhunderts das Licht der Welt erblickte: Die Rede ist von Herzog Maximilian Joseph in Bayern, Vater der berühmten Sisi, Kaiserin von Österreich.
Herzog Maximilian Joseph wurde am 4. Dezember 1808 in Bamberg geboren, wuchs in Banz auf, wo er seine Leidenschaft für die Natur und die Jagd entwickelte. Von König Max nach München beordert, lernte er in der nachnapoleonischen Ära das höfische Leben kennen und lieben. Er erhielt eine hervorragende Ausbildung und entwickelte eine großartige musische und künstlerische Begabung.
Der Münchner Autor Alfons Schweiggert (* 1947) hat das Leben von „Sisis wildem Vater“ in der Biografie beschrieben. So unterhielt der stramme Max nicht nur zahlreiche Liebschaften im und vor allem außerhalb des Adels, sondern frönte auch außergewöhnlichen Leidenschaften: In seinem Zirkus trat er mit einer Pferdenummer selbst auf, seine Freunde empfing er schon mal als „König Artus“ an der Tafelrunde, bei den Pyramiden ließ er die Zither erklingen und brachte von dieser Orientreise vier schwarze Sklaven mit nach Hause. Frau und Kinder blieben auf der Strecke.
„Max war ein sehr problematischer Ehemann und eigenwilliger Vater“, erklärte Alfons Schweiggert.[1]
Schon in jungen Jahren war Max reicher als der bayerische König, der Herzog baute auf Wunsch des Monarchen in der Münchner Ludwigstraße ein üppiges Palais, an das heute nur noch ein graues Schild als Geburtsplatz Kaiserin Sisis erinnert. Bei der Bevölkerung war Max als Original geschätzt. Die Leute mochten und mögen solche Charaktere, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen, die aus der Reihe tanzen und ihre Individualität ausleben. Der elegante Herzog übertrieb es dennoch mit seinem Egoismus. Mit seinen Kindern, immerhin zehn an der Zahl, von denen acht das Erwachsenenalter erreichten, beschäftigte er sich nur, wenn er zufällig mal zu Hause war. Sisi soll einmal auf die Frage geantwortet haben, ob der Vater da sei: „Gesehen habe ich ihn noch nicht, aber pfeifen habe ich ihn gehört.“ Nur wenige Wochen nach ihrer Geburt war er für Monate Richtung Orient aufgebrochen.
Max wurde vom Volk liebevoll „Zithermaxl“ genannt. Der Zithervirtuose Johann Petzmayer war sein Lehrer und wurde von Herzog Max auch protegiert. Durch diese beiden Personen wurde die Zither das bayerische Nationalinstrument schlechthin. Aber auch die Literatur, das Theater, das Jagen und die Reitkunst hatten es ihm sehr angetan. Unter dem Namen „Phantasus“ erschienen von Herzog Max viele Skizzen und Dramen.
Er war nicht nur ein Herumtreiber und Hallodri, betätigte sich als Komponist und Schriftsteller, verfasste Novellen und Reiseberichte, zählte Künstler und Gelehrte zu seinen Freunden.
Mit kleinem Gefolge reiste er ab dem 20. Januar 1838 von München über Venedig, Korfu, Patras, Athen, Alexandria und Kairo ins Heilige Land. In der Salvatorkirche in Jerusalem wurde er durch den Franziskaner-Kustos zum Ritter vom Heiligen Grab geschlagen.[2] Nach acht Monaten kehrte er am 17. September 1838 in sein Palais in der Münchner Ludwigstraße zurück.[3] 1839 wurde er zum Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ernannt.
Herzog Max starb nach zwei Schlaganfällen am 15. November 1888. Seine sterblichen Überreste wurden in der Familiengruft auf Schloss Tegernsee in Tegernsee bestattet. Viele Menschen erwiesen dem beliebten, volksnahen Herzog die letzte Ehre. Auch der österreichische Kaiser Franz Joseph samt Thronfolger Rudolf war anwesend, nicht jedoch seine Lieblingstochter Sisi. Kaiserin Elisabeth hatte es vorgezogen, zur Erholung nach Korfu zu reisen.
In Bamberg gibt es eine Herzog-Max-Straße.
Anmerkungen:
[1] https://www.welt.de/regionales/bayern/article157065392/Sisis-Papa-ein-Playboy-mit-Fehl-und-Adel.html
[2] Hans Jürgen Brandt: Jerusalem hat Freunde. München und der Ritterorden vom Heiligen Grab. EOS 2010, S. 36.
[3] Max Joseph in Bayern: „Wanderung nach dem Orient im Jahre 1838“, books.google