Bezirkstreffen der GEW Oberfranken an der Gesamtschule Hollfeld

GEW Oberfranken

Die Abdankung Ludwigs III., des letzten bayerischen Königs, und die Ausrufung des Freistaats durch Kurt Eisner vor 100 Jahren nahm die GEW Oberfranken bei ihrem Bezirkstreffen zum Anlass, die Entwicklung der Demokratie in Bayern genauer unter die Lupe zu nehmen.

Das Ausweichen der damaligen sozialdemokratischen Regierung nach Bamberg, die brutale Zerschlagung der Räterepublik in München und das Verhalten des Lehrerverbands zu Beginn und nach dem Ende der Nazi-Diktatur waren die Schwerpunkte des Referats von Schorsch Wiesmaier (Dorfen). Auch auf die getrennten Wege von Verband und Gewerkschaft ging der Referent ein: Nach dem 2. Weltkrieg entschieden sich die Lehrerverbände der Bundesländer für die Mitgliedschaft in der Gewerkschaft. Nur in Bayern beschloss der BLLV 1969 den Weg zum Beamtenbund und entschied sich damit gegen eine gemeinsame Interessenvertretung. Aufschlussreiche Dokumente dazu sind zu finden unter www.gew-oberfranken.de/historisches

Kollege Manfred Franze (Forchheim) warf in seinem Vortrag regionale Schlaglichter auf die Umbruchjahre nach dem Ende des 1. Weltkriegs. So berichtete er z.B. von einer großen Protestversammlung der hungernden Bevölkerung in Forchheim im Februar 1919 und von einem Aufruf zur Machtübernahme durch Arbeiter- und Soldatenräte in Hof. In mehreren fränkischen Kommunen wurden Räte gewählt, diese nahmen aber deutlich weniger Einfluss auf die Kommunalpolitik als in den großen Städten.

Die vereinigte Stärke unserer Bundesgenossen reicht aus, um das Reich der Sowjetunion von der Landkarte streichen zu können.“ Wer hatte diesen arrogant-aggressiven Satz 1956 in Hollfeld von sich gegeben? Das große Vorbild des amtierenden bay. Ministerpräsidenten, nämlich der damalige CSU-Vorsitzende F.J.Strauß. Dies ergänzte Kollege Peter Weiß (Weiden) zu den historischen und aktuellen Aspekten des oberfränkischen Bezirkstreffens. Danach gab er in seiner Arbeitsgruppe wertvolle Tipps zur Arbeitsweise selbstbewusster Betriebsräte.

Rektor Theo Schnörer lobte bei seiner Führung durch die kooperative Gesamtschule Hollfeld v.a. die „ausgezeichnete Lernatmosphäre“. Die 5. und 6. Klassen sind als Orientierungsstufe angelegt, ab der 7. Jahrgangsstufe müssen die Schüler*innen allerdings den üblichen Schularten zugeteilt werden.

Vor dem Start der Arbeitsgruppen zu wesentlichen Aspekten der bay. Demokratieentwicklung schauten sich die Teilnehmer*innen den 7-minütigen Film „Bayerische Schulpolitik – ein Puppenspiel“ an, den die GEW Bayern im Bamberger Marionettentheater aufzeichnete. Hier der Link bei youtube: https://www.youtube.com/watch?v=4V0CA-2tunw

Der Vorsitzende der GEW Oberfranken, Andi Hartmann, sieht nach 100 Jahren „Freistaat“ in Bayern keinen Selbstläufer für die Regierungsform Demokratie: „Es reicht nicht, Regeln der Demokratie im Fach Sozialkunde zu besprechen, ohne sie im Schulalltag einüben zu können. Dürfte in unseren Schulen echte Mitbestimmung und gemeinsames Lernen ohne Aussonderung gelebt werden, würden nicht so viele Menschen anfällig für menschenverachtende Parolen! Der Ausgang der kommenden Landtagswahl ist auch unter diesem Gesichtspunkt eine aufschlussreiche Standortbestimmung für die Stabilität der demokratischen Kultur Bayerns 100 Jahre nach der Ausrufung des Freistaats“. Der bayerischen Staatsregierung gab Hartmann den Rat, doch mal einen Blick in die Bayerische Verfassung zu werfen. Da würde sie klare Ziele und Handlungsrichtlinien finden, wie der Reichtum in den Händen weniger zu beschränken ist zugunsten des Wohls der gesamten Bevölkerung. Die Plakatserie der GEW Bayern mit Artikeln aus der Bay. Verfassung sei schon ein paar Jahre alt, aber so aktuell wie eh und je. Zu finden sind sie bei www.gew-oberfranken.de/Plakate