Bamberg (3. Teil)

Es fällt mir ein, ich könnt’ zum Grab
des Heil’gen Ottos, der hier starb.
Er ward in Bamberg beigesetzt
und Wunder wirken würd’ es jetzt
gebückt sich durch ein Loch zu zwängen,
vorbei am Leichnam sich zu drängen.
Ein wenig bang ich schließlich geh.
Prompt tut mein Rücken nicht mehr weh!
Und endlich fass ich den Entschluss:
„Genug gelaufen. Ich fahr Bus!“
Besuch die alte Burg mit Zwinger
und wünscht hierher mein Dichterzimmer!
„Doch das Wünschen bringt nicht weiter!“,
seufze ich und bleibe heiter.
Mit neuem Schwung, es geht bergab,
an Baum- und Wiesengrün mich lab.
Klopf an bei Matern Nummer zehn.
Hier gibt es Krippen an zu sehn.
Tret noch durch manche Kirchentür.
Bestaun’ den Glanz, die Pracht, die Zier
und lass in jedem Gottestempel
ein Stückchen Seelenlast und -krempel.
Im Freien wieder, pocht das Leben
Studenten … Kinder … Menschen eben.
Auf einer Bank setz’ ich mich nieder.
Ein Spielmann singt mir Sehnsuchtslieder
und Bambergs Neptun blicket stumm
um den ganzen Markt herum.
Dann streck ich meine Beine aus.
Ich sperr die Welt, vor mir, mal raus.

(Fortsetzung folgt am nächsten Freitag)

© Cornelia Stößel 2016/April
https://schreibwerkstatt-wortwerke.org