Kirsta Viola Ecker
Am 28.6.2018 besuchte ein Team des BR den Wattendorfer Steinbruch der Firma Schorr, um dort über die Forschungsgrabungen des Bamberger Naturkunde-Museums einen kleinen Film zu drehen. Anlass dafür war der Fund eines Fossils, das sich nach seiner Präparation als bislang noch gänzlich unbekannte Art von Kugelzahnfisch entpuppt hat. Bereits vorgestern wurde dieses mit Mitteln des Fördervereins „Freunde des Naturkunde-Museums Bamberg e.V.“ aufbereitete Fossil im Zuge eines kleinen Festakts dem Museum im Beisein von Landrat Johann Kalb übergeben.
Die spektakuläre Kulisse des Kalksteinbruchs (der jedem Winnetou-Film zur Ehre gereichen würde) gab für das kleine Event, das gleichwohl ein großes Medienecho auslöste, den passenden Rahmen ab; denn seit dem Jahr 2004 führt dort ein Team des Bamberger Museums mehrwöchige wissenschaftliche Grabungskampagnen durch. Bei Wattendorf wurden fossilreiche Plattenkalke aus der geologischen Epoche des Oberen Jura (Malm, genauer: Kimmeridgium) entdeckt, die jenen von Solnhofen in etwa vergleichbar sind. Zahlreiche Funde von Fischen, Reptilien, einem Flugsaurier etc. aus Wattendorf sind in der Ausstellung „Frankenland am Jurastrand“ im Naturkunde-Museum Bamberg zu sehen. (Jedenfalls, wenn man clever genug ist, dessen Eingang im Hinterhof des ehemaligen Jesuitenkollegs zu finden …)
Einen wirklich spektakulären Fund der letztjährigen Grabung stellt ein sogenannter „Kugelzahnfisch“ in bestem Erhaltungszustand dar. Diese inzwischen ausgestorbene Fischgruppe hatte ihre beste Zeit mit zahlreichen Arten vor rund 150 Millionen Jahren. Dabei handelte es sich um flache rundliche Fische mit einem speziellen namengebenden Gebiss, das zur Aufnahme und Zerkleinerung hartschaliger Riffbewohner fähig war. Bei dem neuen Fossil handelt es sich um eine noch unbekannte Spezies, die bislang dritte Kugelzahnfisch-Art aus der Wattendorfer Jura-Lagune. Der Fund ist wissenschaftlich ausgesprochen interessant, vermittelt er doch neue Erkenntnisse über die Evolution der Fische und die Topographie der oberfränkischen Rifflandschaft in der geologischen Jura-Epoche.
Die aufwändige Präparation des Fossils, die von Pino und Paul Völkl aus Hilpoltstein, wahren Meistern ihres Fachs, bewerkstelligt wurde, bezahlte der noch junge Förderverein des Museums. Genau genommen war es seine erste größere Geldausgabe: Umso größer die Freude, als sich die Steinplatte am Ende als wissenschaftlicher Volltreffer erwies. Im Kontext der Übergabe unterstrich der erste Vorsitzende des Vereins, Prof. Dr. Hans-Peter Ecker, wie wichtig privates Engagement für naturkundliche Grundlagenforschung ist und dass man für künftige Projekte noch viele Mitglieder und Sponsoren brauchen könne – gelegentlich allerdings auch Leute, die sich im Notfall (wie beim Wasserrohrbruch im Archivkeller des Museums kürzlich geschehen) nicht zu schade sind, Wasser aufzuwischen und Depotbestände zu bergen.
Nach einer Präsentationszeit von wenigen Wochen im Bamberger Museum wird das seltene Objekt zur wissenschaftlichen Bearbeitung und Publikation an das Institut für Paläontologie der Universität Wien gehen. Danach kehrt es selbstverständlich wieder nach Bamberg zurück und wird die Sammlungen des Museums als ein sog. ,Holotyp‘ bereichern.
Naturkunde-Museum
Fleischstr. 2
96047 Bamberg
www.naturkundemuseum-bamberg.de
Öffnungszeiten:
Di – So: 9 – 17 Uhr (Oktober-März: 10 – 16 Uhr)
Mitglieder-Aufnahmeanträge für den Förderverein an der Museumskasse.
Die richtigen ,Spitznasen‘ unter den jurazeitlichen Fossilien sind die Schnabelfische; so weit ich mich erinnere, haben wir davon im Bamberger Naturkundemuseum auch ein paar Exemplare; mindestens eins davon sollte auch in der Ausstellung sein. (Im Depot lagern ja noch weitaus mehr Stücke.) PS. Seit einigen Tagen präsentiert sich der Kugelzahnfisch in einer schönen Vitrine, zusammen mit einem Baby-Kugelzahnfisch. Inoffiziell werden die beiden übrigens – einerseits aufgrund ihrer Zähnchen, andererseits in Anspielung auf den Finder – ,Knusper-Claus‘ und ,Knusper-Cläuschen‘ genannt. Seinen richtigen wissenschaftlichen Namen bekommt der Fisch dann im Zuge seiner wissenschaftlichen Beschreibung durch Spezialisten am Paläontologischen Institut der Universität Wien.
Wow.
Ich nenn den ja Spitznasenfisch – macht nichts.
Wirklich ein properer Bursche!