Sandkerwa: Der Souverän hat gesprochen, der Schutzschirm baut sich auf

Redaktion

STOPP! Heuer bleibt der Fischer trocken. Foto: Erich Weiß

Der Bürgerverein Sand wusste, was er tat. Die Absage der 67. Sandkerwa war souverän (Absage der Sandkerwa: erheblicher Ansehensverlust für die Stadt, den OB und sein Rathaus / Sandkerwa und die Task Force – zur Besetzung des Krisengebiets). Als Veranstalter seiner Kerwa ist er Profi (nicht zu verwechseln mit Profiteur), eignete sich über Jahrzehnte ein Know-How hinsichtlich Veranstaltungsmanagement an, das seinesgleichen sucht. Ebenso sein Netzwerk. Es ist nicht nur weitverzweigt, sondern tief verwurzelt. Das zeigen die Stellungnahmen Beteiligter sehr deutlich.

Bürger, die ihre Tradition achten

Die Beteiligten sind Bürger, die ihre Tradition achten. Ihr Fest achten. Jährlich gemeinsam feiern, ist nun mal etwas anderes als ein Event zu organisieren. Die Sandkerwa verfügt über eine gewachsene Substanz. Eine Bodenhaftung, die ihresgleichen sucht. Sie ist keine Marketing-und-PR-Erfindung. Sie ist echt, authentisch und nicht austauschbar.

Die Beteiligten machen ihren Zusammenhalt deutlich. Derzeit baut sich ein Schutzschirm um den Bürgerverein auf: den Anfang übernahmen die Gastronomen, von innigster Hingabe zeugt die Stellungnahme der Unteren Schiffer- und Fischerzunft und sogar der Bamberger Kasperl ist dabei. Man nimmt kein Blatt vor den Mund, sondern äußert schon mal klare Worte gegenüber Oberbürgermeister Andreas Starke.


Stellungnahme der Unteren Schiffer- und Fischerzunft, 12.5.2017

Am 3. Mai 2017 erfuhren wir, dass der Bürgerverein 4. Distrikt der Stadt Bamberg die Geschäftsführer der Bamberger Sandkerwa Veranstaltungs GmbH angewiesen hat, die Sandkerwa 2017 nicht durchzuführen. Dies wurde an jenem Tag der Stadt Bamberg, den Standbetreibern und natürlich uns mitgeteilt.

Die Untere Schiffer- und Fischerzunft Bamberg begrüßt diesen mutigen Schritt und steht zu der Entscheidung des Vereins. Auch sind wir mit der Situation der Sandkerwa bestens vertraut, da wir selbst Mitglied des Vereins sind und einige unserer Mitglieder im Kuratorium sind oder waren. Aus eigener Erfahrung kennen wir die Vorgehensweise der Stadtverwaltung insbesondere des Oberbürgermeisters Andreas Starke. Es kann nicht sein, dass die Kommune sämtliche Kosten und vor allem die Verantwortung auf den Verein abwälzt bzw. auf dessen ehrenamtliche Geschäftsführer. Auch können wir nicht nachvollziehen, dass sich die Stadt Bamberg auf dem Rücken Ehrenamtlicher profiliert. Unserer Meinung nach sollte dieses Fest in seiner jetzigen Struktur mit allen Mitteln, die der Bürgerverein als nötig erachtet, unterstützt werden, wie es auch bei anderen bayrischen Festen dieser Größenordnung der Fall ist. Auch sehen wir, wie der Presse zu entnehmen war, dass der Bürgerverein keinesfalls die Stadt Bamberg oder deren Oberbürgermeister angegriffen hat, sondern dessen haltlose Behauptungen widerlegt hat.

Es ist für unsere Zunft eine Herzensangelegenheit für den Bürgerverein einzustehen, mit dem wir seit 125 Jahren verbunden sind. Unsere Bande vertieften sich in den letzten 66 Jahren durch die Kirchweih und vor allem durch das Fischerstechen, das seit der zweiten Sandkerwa lückenlos stattfand und von uns ehrenamtlich organisiert wurde. Die Fischerzunft ist auch mit einem Großteil der Arbeiten auf und am Wasser betraut, die sie ehrenamtlich – teilweise in dritter Generation – betreibt. Keinesfalls können wir einer Eventisierung des in Jahrzehnten gewachsenen Festes zustimmen, oder gar einer bundesweiten Vermarktung der Traditionskerwa. Ferner werden wir, aus den genannten Gründen, kein Fischerstechen oder andere Arbeiten mit einem anderem Veranstalter außer dem Bürgerverein 4. Distrikt der Stadt Bamberg und dessen Bamberger Sandkerwa Veranstaltungs GmbH durchführen.

Der Bürgerverein hat mit der Sandkerwa in den letzten 66 Jahren eine hervorragende Arbeit geleistet, die die Anerkennung durch alle verdient.

Wir wünschen dem Verein ein gutes Gelingen.

Petri Heil

Josef Kropf, Vorstand und Christopher Kropf, Schriftführer


Stellungnahme der Puppenbühne Herrnleben, 13.5.2017

Die Beteiligten stärken dem Verein den Rücken und erteilen ihm ein deutliches Mandat

Am kommenden Dienstag trifft der Souverän auf den Oberbürgermeister. Dieser dürfte deutlich vom halbstarken Geschwätz einer Task Force abrücken: Immerhin ist am kommenden Dienstag ein Treffen von OB und Bürgerverein geplant. Bürgermeister Dr. Lange hat ihm Dank seines meinungsstarken Ortsverbands Mitte einen verträglichen Weg bereitet.

Und die Politik? Die Parteien?

In seiner Unbedarftheit und mit einer Ignoranz gegenüber der Sandkerwa-Beteiligten sprach der Fraktionsvorsitzende der SPD, Klaus Stieringer, vom Egoismus des Veranstalters. Während SPD und CSU nach wie vor von der Durchführung einer Sandkerwa 2017 auszugehen scheinen, gibt es von Seiten der Bamberger Allianz und der GAL Verständnis für den Bürgerverein 4. Distrikt, die Veranstaltung dieses Jahr ausfallen zu lassen.

Bamberger Allianz, 6.5.2017

Die Sandkerwa soll vorrangig wieder für die Bamberger da sein

Namens der Bamberger Allianz hat Fraktionsvorsitzender Dieter Weinsheimer Stellung genommen. Er bemängelt, dass es die Stadt mit ihren Forderungen zu weit getrieben habe. Auch der Umgang mit den ehrenamtlich Tätigen des Bürgervereins bzw. der Sandkerwa-Veranstaltungs GmbH sei nicht förderlich gewesen. Er habe Verständnis dafür, dass die Veranstalter jetzt die Reißleine gezogen haben. Die Absage sei ein nötiger Paukenschlag gewesen, um die erforderliche Aufmerksamkeit zu bekommen. Die Bamberger Allianz schlägt nun vor, dass die Stadt sich an der Veranstaltungs GmbH beteiligt und gemeinsam mit dem Bürgerverein eine Kirchweih auf die Beine stellt, die sich wieder mehr an den Bedürfnissen der Bamberger ausrichtet.

CSU-Fraktion, 6.5.2017

CSU: Absage der Sandkerwa als Chance zum Neuanfang nutzen

In der Debatte um die Absage der Sandkerwa durch den Bürgerverein Sand wirbt die Bamberger CSU dafür, die am Samstag durch die bisherigen Veranstalter endgültig ausgesprochene Absage als Chance zu einem Neuanfang für das beliebte Bamberger Volksfest zu nutzen. In einer gemeinsamen Presseerklärung warben der CSU-Kreisvorsitzende, Bürgermeister Dr. Christian Lange, und der Vorsitzende der CSU-Stadtratsfraktion, Dr. Helmut Müller, dafür, dass sich nun rasch alle an der Fortführung der Kirchweih Interessierten an einen Tisch setzen sollten, um über einen Neustart für die Sandkerwa zu sprechen. Gegenseitige Vorwürfe – egal in welche Richtung – seien wenig hilfreich. Jetzt gehe es um die Rettung des größten Bamberger Volksfestes.

Konkret erinnerten Lange und Müller an den von Müller bereits am Donnerstag in die Diskussion geworfenen Vorschlag, eine Art von Auffanggesellschaft zu gründen, unter deren Dach die Sandkirchweih künftig organisiert werden könnte. Nach dem CSU-Vorschlag könnte die Auffanggesellschaft neben Städtischen Einrichtungen, wie etwa der Congress- und Event GmbH, auch vom Stadtmarketingverein unter Einbindung der bisherigen Sandkerwa GmbH gebildet werden. Aus Sicht von Lange und Müller wäre es auch erstrebenswert, die bewährten diplomatischen Vermittlerdienste von Altoberbürgermeister Herbert Lauer in den Dienst an der Sache zu stellen. „Wir beide sind selbst gerne bereit, der eine als Kulturreferent der Stadt, der andere als Organisator des Weltkulturerbelaufes, unser Wissen und Können in die Rettung der Sandkerwa einzubringen“, unterstrichen Müller und Lange.

Die CSU-Spitze regte aber auch an, die Absage der Sandkerwa dazu zu nutzen, um über Sinn und Zweck, Größe und Finanzierung der Kirchweih neu nachzudenken. „Das Beispiel des Weltkulturerbelaufes zeigt, dass es genügend Sponsoren in unserer Stadt gibt, die eine Veranstaltung wie die Sandkerwa sicher gerne unterstützen würden“, sagte Müller. Der Vorsitzende der CSU-Stadtratsfraktion regte an, auch über die Erhebung eines Eintrittsgeldes – beispielsweise am Eröffnungstag – nachzudenken. Schließlich funktioniere das beim Villacher Kirchtag sehr gut. Schließlich müsse auch über die Größe und die Flächen der Kirchweih neu nachgedacht werden.

Beiden – Müller wie Lange – war es abschließend sehr wichtig, den bisherigen ehrenamtlichen Organisatoren des Volksfestes, insbesondere dem Bürgerverein Sand, Danke zu sagen für den jahrzehntelangen ehrenamtlichen Dienst für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt

SPD-Fraktion, 9.5.2017

Positionspapier zur Sandkirchweih

  1. Die SPD-Fraktion bedauert die Absage der Kirchweih durch den Veranstalter.
  2. Sicherheitsprobleme sollten gemeinsam mit der Stadt gelöst werden, wobei Schuldzuweisungen des Bürgervereins in Richtung OB und Verwaltung kontraproduktiv sind.
  3. Die SPD-Fraktion begrüßt die Errichtung einer Task-Force durch die Stadt, um doch noch eine Durchführung der Kirchweih zu erreichen.
  4. Die SPD-Fraktion unterstützt logistische und personelle Hilfe durch die Stadt, eine weitere finanzielle Unterstützung durch die Stadt, über die bisherige Unterstützung hinaus, lehnt die SPD-Fraktion ab.
  5. Eine Beteiligung der Stadt als Veranstalter der Kirchweih auch in Form einer Durchführung durch eine städtische Tochter lehnt die SPD-Fraktion ab.
  6. Die SPD-Fraktion bekennt sich zum Prinzip der Gleichbehandlung aller eine Kirchweih ausrichtenden Bürgervereine und lehnt eine einseitige Unterstützung der Veranstalter ab.
GAL, 10.5.2017

Sandkerwa-Absage als Chance für Neuanfang

GAL will Zukunft der Sandkerwa, aber als Bürgerfest und nicht mehr als Massenevent

Die Absage der Sandkerwa für 2017 als Chance für einen Neuanfang begreifen! Diesen Appell wirft jetzt die Grün-Alternative Liste in die teils hitzig geführte Debatte. „Gerade Hektik, Aufregung und irgendwelche Schnellschüsse, nur um die Sandkerwa noch für dieses Jahr zu retten, können wir jetzt nicht gebrauchen“, meint der neue GAL-Stadtrat Ralf Dischinger. „Stattdessen sollte man in diesem Jahr ein Pause einlegen und diese zur Besinnung nutzen – und zu einem sachlichen, ruhigen Nachdenken über die Zukunft der Sandkerwa.“

GAL-Fraktion und Vorstand äußern Verständnis für den Rückzug des Bürgervereins. „Die Sandkerwa hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem touristisch geprägten und rein gewinnorientierten Massen-Event entwickelt, das auch von vielen Bamberger*innen nur noch gemieden wird“, sagt GAL-Stadträtin Gertrud Leumer. Auch ihre Kollegin Ursula Sowa vermisst den bürgerschaftlichen Charakter eines Festes, das vor allem für den Stadtteil und Gäste aus Bamberg eine soziale Funktion erfüllte und ein Ort für Austausch und Zusammenhalt war. „Klein, aber fein – das war einmal die Tradition der Sandkerwa als Kirchweihfest im Sand. Wir sollten wieder zu einem solchen gesunden Maß zurückfinden.“ In diesem Punkt soll die Stadt die Anwohnenden im Sand, den Bürgerverein und die ehrenamtlich Engagierten nach Meinung der GAL unterstützen.

Ein endgültiges Aus für die Sandkerwa mag sich GAL-Vorstandsmitglied Christian Hader nicht vorstellen: „Das wäre ein Riesenverlust!“ Ein „Weiter so in Richtung Sponsoren-Fest“ findet er jedoch nicht weniger abschreckend. Ein Jahr Pause zur Neuorientierung hält er deshalb für angebracht: „Der bürgerschaftliche Charakter der Sandkerwa sollte zukünftig wieder mehr zum Tragen kommen.“

Pressemitteilung der Stadt Bamberg, 10.5.2017

Oberbürgermeister Andreas Starke wird sich am kommenden Dienstag (16.05.) mit dem Vorstand des Bürgerverein Sand sowie den Geschäftsführern der Sandkerwa Veranstaltungs GmbH treffen, um die Zukunft der Sandkerwa 2017 zu besprechen.
 
Wir bitten um Verständnis, dass wir uns erst nach diesem Gespräch weitergehend werden äußern können.


Sandkerwa und die Task Force – zur Besetzung des Krisengebiets / Absage der Sandkerwa: erheblicher Ansehensverlust für die Stadt, den OB und sein Rathaus