Sandkerwa und die Task Force – zur Besetzung des Krisengebiets

Redaktion

Noch vor Ende der Pressekonferenz zur Sandkerwa gegen 10:50 Uhr verschickte am Samstag die Stadt Bamberg bereits um 10:27 Uhr eine eigene Pressemitteilung, soviel zum Kampf um die Deutungshoheit des hochbrisanten Konflikts. Erneut ein schlechter Stil der Stadt Bamberg im Umgang mit ihren Ehrenamtlichen.

Task Force – ein feindlicher Einsatz zur Besetzung des Krisengebiets

Und die Pressemitteilung der Stadt Bamberg (unten) mit der Ankündigung einer Task Force hat es in sich. Einige Formulierungen sollte man sehr genau lesen und erkennen, was stimmt und nicht stimmt und was wirklich dahinter steckt:

  • „nach der Pressekonferenz“ – stimmt nicht
  • „bisherige Veranstalter“ – der Bürgerverein und seine Kerwa gehören in den Augen des OBs der Vergangenheit an
  • „um vorhandene Erfahrungen aus der Stadtgesellschaft“ nutzen – in diversen Schreibtischen im Rathaus sind nahezu alle Unterlagen, einschließlich des vom Bürgervereins bezahlten Sicherheitskonzeptes. Der Bürgerverein hat in 66 Jahren ehrenamtlicher Vereinsarbeit sämtliche Zuarbeiten erbracht, einschließlich des gesamten Prozederes und sämtlicher Adressen. Soll da jemand aus dem Vollen schöpfen können?
  • „die Wogen zu glätten“ – der OB will in jedem Fall weitere schlechte PR vermeiden

Dass die Sandkerwa weiterhin vom Bürgerverein ausgerichtet werden soll, steht explizit nicht in der Pressemitteilung der Stadt. Nur, dass die Kerwa irgendwie statt finden soll. Aus der Sicht des Rathauses scheint der Verein bereits obsolet. Man darf auf die Vollsitzung des Stadtrates Ende Mai gespannt sein, wo die Vorschläge Starkes vorgestellt werden sollen.

Telefonat beim Gassi-Gehen am Tag zuvor – „Task Force“ und „Wolfgang Heyder“

„Ein Bürger“ kommentierte unseren Artikel Absage der Sandkerwa: erheblicher Ansehensverlust für die Stadt, den OB und sein Rathaus kurz nach Erscheinen am Freitag Mittag und schloss mit:

… Im Übrigen ist es eben nicht das Fest des BVs. Es ist das Fest aller Bürgerinnen und Bürger der Stadt Bamberg! Deswegen meine bescheidene Bürgermeinung: Wenn ihrs nicht mehr könnt, dann macht bitte Platz für diejenigen die es können! (und wollen!).

Hierauf antwortete Michael Müller wenige Stunden später am Freitag Nachmittag:

Manchmal wüsste man schon gerne, wer hinter einem Pseudonym steckt …
„Ein Bürger“ zündelt ein wenig, gibt den Könner, gar den Macher (?), streut Interna – und plant gar im Hintergrund eine „Task-force“? Natürlich nur zur Rettung der Kerwa …

Task Force? Das machte die Bamberger Onlinezeitung dann doch stutzig: Eine kämpferische Strategie macht am Freitagnachmittag bereits die Runde, die der Oberbürgermeister erst am Samstag bekannt geben wird? Michael Müller erzählt uns, dass er zufällig am Freitagfrüh dem Citymanager Klaus Stieringer beim Stöckchen-Werfen und Gassi-Gehen mit Hund begegnet sei …

… und selbiger – ohne ihn, Müller, irgendwie beachtet zu haben – angeregt telefonierte und dabei die Worte „Task Force“ und „Wolfgang Heyder“ gefallen seien. Müller selbst sei in Gedanken bei seiner Kerwa gewesen und habe die Satzfetzen hierauf bezogen. Feilt Klaus Stieringer, der Eventmacher, tatsächlich im Hintergrund am Plan B – einer Task Force mit Heyder? Vorsorglich bezeichnet Stieringer in einem Interview deren Absage als „egoistisch“. Und will er tatsächlich seinen Bamlit-Kumpel Wolfgang Heyder für die Übernahme ins Spiel bringen? „Andere mit Sachverstand für Großveranstaltungen“ (OB im Interview)? Unser Kommentator Müller könne das martialische Wort Task Force aus der Kriegsterminologie überhaupt nicht leiden, er halte es für halbstarkes Geschwätz – aber vielleicht plane Stieringer ja auch nur einen netten Filmeabend, Gary Cooper fände er selbst ja auch nicht schlecht.

Derweil bedauert der Bürgerverein Sand die Absage der Sandkerwa 2017

BV Sand, v.l.: Simone Franke und Vorsitzende Gisela Bosch. Foto: Erich Weiß

Die Vorsitzende Frau Gisela Bosch verliest um 9.30 Uhr die Stellungnahme des Bürgervereins Sand:

Jahr für Jahr stiegen die Auflagen von städtischer Seite. Heuer sollten zusätzlich LKW-Sperren organisiert und finanziert werden. Und die Jugendlichen an der Markusbrücke überwacht werden. Und die Besucher gezählt werden. Und der BV soll zahlen. Die Vereinsleute waren Dauergesprächsgäste im Rathaus – ohne Erfolg.

BV Sand, v.l.: Jürgen Wirth, Ulricke Heucken und Simone Franke. Foto: Erich Weiß

Die Forderungen aus dem starken Rathaus wurden mehr und mehr und mehr: steigende Auflagen führen immer zu Haftungsfragen. Und bei eben diesen Haftungsfragen ließ man den BV im Stich – ein voraussehbarer Konflikt.

BV Sand, v.l.: Jürgen Wirth, Ulricke Heucken, Simone Franke, Gisela Bosch und Marco Graser. Foto: Erich Weiß

Oberbürgermeister Starke gibt gerne den starken Kerl, erfahren im Krisenmanagement. Diese Krise hat er selbst verschuldet. Forderung für Forderung, Jahr für Jahr. Die Krise ist provoziert und hat ihn keineswegs kalt erwischt. Mehrfach hat er in Gesprächen mit dem Verein einen Plan B angekündigt, diesen aber nie erklärt. Und nun eine Task Force? Das ist völlig unglaubwürdig. Seine Berater sollten ihn hierauf aufmerksam machen. Doch die planen selbst eine Task Force.

Und die Krise wird weitere Kreise ziehen.

Seit Jahren werden Veranstaltungen und Events von städtischer Seite unterschiedlich behandelt: Der eine muss Rotes Kreuz bezahlen, dem anderen werden Abfallgebühren und Straßenreinigung erlassen, während wieder andere Unterstützung einkassieren, darf jener Lautstärken überschreiten, dem einen hilft die Feuerwehr auf dem kurzen Dienstweg, dem anderen nicht. Die einen profitieren von diesem System, die anderen nicht.

Ein Fundstück im Netz – Neurandi. Montage: Frieder Eumel

Pressemitteilung der Stadt Bamberg vom 6.5.2017, 10.27 Uhr

Stadt will Task Force ins Leben rufen

Bericht im Stadtrat soll am 24.5.2017 erfolgen

Nach der Pressekonferenz des Bürgervereins hat die Stadtspitze unverzüglich reagiert und angekündigt, zeitnah eine Task Force einzurichten, mit dem Ziel die Durchführung der Sandkerwa 2017 zu sichern und einen Langfristplan für die kommenden Jahre zu entwickeln, so Oberbürgermeister Andreas Starke. Es soll unverzüglich eine Arbeitsgruppe eingerichtet werden, um Ergebnisse zu erzielen, die bereits in der Vollsitzung des Bamberger Stadtrats am 24.5.2017 vorgestellt werden sollen. Dabei ist es das erklärte Ziel des Oberbürgermeisters: „Die Sandkerwa muss gerettet werden, weil sie eine traditionsreiche Veranstaltung ist, die von den Bambergerinnen und Bambergern geliebt wird.“

Nach der endgültigen Absage des bisherigen Veranstalters zur Organisation der diesjährigen Sandkerwa, war Handlungsbedarf entstanden. Möglichst umgehend will man nun Kontakt mit allen Beteiligten suchen. Dazu gehören die Standbetreiber, die Schausteller und die Bamberger Gastronomie sowie auch der Bürgerverein und die Sandkerwa GmbH um deren Erfahrungen zu nutzen. „So soll sichergestellt werden, dass die Kräfte gebündelt und die vorhandenen Erfahrungen aus der Stadtgesellschaft genutzt werden“, so Starke.

Oberbürgermeister Starke liegt besonders daran die Wogen zu glätten: „Jetzt richten wir den Blick nach vorn. Es ist eine gemeinsame Anstrengung nötig um die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Sandkerwa 2017 stattfindet.“ Der Oberbürgermeister spricht sich dafür aus Meinungsverschiedenheiten aus der Vergangenheit beiseite zu schieben: „Alle sollten jetzt an einem Strang ziehen.“

Die Leitung der Task Force wird Oberbürgermeister Andreas Starke persönlich übernehmen.

 

4 Gedanken zu „Sandkerwa und die Task Force – zur Besetzung des Krisengebiets

  1. naja…
    ein journalistisch in kleinen teilen äußerst zwielichter artikel. die posse mit diesem mr. müller reicht noch nicht einmal für das ohnsorgtheater, geschweige denn für den postillon. sein kindischer bericht zeugt von gesteigertem geltungsdrang und entbehrt jeglicher grundlage. für einen guten journalisten ein absolutes „no-go“.

    dazu noch ein hinweis an die deutung des wortes „task-force“:
    sicher kommt er aus dem militär, jedoch hat er auch gleichzeitig die bedeutung „krisenstab“

    ein wenig sachlicher, wenn es um eure ganz persönlichen intimfeinde aus dem norden (st. und st.) geht, wäre hilfreich, wenn man von allen lesern ernst genommen werden will. der rest eurer umfangreichen aufarbeitung hätte nämlich fast schon einen ehrenplatz verdient.

    • Unsere Quelle ist absolut vertrauenswürdig und seriös, die Angaben verifiziert. Allein die zeitlichen Zusammenhänge mitsamt der Kohärenz der Wortwahl ist frappierend. Der Ort und die äußeren Umstände entbehren tatsächlich nicht einer gewissen Komik. Einer Komik, die offensichtlich nur das wahre Leben bereit halten kann.

  2. Danke für die objektive Berichtserstattung. Im Vergleich zum FT.

  3. Das beste am Artikel (und der ist sehr gut) ist der Netzfund.
    Prima!!!

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