Graf Friedolin von Grabowitz
In seinem Maulwurfshügel sitzt.
Er denkt bei sich: „Es wär doch nett,
Wenn ich ein Maulwurfsmädchen hätt.
Wenn Pelz an Pelz sich kuscheln würd.
Gemeinsam man nach Würmern spürt.“
Die Freiin Ruth von Grabenstein,
die ist’s, die will der Graf sich frei’n.
So läuft er los, durch dunkle Gänge.
Weiß Gott, davon gibt es ’ne Menge.
Wirft hier und da ’nen Hügel auf
Und schiebt sein Maulwurfsnäschen raus.
Als endlich er das Weibchen wittert,
Graf Friedolin vor Freude zittert.
Doch wirbt im glänzend schwarzen Pelz
Auch der Herr von Grabenfels.
Der stattlich, aber reichlich blind,
wie Maulwürfe nun einmal sind,
sich freiend wendet an die Magd.
Und die hat sofort „Ja!“ gesagt.
Graf Grabowitz, der macht es besser,
Trägt auf der Nase Brillengläser.
Drum sieht er was er freien will
Und Fräulein Ruth, die hält ganz still.
Zunächst man noch verhalten scherzt.
Die Herzen flattern Himmel wärt’s.
Dann gibt’s den ersten zarten Kuss
Und’s kommt wie es wohl kommen muss …
Die Zeit vergeht im Maulwurfsbau
Beide sind längst Mann und Frau.
Die Kinderschar, die macht sich breit.
Mit seiner Frau gibt’s auch mal Streit.
Graf Friedolin von Grabowitz
In seinem Maulwurfhügel sitzt
Und denkt bei sich es wär doch nett,
wenn ich mal meine Ruhe hätt.
Cornelia Stößel, 2016