Freie Wohlfahrtspflege Bayern
Die „Freie Wohlfahrtspflege Bayern“ fordert die Staatsregierung anlässlich des Internationalen Tags der Migranten am 18. Dezember auf, dezentrale Einrichtungen zu erhalten.
„Der Plan der Bayerischen Staatsregierung, Flüchtlinge wieder vermehrt in zentralen Einrichtungen unterzubringen und im Gegenzug dezentrale Unterkünfte abzubauen, ist ein Rückschritt. Das erschwert die Integration deutlich“, kritisiert Margit Berndl, Vorsitzende der Freien Wohlfahrtspflege in Bayern, anlässlich des Internationalen Tags der Migranten am 18. Dezember. „Einerseits fordert die Bayerische Staatsregierung den Integrationswillen der Flüchtlinge, wie jüngst im Integrationsgesetz beschlossen. Andererseits erschwert sie durch die zentrale Unterbringung die Integration der Flüchtlinge. Das ist völlig widersprüchlich“, so die weitere Kritik.
Die Unterbringung in großen Einheiten sei nur auf den ersten Blick kostengünstiger. Mittel- und langfristig zahle sie sich nicht aus. Große Einrichtungen sind für die Bewohner weniger sicher als kleinere. Dezentrale Unterkünfte haben viele Vorteile. Sie werden in der Nachbarschaft besser akzeptiert als etwa Erstaufnahmeeinrichtungen. Sie ermöglichen Begegnung und einen intensiveren Kontakt mit der Bevölkerung vor Ort. Sie bieten den Bewohnern eine vertrautere Atmosphäre, mehr Privatsphäre und besseren Schutz für Frauen und Kinder. Sie erleichtern den Einstieg in einen Alltag mit Kita, Schule, Beruf. Damit eröffnen sie den Flüchtlingen die Chance, aus Warten und Perspektivlosigkeit herauszukommen, selbst aktiv zu werden und sich zu integrieren.
Zwar begrüßt die Freie Wohlfahrtspflege, dass ungeeignete Not- und Hallenunterkünfte teilweise aufgelöst worden sind. Allerdings werden auch dezentrale Unterkünfte aufgelöst, in denen die Asylsuchenden und Flüchtlinge wohnen bleiben wollten, bis sie über eine eigene Wohnung verfügen, weil sie dort gute Bedingungen und örtliche Unterstützung gefunden haben. „Gerade Familien mit Kindern, die sich bereits in Kindergarten und Schule eingewöhnt hatten, erleben durch die Umverteilung erhebliche Nachteile. Das steht im Widerspruch zur Forderung nach schneller Integration“, kritisiert Berndl. Mit der Schließung dezentraler Einrichtungen werde auch ehrenamtliches Engagement abgewürgt und herabgewürdigt. „Viele Helferinnen und Helfer empfinden ihr Engagement als sinnlos, wenn die Menschen, um die sie sich monatelang gekümmert haben, zu denen intensive Beziehungen entstanden sind und erste Integrationserfolge sichtbar waren, wenn diese Menschen plötzlich woanders hin verteilt werden und alles wieder von vorn beginnt“, so Berndl. „Das ist für alle frustrierend, weil es das Gegenteil von Integration ist.“
Vor diesem Hintergrund fordern die sechs Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Bayern die Staatsregierung auf, dezentrale Unterkünfte zu erhalten und ihnen im Sinne einer gelingenden Integration den Vorzug gegenüber zentralen Einrichtungen zu geben.
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