DGB Oberfranken
Als einen „Riesenerfolg“ bezeichnete der Bamberger DGB-Kreisvorsitzende, Mathias Eckardt, den gesetzlichen Mindestlohn. „Ein Jahr nach seiner Einführung werfen wir einen Blick auf seine Wirkungen und stellen fest: Er hat keine Jobs gekostet und vielen Beschäftigten ein kräftiges Lohnplus beschert. Wer im Vorfeld Jobverluste, Unternehmenspleiten und explodierende Verbraucherpreise befürchtete, wird nun eines Besseren belehrt.“
Insbesondere Frauen, Ungelernte, Beschäftigte in Dienstleistungsbranchen und in Ostdeutschland profitieren von der Lohnuntergrenze. Das ergab eine DGB-Analyse der Zahlen des Statistischen Bundesamts vom 2. Quartal 2015 im Vergleich mit dem Vorjahresquartal (aktuellere sind noch nicht verfügbar).
Für die Region Bamberg liegen keine Zahlen zur Lohnentwicklung vor. Daten zur Entwicklung der Beschäftigung (Januar bis Ende März 2015) zeigen jedoch: Sozialversicherungspflichtige Arbeit nahm im Landkreis Bamberg um 1,9 % (663 Stellen) und in der Stadt Bamberg sogar um 4,0 % (1974 Stellen) zu. Während die ausschließlich geringfügige Beschäftigung im Landkreis um 2,4 % (179 Stellen) abnahm. Es liegt die Vermutung nahe, dass Minijobs zu regulären (Teilzeit)-Stellen zusammengelegt wurden.
Bundesweit kam es in diesem Zeitraum zu einem Anstieg der Löhne der Ungelernten (Leistungsgruppe 5) in Vollzeit- und Teilzeitstellen um 3,3 Prozent (Bayern: 1,1 %). In dieser Zahl sind MinijobberInnen nicht enthalten.
Nach Wirtschaftszweigen betrachtet, ist der Lohnzuwachs bundesweit im Gastgewerbe und im Handel besonders auffällig: Er beträgt im Gastgewerbe sechs Prozent, (West: 4,9 %, Ost: 18,4 %). Im Handel bekamen die Beschäftigten bundesweit im Schnitt 2,7 % mehr Geld (West:1,3 % Ost: 17,8 %).
Über viele Branchen hinweg profitieren besonders die Frauen vom Mindestlohn: Sie erhielten bundesweit 3,5 % mehr Lohn (Männer: 3,1%).
Wer im Vorfeld geunkt hatte, dass durch den Mindestlohn viele Unternehmen in die Pleite rutschen, kann durch eine weitere Zahl beruhigt werden: Von Januar bis August 2015 sind rund 3,7 % weniger Unternehmensinsolvenzen zu verzeichnen als im Vorjahreszeitraum. Seit der Jahrtausendwende ist das der niedrigste Stand der Unternehmensinsolvenzen.
„Wir werden weiterhin darauf achten, dass der Mindestlohn wirklich überall ankommt“, betont Mathias Eckardt. Deshalb seien engmaschige Kontrollen der Finanzkontrolle Schwarzarbeit unabdingbar. „Auch vor dem Hintergrund der Flüchtlingsbewegungen. Flüchtlinge kennen sich mit den hiesigen Gesetzen noch nicht aus. Wenn sie auf den Arbeitsmarkt kommen, benötigen auch sie Schutz vor Lohndumping und Verstößen gegen das Mindestlohngesetz. Die Kontrollen müssen daher aufgestockt werden.“