Den Daten auf der Spur

Informatikprofessorin forscht zu für Datenschutz trotz Datenmessung

Das Smartphone ist unser täglicher Begleiter: Die einen geben es nicht aus der Hand, die anderen haben es – wenn nicht am Ohr – dann zumindest in der Tasche. War das WLAN auf unserem Weg durch die Stadt angeschaltet, können auch Dritte wissen, wo wir uns den Tag über bewegt haben. Die Informatikprofessorin Dr. Daniela Nicklas forscht und schützt zugleich Daten.

Ist das WLAN eingeschaltet, lässt sich über einen Router die individuelle MAC-Adresse abrufen, die jedes Gerät besitzt. Sie ist so einzigartig wie ein Fingerabdruck. Über die MAC-Adresse können gezielt Informationen über die Gerätebesitzerin oder den -besitzer gesammelt werden. Wo ist der Arbeitsort? Geht sie lieber ins Fitnessstudio oder zum Fastfood-Laden? „Diese personenbezogenen Daten können leicht missbraucht werden, wenn sie in falsche Hände geraten. Sie sind gesetzlich nicht geschützt – diese Daten dürfen legal abgefangen und gespeichert werden“, erklärt die Bamberger Informatikprofessorin Dr. Daniela Nicklas. Die Inhaberin des Lehrstuhls für Informatik, insbesondere Mobile Software Systeme setzt sich daher für mehr Datenschutz ein.

Datenschutz trotz Datensammlung

Beim internationalen Straßen- und Varietéfestival „Bamberg zaubert“, das im vergangenen Juli stattfand, kamen zahlreiche Besucherinnen und Besucher in die Stadt, um Künstler, Magier und Akrobaten zu bestaunen. Wie viele Gäste tatsächlich in die Welterbestadt kamen und wie sich die Besucherströme über das Gelände bewegt haben, hat ein studentisches Projekt unter Leitung von Nicklas und ihrer Kollegin Prof. Dr. Ute Schmid untersucht. Zwölf Studierende waren im Einsatz, um mit Hilfe von sogenannten Flowtrack®-Sensoren Besucherströme zu messen und Besucherbefragungen durchzuführen. Insgesamt sechs solcher Sensoren wurden installiert und registrierten die WLAN- und Bluetooth-Signale der eingeschalteten Geräte. Es wurden über die Zeit 800.000 Datenpunkte (mit Mehrfachsichtungen) aufgezeichnet und insgesamt rund 30.000 unterschiedliche Geräte registriert.

Aus den Befragungen ergab sich, dass über 90 Prozent der rund 130 Befragten ein Mobilgerät dabei hatten – und bei fast 40 Prozent war WLAN aktiviert. Es wäre ein Leichtes, die individuellen Gehwege Einzelner über die MAC-Adresse zu „tracken“, zu verfolgen. Nicht bei Nicklas: Die aufgefangenen MAC-Adressen wurden durch eine Einweg-Funktion verschlüsselt, so dass keine Rückschlüsse auf die Gerätebesitzerinnen und -besitzer mehr möglich sind. Einmal codiert, kann der Ursprung nicht mehr wiederhergestellt werden.

Aktuell werten die Studierenden die anonymisierten Daten aus dem Projekt „Bamberg zaubert“ aus. Ziel ist es, nützliche Informationen für Veranstaltende und Gastronomen zu gewinnen: „Die Messergebnisse können Rettungskräften helfen, die günstigste Strecke für ihre Fahrt zu einem Unfallort zu erkennen“, erklärt Nicklas.

Gute Daten, schlechte Daten: Die MS Wissenschaft legt in Bamberg an

Prof. Dr. Daniela Nicklas hat es mit dem Modell der verschlüsselten Datenerhebung sogar auf das Schiff MS Wissenschaft geschafft, das von 8. bis 10. September an der Schleuse in Bamberg, Galgenfuhr 25, anlegt: Unter dem Motto „Gute Daten, schlechte Daten in der Zukunftsstadt“ können Besucherinnen und Besucher täglich von 10 bis 19 Uhr das Bamberger Exponat ausprobieren und selbst mitwirken: Mit Hilfe von Kameras, die auf dem gesamten Schiff platziert sind, und einer Smartphone-App werden anonym Besucherdaten, wie beispielsweise die Verweildauer auf dem Schiff oder an den einzelnen Exponaten, gesammelt und im Simulator angezeigt. Die Besucherinnen und Besucher erfahren so unmittelbar, wie jede und jeder durch den Gebrauch von Handys und anderen mobilen Geräten Datenspuren hinterlässt – und was diese Datenspuren wiederum über sie selbst aussagen.

Am 9. September findet um 19 Uhr die Podiumsdiskussion „Dialog an Deck“ statt, bei dem Prof. Nicklas zum Thema „Datenschutz trotz Datenmessung“ mit weiteren Expertinnen und Experten diskutiert. Interessierte sind herzlich willkommen.

Weitere Informationen finden Sie unter:

www.uni-bamberg.de/kommunikation/news/artikel/ms_wissenschaft2015

www.ms-wissenschaft.de/home.html