Der Richard-Wagner-Verband Bamberg lädt ein zum Vortrag über Cosima Wagner und zu einer Musik- und Kunstreise zur Ruhrtriennale in Bochum.
Von Monika Beer
Cosima Wagner abzulehnen, ist leicht und fast Konsens, ihr gerecht zu werden hingegen schwer. Unter dem Titel „Theuerste Freundin …“ wird die Feministin und Wagner-Kennerin Sabine Zurmühl dem scheinbar nur allzu bekannten Profil dieser Frau, die sich eine „Lisztin“ nannte, widersprechen. Zum Vortrag der Autorin, die aktuell an einer Cosima-Biografie arbeitet, lädt der Richard-Wagner-Verband Bamberg am 7. Juli um 19.30 Uhr ins Hotel Bamberger Hof ein. Der Eintritt ist auch für Nicht-Mitglieder frei.
Was ist die Frau eines berühmten Mannes, fragt Sabine Zurmühl, wenn der Blick sich nicht auf ihn, sondern auf ihre Persönlichkeit, ihr inneres Erleben, ihre Lebensbrüche, Lebenssiege und Ängste richtet? Worin bestand die Faszination, die diese Frau auf ihre Mitmenschen zweifellos ausübte? Wie wirkte sich für ihre Biographie die Instabilität der sie umgebenden Beziehungen aus – mit getrennten Eltern, der jahrelangen Abwesenheit des Vaters und dem Kontaktverbot zur Mutter, dem frühen Verlust der Geschwister durch deren Sterben, das Zerbrechen der ersten Ehe zu Bülow?
Wie sind die Widersprüche einzuordnen zwischen ihren eher traditionellen Lebenstheorien und ihrem geradezu revolutionären wirklichen Leben, zwischen ihrer Ablehnung der Emanzipationsbewegung der Frauen und ihrer tiefen, jahrzehntelangen Freundschaft mit Frauen, die wach und kritisch im Leben standen, die sensibel, genau und (auch: selbst-) kritisch und humorvoll die Auseinandersetzung mit Freundinnen suchten?
Die Korrespondenzen und Tagebücher belegen dies auf lebendige Weise. So in der Freundschaft mit Malwida von Meysenbug, die die Bürgerrechte für Frauen einklagte und sich mit den „Memoiren einer Idealistin“ in die Frühemanzipierten einordnete. Oder in den Bayreuther Begegnungen mit der Sängerin Anna Bahr-Mildenburg, die die Erscheinung und Arbeitsweise Cosimas voller Respekt und Sachkenntnis beschrieb. Schließlich die lebenslange wohl tiefste Freundschaft mit Marie von Buch, spätere von Schleinitz, ihre „Mimi“.
Was waren die Bilder von Weiblichkeit und Männlichkeit, die sowohl in Cosimas Bindung an Hans von Bülow als auch in der Beziehung zu Richard Wagner nie den gängigen Klischees entsprach? Und schließlich, wie fügt sich hierein ihr sich ausprägender Antisemitismus und Hang zu Religiosität, spiritueller Suche und ihr großer Wunsch nach Freiheit? Cosima Wagner führte ein kompliziertes und emanzipiertes Leben, in dem sie, wie viele der Frauen ihres Jahrhunderts, um Anerkennung, Liebe und ihren Platz im Leben mit vielen Rückschlägen und Entmutigungen, aber auch erfindungsreich und listig zu kämpfen wusste.
Die Germanistin, Print- und Fernsehjournalistin, Autorin und Mediatorin Sabine Zurmühl arbeitet aktuell an einer Biografie Cosima Wagners. Sie war Mitbegründerin und Herausgeberin der feministischen Zeitschrift „Courage“; mit dem Band „Leuchtende Liebe, lachender Tod. Zum Tochtermythos Brünnhilde“ erschien 1984 ihr erstes Wagner-Buch, eine Reihe von Essays zum „Ring des Nibelungen“ folgten. Sie lebt in und in der Nähe von Berlin. Auf Einladung des Richard-Wagner-Verbands kommt sie am 7. Juli erstmals zu einem Vortrag nach Bamberg.
Dass der Bamberg Wagnerverband auch attraktive Musik- und Kunstreisen veranstaltet, hat sich schon herumgesprochen. Nach der erfolgreichen Chemnitz-Fahrt im Frühjahr folgt am 26. und 27. September 2015 die Busreise zur Ruhrtriennale in Bochum, wo in der Jahrhunderthalle eine spektakuläre Produktion der Wagner-Oper „Das Rheingold“ auf dem Programm steht. Festspielintendant und Regisseur Johan Simons sowie der Dirigent Teodor Currentzis schaffen zusammen mit dem experimentellen (Techno-)Musiker Mika Vainio eine (mit Pause) rund vierstündige Version des Werks an der Grenze zwischen Oper, Theater, Installation und Ritual. Currentzis bringt für sein Wagner-Debüt sein dynamisches Orchester MusicAeterna aus Perm mit – und vielversprechende Solisten.
Neben der Opernaufführung – die Nachmittagsvorstellung am 26. September ist die letzte der „Rheingold“-Serie – stehen am 27. September noch zwei Museumsbesuche auf dem Programm. Erste Station ist vormittags das Deutsche Bergbaumuseum in Bochum, die zweite nach dem Mittagessen das Emil-Schumacher-Museum in Hagen. Auch Nicht-Mitglieder können sich dazu anmelden; die Fahrt, eine Übernachtung und sämtliche Eintrittskarten kosten für Nicht-Mitglieder im Einzelzimmer 270 Euro, im Doppelzimmer 240 Euro pro Person. Weitere Informationen auf der Homepage des Wagnerverbands unter www.rwv-bamberg.de und unter www.ruhrtriennale.de/de/das-rheingold.