Redaktion
… so überschreibt die SZ das heute in der Druckausgabe erschienene Interview mit Apl. Prof. Dr. Andreas Dornheim vom Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte unter Einbeziehung der Landesgeschichte der Otto-Friedrich-Universität Bamberg (hier mit Abo nachzulesen). In einer wohltuenden Deutlichkeit darf man lesen, dass die Schöllgen’sche Brose-Firmengeschichte eine Wissenschaftlichkeit vermissen lasse und darüber hinaus sogar der Eindruck entstehe, als ob man so „Herrschaftswissen aufbauen wolle“. Differenziert ermöglicht Dornheim sogar einen Einblick in die historische Arbeitsweise, dass man durchaus mit den Spruchkammerakten arbeiten könne, hierfür jedoch den Abgleich mit anderen Quellen suchen müsse, etwa den Wiedergutmachungssakten. Er konstatiert, dass die Forschungslage noch lange nicht klar sei, die Geschichte Broses noch lange nicht hinlänglich erforscht sei (“Es gibt in Sachen Max Brose nichts mehr aufzuarbeiten” – wirklich? Der Forscherdrang ist unendlich – da nutzt kein basta!). Dessen Funktion als Abwehrbeauftragter lassen Indizien erkennen, letztlich als „Hilfsorgan“ der Gestapo funktioniert zu haben. Dornheim hat als Wissenschaftler an den Coburger Stadtrat geschrieben, „weil er das Gefühl hatte, dass da etwas ganz schief läuft. Man kann die Sache nicht abschließen, wenn die Fakten nicht auf dem Tisch liegen.“ Die Stadt Coburg müsse „Interesse daran haben, die Straßenbenennung zu vertagen und die Geschichte ordentlich untersuchen zu lassen.“
Ähnlich argumentieren die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft GEW, die Initiative Stadtmuseum Coburg (hier) und die Grünen in einem Antrag zur Stadtratssitzung am Donnerstag, 21. Mai, dass die Entscheidung über die Umbenennung der Von-Schultes-Straße in Max-Brose-Straße „bis auf Weiteres vertagt“ werde. Das Thema sollte erst dann wieder aufgenommen werden, wenn ein „Kriterienkatalog zur Straßen(um)benennung als Ehrung“ erstellt ist. In der Begründung schreibt die Fraktionsvorsitzende Martina Benzel-Weyh: „Das Problem der besagten Straßenumbenennung für den Stadtrat besteht darin, dass nicht geklärt ist, welche objektiven Voraussetzungen vorliegen müssen, um einer Person/Organisation eine Ehrung oder Auszeichnung in Form eines Straßennamens verleihen zu können. Ein solch unklarer Sachverhalt muss erst ausgeräumt werden, bevor der Schritt hin zu einer Entscheidung gegangen werden kann. So können Entscheidungen gemeinsam getragen und weitere Irritationen vermieden werden.“
Die Jusos Oberfranken fordern den Coburger Stadtrat auf, gegen die Umbenennung der Straße, gegen die Ehrung des Nazi-Täters Max Brose und gegen die Erpressung durch die Firma Brose zu stimmen.
Am Donnerstag, 21. Mai, steht die Entscheidung der Straßenumbennennung auf der Tagesordnung des Coburger Stadtrats. Oberbürgermeister Tessmer (SPD), seit 2002 hauptberuflich Kultur- und Sozialreferent der Stadt Coburg und Vorsitzender der Coburger Landesstiftung bis heute, hat sich bislang für eine Umbenennung stark gemacht. Ihm wird von Beobachtern der Szene ein „flexibles“ Geschichtsverhältnis zugesprochen.
Das deutsche Straßennetz ist keine Ersatz-Ehrengalerie
Zu diesem Schluss kommt Susanne Höll von der SZ in ihrem Beitrag Braune Lokalmatadore, in dem München, Kassel und Coburg exemplarisch vorgestellt werden, wo 70 Jahre nach Kriegsende sich mehr und mehr Ehrenbürger deutscher Städte als ehemalige Mitläufer der Nazis entpuppen. … Die historische Wahrheit über den Namensgeber muss für die Nachgeborenen bewahrt werden – ein kleiner Zusatz am Straßenschild täte gute Dienste. Generell nähme die Stadtkultur sicher keinen Schaden, wenn weniger Wege und Plätze nach Politikern oder sonstigen Prominenten benannt würden.
Und weiterhin heißt es bei Susanne Höll: „So war es in München, als die nach dem ehemaligen Landesbischof Hans Meiser benannte Straße wegen dessen einstiger antisemitischer Äußerungen umtituliert wurde. So ist es in Coburg, wo der Stadtrat entscheiden muss, ob eine Straße den Namen des erfolgreichen Unternehmensgründers Max Brose tragen darf, wenn dieser in der NSDAP war, die herausgehobene Stellung eines Wehrwirtschaftsführers bekleidete und Zwangsarbeiter beschäftigte.“
“Es gibt in Sachen Max Brose nichts mehr aufzuarbeiten” – wirklich? Der Forscherdrang ist unendlich – da nutzt kein basta! / Fernsehtipp – ARD-Kontraste: “Max Brose Straße” in Coburg / Max Brose: Vielleicht gibt es ja doch noch Hoffnung für die Streitkultur in Coburg? / Niemand hat die Absicht, eine Max-Brose-Straße in Bamberg zu errichten! Mag das Gedankenspiel auch dementiert werden, eine grundsätzliche Auseinandersetzung ist dringend geboten. Hilfreich dürfte die Einschätzung von Prof. Dr. Rauh hinsichtlich der Kapitalisierung von Geschichte sein, der sich auch die Firma Brose bedient.
jetzt weiß ich endlich, warum die Coburger so hochnäsig oder gar arrogant sind.
Sie sonnen sich in ihrer Vergangenheit
Tja… so ist das nun mal: Da der Herr Max Brose laut Wikipedia lediglich in Sachen „Fensterheber für Automobile“ und später in Sachen „Schrapnells“ unterwegs war, wird sein Name lediglich in Bamberch und in Coburch auf Straßenschilder geklebt.
Da der Herr Wernher von Braun immerhin in Sachen „V2“ unterwegs war und in späteren Jahren sogar ein paar Cowboys auf den Mond geschossen hat, findet man den Herrn von Braun öfters auf Straßenschildern.