GAL im Wirtschaftsdialog: „Kippt die Innenstadt?“

Redaktion
GAL Wirtschaftsdialog in der Buchhandlung Hübscher, März 2015. Foto: Erich Weiß

GAL Wirtschaftsdialog in der Buchhandlung Hübscher, Pius Schiele, Uschi Sowa, Jonas Glüsenkamp, Franz Ullrich, Heribert Trunk und Wolfgang Grader von links nach rechts. März 2015. Foto: Erich Weiß

Eine konstruktive Gesprächsatmosphäre dank souveräner Moderation, kundigen Podiumsteilnehmern und engagiertem Publikum – so der Gesamteindruck jenes Abends. Erneut konnte sich die GAL im gesellschaftlichen und wirtschaftspolitischen Themenfeld positionieren. Der Ort – die Buchhandlung Hübscher – war klug gewählt, die Podiumsmitglieder ebenso: Jonas Glüsenkamp, Absolvent der Wirtschaftswissenschaften der Universität Bamberg, führte sachkundig und souverän durch das heikle Thema, bezog die Diskutanten klug ein. Von der GAL die Fraktionschefin Uschi Sowa, als Mitglied des Bausenats kundig besetzt. Als Vertreter der Interessengemeinschaft Lange Straße war Pius Schiele anwesend, der auch als Vorstandsmitglied die Sicht des Stadtmarketings wiedergeben konnte. Schließlich öffnete Franz Ullrich als Architekt, Stadtplaner und Regierungsbaumeister den Blick auf gesamtstädtische Belange. Last but not least ergänzte Heribert Trunk als Präsident der IHK, Stiftungsrat der Oberfrankenstiftung und Geschäftsführer von Bi Log, immer wieder Gesichtspunkte sowohl mit wirtschaftspolitischen Daten als auch persönlichen Beobachtungen und Einschätzungen.

Keine Angst vor unbequemen Fragen

Bereits in der Anmoderation legte Wolfgang Grader (GAL) das umfangreiche Spielfeld dar: die vielfältigen Probleme des Leerstands, die Aufenthaltsqualität, das große Feld Betroffener, das weite Gebiet der Innenstadt. Generell sei keine Weiter-, sondern vielmehr eine Rückentwicklung zu beobachten. In einer Gesamtsicht wolle man sich sowohl einer Bestandsaufnahme als auch gescheiterten Ansätzen wie den Mediationsverfahren widmen und darüber hinaus einen Blick in die Zukunft vornehmen. Beim Thema Konversion werde derzeit eine breite Diskussion geführt und doch dürfe man das Kerngeschäft „Innenstadt“ nicht vernachlässigen. Diesem Anspruch wurde man umfänglich gerecht.

Eine Diskussion zwischen „Der Mensch ist der Akteur“ und „Die Stadt braucht den Handel und nicht der Handel die Stadt“

Grundsätzlich beobachte Ullrich, dass die Innenstadt bis weit nach Mitternacht sehr belebt sei. Mit dem Statement „Der Mensch ist der Akteur“ verdeutlichte er, dass weder das Auto die Straßen verstopfte und auch nicht das Internet den Handel beeinträchtigte, sondern stets der Mensch. Er fahre das Auto, er nutze den öffentlichen Nahverkehr oder das Fahrrad oder sei als Fußgänger unterwegs. Immer entscheide stets der Mensch, auch beim Einkaufen.

„Handel ist geil.“ Und das immer mehr und immer noch, so Heribert Trunk. Doch die Zuwächse in den letzten Jahren über 13 % an Fläche generieren nur 5 % mehr Umsatz. Das Internet sei mittlerweile bei rund 10 % des Umsatzes angekommen. Dies führte ihn zu einer sorgenvollen Beobachtung: „Die Stadt braucht den Handel und nicht der Handel die Stadt.“

Drangvolle Enge in der Langen Straße. Foto: Erich Weiß

Drangvolle Enge in der Langen Straße. Foto: Erich Weiß

Special: Lange Straße

In den 35 inhabergeführten Geschäften in der Langen Straße dürfe man – nach Schiele – eine Rückbesinnung der Kunden auf den niedergelassenen Handel feststellen, Neuvermietung in der Langen Straße kein Problem, doch ein ernsthaftes Problem seien  die Mietsteigerungen. Ein Sorgenkind ist das seit 5 Jahren leerstehende „Easy Living“: das Gebäude gehöre einer luxemburgischen Gesellschaft, für die es noch bis 2018 als Abschreibungsobjekt diene und sich der Zustand bis dahin nicht ändern dürfte. Generell sei die Lange Straße bis zur Hellerstraße ein attraktives Einkaufsgebiet, zum Schönleinsplatz hin sei sie weniger frequentiert. Mit dem „Quartier an der Stadtmauer“ sollte der Anschluss zum ZOB besser werden.

Lange Straße, Leerstand . Foto: Christiane Hartleitner

Lange Straße, Leerstand . Foto: Christiane Hartleitner

Uschi Sowa fasste die Diskussion ums Quartier an der Stadtmauer als eines der gravierendsten Probleme der Langen Straße zusammen. Zu hohe Renditeerwartungen der Sparkasse und Vernachlässigung sowohl der grundsätzlichen Bedürfnisse des Einzelhandels als auch der Denkmalpflege bescherten dem Vorhaben eine nun fast 20-jährige Verzögerung. Die Interessenskonflikte seien enorm und die Balance zwischen Rendite und denkmalpflegerischen Vorgaben lange nicht erreicht, es zeichne sich aber ein Sieg der Denkmalpflege ab – unvermeidlich. Darüber hinaus wurden ursprünglich 400 Stellplätze gefordert, nun gehe es auch ohne eines einzigen. Der anwesende Sparkassenchef Gottschall erläuterte den Gang der Planungen, die noch vor der Fusion der Sparkassen ihren Ausgang genommen hätten, in Aussicht auf die Verkehrsberuhigung der Langen Straße das Gebäude in der Carl-Meinelt-Straße errichtet worden sei und man nach der Fusion ein Gebäude zu viel im Bestand habe. – So kann’s gehen.

Nach Trunk müsse sich Bamberg einer allgemein festzustellenden Entwicklung vor Augen führen: Am Handelsvolumen gemessen gewinnen kleinere Städte, wie Hirschaid, an Zentralität, während größere Städte wie Bamberg und Bayreuth ihren Zentralitätsstatus zu verlieren drohen. In diesen Zusammenhang müsse man das „Quartier an der Stadtmauer“ sehen.

Lange Straße Eingang Theatergassen. Foto: Christiane Hartleitner

Lange Straße Eingang Theatergassen. Foto: Christiane Hartleitner

Lange Straße Eingang Theatergassen. Foto: Christiane Hartleitner

Lange Straße Eingang Theatergassen. Foto: Christiane Hartleitner

Dem Stadtplaner Ullrich zufolge verfügt Bamberg über eine sehr beliebte Innenstadt, die einen Funktionswechsel vom Handels- in ein Freizeitzentrum vollzieht: Viele Städt erfüllen nicht mehr vorwiegend die Befriedigung der alltäglichen und längerfristigen Bedürfnisse, sondern dienen vermehrt dazu, schöne Stunden zu verbringen, mit der Familie zu bummeln und einen Kaffee oder ein Bier zu trinken. Die Lange Straße ist grundsätzlich eine attraktive Straße mit begrenztem Straßenraum im Verhältnis zur Nutzungsdichte, die aber unter zwei Löchern leide: das neue Loch des leerstehenden Kreissparkassengebäudes und das alte Loch der Theatergassen mit dem dunklen Pavillonvorbau.

Lange Straße Verkehrssituation. Foto: Christiane Hartleitner

Lange Straße Verkehrssituation. Foto: Christiane Hartleitner

Keine Innenstadtdiskussion ohne Verkehrsdiskussion

Bis zu 11.000 Kfzs pro Tag nutzen die Lange Straße, so Ullrich, davon 250-300 Busse täglich. Woraufhin Sowa eine deutliche Reduzierung forderte in der Hoffnung einer Aufwertung. Das „Abgewetzte“ der Langen Straße sei langfristig schädlich. Beim Geschäftsinhaber Schiele mache sich der vorbeifahrende Verkehr weder positiv noch negativ bemerkbar, Rückfragen vor drei Jahren in den Geschäften hätten bei 80 % eine Beibehaltung der Kurzzeitparkplätze gewünscht.

shared space als Aufwertung

Trunk führt die Aufwertung als shared space der Hauptwachstraße an, die allerdings durch die Zufahrt zur Tiefgarage am Maxplatz konterkariert werde. Diese Zufahrt verhindere die Aufwertung des gesamten Bereichs in 1a-Lagen. Ein höheres Angebot an 1a-Lagen könne grundsätzlich zu fallenden Mieten in der Stadt führen. Tatsächlich bemängelte er die Erreichbarkeit, ja die Auffindbarkeit von Parkmöglichkeiten und somit das Funktionieren des Parkleitsystems. Immerhin habe die Stadt, so Sowa, noch zu DM-Zeiten für rund 1.000.000 DM ein Parkleitsystem installieren lassen, das aber leider nicht so zielführend wie gewünscht sei. Immerhin wisse man nun, dass bis auf die Adventswochenenden ausreichend Parkraum vorhanden sei.

Grüner Markt benötigt professionelle Unterstützung

Unterschiedliche Interessen führen auch am Grünen Markt zu Konflikten, so erst jüngst zwischen den Geschäftsinhabern und den Marktbeschickern. Sowa und Ullrich plädierten gleichermaßen für eine Planung, eine die professionell Rettungswege, Beleuchtungskörper, Mobiliar, Sichtachsen und Marktstände im Blick habe. Ullrich präsentierte eine bestechende Idee: aus dem bislang praktizierten Aufbau entlang dreier Wege (entlang der Geschäfte und in der Mitte) eine Wandlung in nur zwei Wege durch die Aufstellung der Marktstände Rücken-an-Rücken. Den Eingängen der Geschäfte blieb so eine unansehnliche Rückfront der Marktstände erspart. Professionelle Unterstützung verabredete man am selben Abend noch, die städtische Verwaltung dürfe die Akteure nicht alleine lassen. Eine Stadtgestaltung mit ästhetischem Moment für eine praktische Lösung dieser wichtigen Nahversorger sei gefragt.

Grüner Markt. Schöne Aussicht mit hoher Aufenthaltsqualität. Foto: Erich Weiß

Grüner Markt: schöne Aussicht mit hoher Aufenthaltsqualität. Foto: Erich Weiß

Unser Bildbeispiel zeigt eine „gelungene Gestaltung eines Ruhepols mit hoher Aufenthaltsqualität“ in Zusammenarbeit von Marktbeschicker und städtischem Gestaltungswillen. Fast wie im heimischen Wohnzimmer richtet sich der Blick auf die elegante Tapete und der Duft aus dem Geruchsspender neben der Sitzgelegenheit vermittelt die Illusion einer Bergalm – fehlt nur noch der röhrende Hirsch.

Grüner Markt. „Fahrradhaufen“. Foto: Erich Weiß

Grüner Markt. „Fahrradhaufen“. Foto: Erich Weiß

Obiges Beispiel zeigt das enorme kreative Potenzial, das am Grünen Markt vorherrscht. So hatte Ai Weiwei bei einem kurzen privaten Besuch in Bamberg sein spontanes Werk „Fahrradhaufen“ errichtet. Vermutlich entsorgten übereifrige Straßenkehrer das Werk.

Maxplatz: „Geht das auch in schön?“

Ein leerer Platz inmitten einer Stadt ist Luxus. Tatsächlich schlendert man bei dieser Vorstellung über den Domplatz, auch er ohne Bäume, ohne Bestuhlung und doch von einer dichten Atmosphäre. Ein Sehnsuchtsort, jedoch kein Bürgerplatz. Der Maxplatz ist weder das eine noch das andere. Ist der Maxplatz Marktplatz? Eventplatz? oder Bürgerplatz? Vollgestopft, vermüllt und laut an 180 Tagen und ansonsten leer und langweilig? Es gab Gestaltungsvorschläge, die aber keine Mehrheit im Stadtrat fanden. Stattdessen wurden Bäumchen oder auch „Bäumla“ angeschafft, die immer mal wieder aufgestellt und wieder abtransportiert werden. Für Trunk findet man oft „weder Maß noch Mitte oder vernünftigen Ausgleich“ und es stelle sich die Frage „geht das auch in schön?“

Schönes Örtchen im Juni 2014. Foto: Erich Weiß

Schönes Örtchen im Juni 2014. Foto: Erich Weiß

Ein Blick auf die Nichtgestaltung des öffentlichen Raums während Events

Untenstehender Plan zeigt Vorbereitungen des Stadtmarketing für „Bamberg zaubert“, währendessen der Verein den öffentlichen Raum bespielt und vermarktet. Stand-an-Stand als Konzept, die unansehnlichen Rückseiten von Imbissbuden und Anhängern in Richtung der Schaufenster der Geschäfte. Hierzu auch „Geht das auch in schön?“ – die Wette mit Herrn Stieringer zu „Bamberg zaubert“. Eine Sensibilisierung der Vermarkter und Macher für eine ästhetische Gestaltung des öffentlichen Raums steht noch aus.

Plan_Grüner Markt_Martinskirche bis Gabelmann_BZ 2012Diskussion

Die anschließende Diskussion zeigte zum einen das mangelnde Verständnis einiger Einzelhändler, die im Radfahrer keinen potenziellen Kunden sieht, sondern der grundsätzlich die Radabstellplätze vermüllt. Ein Zuhörer bemerkte jedenfalls nach der Veranstaltung, er versuche nicht in Geschäften zu kaufen, die ihre fahrradfeindliche Haltung durch die unterschiedlichsten Verbotsschildchen dokumentieren. Zum anderen offenbarte sich ein Miteinander durch die bereitwillige Unterstützung beim wo und wie der mobilen Marktstände.

Die Gründe für Bedeutungs- und Qualitätsverluste der Innenstadt und/oder einzelner Plätze sind vielfältig: teilweise sind ökonomische respektive gesellschaftliche Entwicklungen wie etwa der Strukturwandel im Einzelhandel oder die Veränderung des Kaufverhaltens der Menschen verantwortlich; teilweise sind als Ursachen auch kommunalpolitische Fehler anzuführen, weil es beispielsweise nicht gelungen ist, im kleinräumigen Kontext abgestimmte Strategien gegenüber den synthetischen Einkaufszentren am Stadtrand zu entwickeln und/oder abgestimmte Vorgehensweisen in langen Bürgersitzungen auch umzusetzen. Ein gemeinschaftliches Vorgehen wäre die Voraussetzung, leider fanden außer GAL-Mitglieder zwar jede Menge Bürger den Weg in die Buchhandlung, jedoch nur ein CSU-Stadtrat, Dr. Helmut Müller. Berufene und aus Steuergeldern Finanzierte und auch handelnde Akteure wären von Vorteil, allerdings fehlte Geschäftsführer Stadtmarketing Klaus Stieringer ebenfalls.

6 Gedanken zu „GAL im Wirtschaftsdialog: „Kippt die Innenstadt?“

  1. Bei der GAL können sich Interessierte in eine Mailliste eintragen lassen.
    Dann bekommen sie direkt die Informationen zum diesem Arbeitskreis.
    Leider bringt die örtliche Zeitung nicht immer die Termine zuverlässig.
    Da ist der direkte Weg hilftreicher.

  2. Leider konnte ich der Diskussion doch nicht beiwohnen. Zum Leerstand Eingang Theatergassen aber noch die Anmerkung, dass vonseiten der Stadt gegen die Aufsteller (so einen habe ich hier auch, der ist für mich bzw. mein Geschäft überlebenswichtig) angehen will, weil die angeblich – ausgerechnet hier, woanders scheint das kein Problem zu sein – das Stadtbild verschandele. WEnn ich mir den wild beklebten Stromverteilungskasten, die vielen Autos oder gar den unglaublich verkommenen Eingang ansehe, gegen dessen VErursacher (weil wohl zu reich und mächtig) aber leider keiner vorgeht, weiß ich, was hier das Stadtbild verschandelt, unsere Aufsteller sicher nicht. Ohne die ist nämlich in den Theatergassen bald ganz Ende …
    Und leider setzt auch das Stadtmarketing zum Teil falsche Anreize, wenn etwa „City“-Schexs auch im Ertl-Zentrum einlösbar sind – was ist denn da City?

    • Hallo Frau Baum,

      danke, dass Sie nochmal zwei (neue) Punkte anbringen.

      Zu 1) Zu den Aufstellern, die man ja auch sehr gut auf dem Foto von Frau Harnleiter gut sieht:
      Ich denke nicht, dass man derzeit am Eingang der Theatergassen noch viel zusätzlich „verschandeln“ kann. Gerade die Ausnahmesituation mit der Baustelle direkt am Eingang sollte auch für Ausnahmegenehmigungen für die Händler sorgen.
      Dennoch ist natürlich der Platz in der Langen Straße nicht beliebig vermehrbar. Den meisten Platz nimmt fahrender und ruhender Autoverkehr ein, daneben müssen auch Fußgänger und Radfahrer gut durch die Straße kommen. Da wird es eng (siehe Foto).
      Deshalb meine Frage: Wie stehen Sie z.B. zu den kostenlosen Kurzzeitparkplätzen in der Langen Straße. Haben Sie den Eindruck, dass Ihnen wichtige (existenzbedrohende) Kaufkraft verloren ginge, wenn es sie nicht mehr gäbe?
      Wir favorisieren die Lange Straße als eine Straße die zum flanieren einlädt, mit Platz für Fußgänger, Radfahrer und Autos auf einer Höhenebene (ähnlich neue Kettenbrücke). Das böte Platz für Sitzgelegenheiten, Bepflanzung und auch Aufsteller.

      Zu 2) Wir hatten am 05.11.2013 eine Diskussion zum Thema Situation Innenstadt vs. Laubanger mit Werner Bschorr (Media-Markt Hallstadt und Stadtmarketing), Alfons Distler (Karstadt), Michael Genniges (Hübscher Buchhandlung), Gabriele Schrödel (Ertl Zentrum) und Peter Gack (GAL).
      Damals wurde -bis auf Herrn Gack- die Position vertreten, dass sich ERTL-Zentrum und Innenstadt eigentlich nur miteinander ergänzen.
      Deshalb auch Citychecks dort. Herr Gack monierte damals, dass das vielleicht auf große Mieter wie Karstadt zuträfe, aber sicherlich nicht auf alle kleinen Geschäfte.
      Es ist deshalb umso wichtiger, dass Sie ihre Position immer wieder in die öffentliche Debatte einbringen, sonst haben auch wir dort (in der Debatte) keine Chance.

      Mit freundlichen Grüßen,
      Jonas Glüsenkamp
      (Grüne im Wirtschaftsdialog)

      • Korrektur: Frau Hartleitner natürlich (das war die (nicht immer sinnige) Autokorrektur).

  3. Eine informative Veranstaltung der GAL, Hut ab vor soviel Qualität
    Was mir ganz besonders auffiel, es gibt scheinbar keinen „roten Faden“ seitens der Stadt oder des Stadtrates. Was nützen runde Tische, wenn sie davon nichts umsetzen? Was bringt es, an runden Tischen die Konfliktparteien ohne Leitfaden aufeinander prallen zu lassen. Bestes Beispiel wären die Markthändler-Einzelhändler. Wie jede Gruppe, sind sie eine Ansammlung von Individualinteressen.
    Gerät ein mühsamer Kompromiss ins Wanken, dringen sofort die Eigeninteressen nach vorne und alles beginnt von vorne. Es verschwindet jedesmal die Chance auf GESAMTlösungen. Hier sollte ein Faden vorgegeben sein, an den sich dann auch Alle halten müssen – und können.
    Klar reden wir in unserem Städtla immer von „leben und leben lassen“. Doch dazu braucht es Linien, Strukturen an die sich ALLE halten können und müssen. Ob nun die Cafe-Betreiber sich heimlich ausdehnen oder die Markthändler – beides ist kontraproduktiv und verhindert sinnvolle Kompromisse. Aber ohne die geht es nunmal nicht.

    Was mich aber am meisten schockiert, ist der Umstand, dass ein Investor ungestraft seinen Besitz mitten in der Weltkulturerbestadt leer und verkommen stehen lassen darf. Eigentum verpflichtet! Wenn ich mir aber den Eingangsbereich zu den Theatergassen betrachte, verliere ich den Glauben an die Menschheit. Bis 2018 will der Besitzer nur abschreiben? Wir können ihm gerne noch ein paar Kosten „schenken“ durch Free-Nutzung.

    Ob mich ein Bamberger Richter vor den Kadi zerrt, wenn ich Leerstand zwangsbesetze? Oder gibt es juristische Kniffe gegen solche Investoren? Auch vor dem drohendem TTIP & Co müsste es doch auch den umgekehrten Weg geben! Wir verklagen und enteignen Investoren, die unsere Stadt zerstören. *feix*

    Auf jeden Fall braucht es eine klare Linie und starke Hände um aus Problemen gemeinsame Lösungen zu gestalten. Wer schafft das und wer vereint?

    • Das Baugesetzbuch bietet durchaus Instrumente, um gegen den spekulativen Leerstand (wie z.B. am Eingang der Theatergassen) vorzugehen. So das in § 177 BauGB enthaltene Modernisierungs- und Instandsetzungsgebot. (vgl.: https://www.gesetze-im-internet.de/bbaug/__177.html)
      Leider scheuen sich die Städte, dieses Mittel anzuwenden, weil sie Angst vor den damit regelmäßig verbundenen gerichtlichen Auseinandersetzungen haben.
      Und natürlich passt ein solches Instrument, das den Verfassungsauftrag „Eigentum verpflichtet“ ernst nimmt, nicht in eine Zeit, in der Eigentum zu nichts anderem verpflichtet als zu einer maximalen Rendite.

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