Sehnsucht

作者:谢盛友 You Xie
(摄影: 朱颂瑜) Foto: Carmen Zhu

(摄影: 朱颂瑜) Foto: Carmen Zhu

Bei einer Tasse Tee lese ich ein gutes Buch, das Buch meines Lebenslaufs. Meine Glieder sind mir rheumatisch gelähmt, meine Seele tief beschämt. Ich gehe durch stille Gassen rastlos hin, und trete in ein mir bekanntes Haus. Still, weltfern lebt hier nur sanfter Staub. An allen Wänden stehen Schränke. Ich will die Bücher sehen, ich öffne von den stillen Schränken einen. Ich lege mir mein Herz auf den Tisch, und es bricht auf, verstaubtes, altes Blut. Die Schränke an den Wänden stehen alle offen, vor mir dichte Reihen dunkler Herzen. Ich sehne mich, dort sitzt ein Mensch, gelb und einsam sieht er aus, Jahrhunderte allein. Er sieht mich wartend an mit leeren Augen.

Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehen. Ich weiß nicht, ob ich ein kleines Kind, ein großer Junge, oder ein alter Mann bin. Lebenserinnerungen geben die Szenen, sie sind Schlüssel zu meiner subjektiven Biografie, sie sind gespeichert in den Tiefen meines Gedächtnispalasts. Ich habe viele solcher Schlüssel, die in die vielen Schlösser meines Palasts passen und die Türen zu meiner eigenen Identität öffnen. Wie der Tee, schmeckt manchmal süß, manchmal bitter.

Ich habe viele Gerüche gerochen in unserer Erdenküche. Ich habe Tee getrunken, habe Kuchen gegessen. Ein seidenes Hemd trage ich in meinem Haus.

Ich liege auf der grünen Wiese des Glücks. Die Sonne grüßt goldigsten Blicks. Sie duftet mir Träume ins Gehirn.

Ich habe dich wieder gesehen. Du hast rote Bausteine und grüne Dachziegel mit langer Tradition. Du hast in einem besonderen Charme, Wärme und Geborgenheit mein Haus zu meinem Heim gemacht. Ich konnte mir nicht vorstellen, in Kürze wirst du aus deinem Leben verschwinden. Mein Kummer wird nicht gestillt, mein Herz mit Schmerz erfüllt.

Ich stehe vor dir und kann deine tiefe Liebe spüren, aber die Kraft meiner Phantasie ist zu schwach die Zeit deines Lebens zu berechnen, wieviel Jahrhundert hast du gelebt?

Oben scheint die Sonne, in deinem Schatten sehe ich, dass du für mich leidest. Ich fühle meine Pein.

Du hast mich auferzogen, sowie meine Eltern. Schade, sehr schade, Materialismus und Habgier vernichten dich. Zivilkultur und Traditionen verfallen, das Herz der korrupten Kader und der geschäftssüchtigen Kaufleute wird durch ein scharfes Messer des Geldes in Stücke geschnitten. Ich kann nicht wegschauen. Geier und Raubvögel sehen dich als Beute, du wirst durch die absonderlichen Geräusche des Krans verdorben. Den Abriss beweine ich.

Wie lange lebst du schon? Sonne geht auf, Sonne geht nieder, und meine Seele wird immer leerer. So leer, dass ich deinen Schatten nicht aufnehmen kann. Warum gibst du mir keinen Schlüssel der Weisheit? Ah, wie dumm ich bin! Mein Schlüssel schon verrostet, und ich finde damit keine richtige Türe. Du verachtest mich, ich gebe zu, du hast das Recht. Mein Herz wird immer schwächer. Ich soll sterben, nicht du. Das Leben ist so, das Nehmen und das Geben, das Geben und das Nehmen. Ich bin so schwach, die unerträgliche Leichtigkeit des Seins zu verstehen. Ich wünsche mir, dass ich in einen Stein verwandle. Du kannst mich aufnehmen und ich gehe mit dir den Weg.

Wirst du wirklich verschwinden? Du verstehst mich nicht. Wenn du nicht da, habe ich dann keine Orientierung, meine Geschwister haben keine Chance mehr zu hören, nämlich die Geschichte seit tausend Jahren.

Den Abriss beweine ich.


我哭了  –  Ich weine