Christiane Hartleitner
„Denkmalpflege lohnt sich“, „Die Klosterlandschaft von St. Michael“, „Die Bamberger Gärtnerstadt“, „Der Drache und der Weihbischof“ – geliebt, tausendfach gelesen, gespickt mir Expertenwissen und wunderbar überzeugend: die Welterbe-Notizen von Dr. Karin Dengler-Schreiber. Sie als eine der besten Kennerinnnen und Fürsprecherinnen unserer Stadt zu bezeichnen, dürfte ihr gerade gerecht werden. Als stellvertretende Vorsitzende im bayerischen Landesdenkmalrat berät sie die Staatsregierung in Fragen des Denkmalschutzes. Ihr über ein Viertel Jahrhundert dauerndes Engagement als Stadtheimatpflegerin und die anschließende Leitung des Welterbezentrums prägt Bamberg und steckt an – bis heute. In jenen Zeiten diente das Bamberger Rathaus-Journal seinen Lesern als erquickliche Lektüre, konnte sich der Leser regelmäßig auf die von ihr initiierten und mit allerhand Grundsätzlichem und auch Feinem-Kleinem bereicherten Welterbe-Notizen freuen. Von 2008–2011 durfte der Leser stetig sein Wissen erweitern und seine Heimat immer wieder neu kennenlernen.
„Bamberg wäre nicht Bamberg ohne sein Pflaster“
Derzeit presslufthämmert die Stadt das Bamberger Pflaster der Dominikanerstraße: Kunst, die man mit Füßen tritt oder ein Plädoyer für unser Bamberger Pflaster. In Erinnerung blieben hierzu informative Welterbe-Notizen, die Dr. Karin Dengler-Schreiber der Bamberger Onlinezeitung zur neuerlichen Veröffentlichung zur Verfügung stellt. Einer ersten Pflaster-Notiz „Welterbe zu unseren Füßen“ folgt eine weitere: „Welterbe zu unseren Füßen, Teil II“, beide von 2009. Allzu gerne würden interessierte Leser die zahlreichen Welterbe-Notizen nachlesen (einige wenige gibt es hier), nicht nur das digitale Gedächtnis sollte diesen Schatz sorgsam bewahren und verfügbar machen. Außerdem möge man weiterhin notieren – dem Rathaus-Journal würde es allemal gut tun.
Dr. Karin Dengler-Schreiber im April 2009, Welterbe-Notiz Nr.24
Das Bild einer Stadt wird nicht nur von den großen Architektur-Highlights gezeichnet, sondern auch von vielen Details, die wir selten bewusst wahrnehmen. Zu den raumprägenden Elementen gehört der Bodenbelag, auch im öffentlichen Raum. Und in Bamberg erzählt dieser Bodenbelag viele verschiedene Geschichten, Geschichten, die zum Teil sehr lang zurückreichen.
Wann hier mit der Befestigung der Straßen begonnen wurde, ist unbekannt. Die Ausgaben dafür gehörten aber zu jenen Streitpunkten, deretwegen es zwischen den Bürgern der Stadt Bamberg und der „Obrigkeit“, nämlich Bischof und Domkapitel, zu heftigsten Auseinandersetzungen, ja 1435 beinahe zum Krieg kam. Nach langen Verhandlungen fand man 1443 auch für die Bamberger Bauverwaltung einen Kompromiss: Der Stadtbauhof, der Vorgänger unseres heutigen Baureferats, wurde paritätisch von beiden Seiten besetzt und die verschiedenen Aufgaben festgelegt. Zu den Vertragsunterlagen gehörte wohl auch ein Protokoll, das die Pflasterung der Straßen betrifft. Danach waren schon zu diesem ungewöhnlich frühen Zeitpunkt große Teile der Stadt gepflastert: Die meisten Straßen der Altstadt im Sand und die der Neustadt auf der Insel innerhalb der Stadtmauer und außerdem der Steinweg (der deswegen ja auch so genannt wurde) vom heutigen Friedhof bis zum Gangolfer Tor.
Im Lauf der Zeit verdichtete sich das steinerne Straßennetz. Doch aus Kostengründen pflasterte man nur dort wo man es für nötig hielt. Der Maxplatz zum Beispiel blieb 1804 nach dem Abbruch der Martinskirche und der Auflösung des Friedhofs rundherum ein halbes Jahrhundert lang unbefestigt und am Schillerplatz war zunächst nur das Straßenstück bis zum Eingang des Theaters gepflastert.
Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts verwendete man dafür Sandsteinquadern aus der Umgebung, die unter dem Namen „Tütschengereuther Pflaster“ zusammengefasst werden. Erst die Eisenbahn machte den billigen Transport von „fremden“ Steinsorten möglich: Quarzit, Muschelkalk, Basalt und Granit, die eine längere Haltbarkeit versprachen und in den Hauptstraßen verlegt wurden, während man die alten Steine in die kleineren, zum Teil noch unbefestigten Gassen umpflasterte.
Im Wesentlichen blieb Bamberg bis zum 2. Weltkrieg eine Stadt des Steinpflasters. Erst danach setzten sich, vor allem aus Lärmgründen, Asphaltstraßen durch. Doch vor einigen Jahrzehnten entdeckte man (erneut) die Schönheit des alten Pflasters und begann es nach Möglichkeit zu bewahren. Und auch wenn man sich als Fahrradfahrer, Stöckelschuhträgerin oder lärmgeplagter Anwohner immer mal wieder über den holprigen Untergrund ärgert: Bamberg wäre nicht Bamberg ohne sein Pflaster.
Und doch ist es möglich, das Pflaster beizubehalten, seine Begeh- und Befahrbarkeit aber durch vertretbare Veränderung der Oberfläche so zu gestalten, daß es modernen Nutzungsansprüchen genügt (Glättung, Fugenverfüllung).
Es bleibt absolut unverständlich, daß, wenn ausreichend einflußreiche Kreise es wollen, Denkmalschutz gar keine Rolle spielt oder bis zur Unkenntlichkeit verbogen, in anderen Fällen hingegen jegliche Anpassung an aktuelle Bedürfnisse bis ins kleinste Detail unterbunden wird.
Andere Kommunen haben längst Möglichkeiten gefunden, sinnvolle Kompromisse umzusetzen.