Mitteilung vom Verein Nationalpark Nordsteigerwald
Mehr als 50 Mitglieder des Vereins Nationalpark Nordsteigerwald nahmen die Eröffnung des Nachhaltigkeitszentrums am 12. September in Handthal zum Anlass, für den Nationalpark zu demonstrieren. „Dies war ein wichtiges Signal an alle Teilnehmer und geladenen Gäste aus Wirtschaft und Politik. Das Zentrum in Handthal wird die Diskussion um einen Nationalpark nicht beenden. Immer mehr Menschen in unserer Region sprechen sich offen für einen Nationalpark aus. Wir waren haben diesen Menschen heute eine Stimme gegeben“, so Vorstandsmitglied Benedikt Schmitt.
Der Verein begrüßt grundsätzlich den pädagogischen Auftrag des Nachhaltigkeitszentrums. Die Aufklärung der Menschen über die Notwendigkeit nachhaltiger Waldwirtschaft ist ein wichtiges Anliegen. Allerdings ist es fraglich, ob die Bau- und Betriebskosten des Zentrums in Relation zu dessen Wirkung stehen. Insbesondere in Anbetracht der eklatanten Strukturschwäche der Steigerwaldregion wäre es sinnvoller gewesen die hohen Baukosten lieber in tatsächliche Regionalentwicklung zu investieren. Statt in den Genuss von Mitteln zu kommen mit denen Tourismusförderung betrieben werden könnte, sind es nun gerade die finanzschwachen Gemeinden vor Ort, die mehrheitlich für den Unterhalt des Zentrums aufkommen müssen. Dass gerade Oskar Ebert, einer der Vorstände des Vereins „Unser Steigerwald“, der sich vehement gegen einen Nationalpark ausspricht, Geschäftsführer des Zentrums wird, trägt nicht zu einer Befriedung und Versachlichung der Nationalparkdiskussion bei. Es ist auch zu befürchten, dass das Zentrum als zukünftiges Quasi-Vereinsheim von „Unser Steigerwald“ genutzt wird. Bereits in der Vergangenheit und vor der Einweihung fanden dort schon Veranstaltungen des privaten Vereins statt. In Anbetracht der öffentlichen Finanzierung des Zentrums ist dies scharf zu kritisieren.
Im Rahmen der Veranstaltung erklärte sich Landwirtschaftsminister Brunner zu einem persönlichen Gespräch mit dem Verein bereit. Vorstandsmitglied Helmut Weilbach betonte dem Minister gegenüber, dass durch die Diskussion der vergangenen Jahre der Eindruck entstanden sei, Waldwirtschaft und Nationalpark würden sich gegenseitig ausschließen: „Das Gegenteil ist der Fall. Es geht beim Nationalpark auf der einen Seite um die Bewahrung unseres einzigartigen Naturerbes, auf der anderen Seite aber gibt gerade ein Nationalpark wichtige Impulse für die regionale Wirtschaft und im Rahmen seiner Verordnung kann die regionale Holzwirtschaft sogar gestärkt werden, da mehr Holz in der Region bleiben könnte.“ Nationalpark und Holzwirtschaft ergänzten sich daher vielmehr. Zudem könnten Gewohnheitsrechte wie allgemeines Betretungsrecht, das Sammeln von Waldfrüchten und die Versorgung mit Brennholz in der zugehörigen Verordnung geregelt werden.
Vorstand Manfred Reinhart betonte zudem die schwierige Situation der regionalen Bevölkerung: „Viele Menschen vor Ort blicken besorgt in die Zukunft. Dies gilt insbesondere für Gewerbetreibende. Neben den ökologischen Vorteilen eines Nationalparks sehen daher viele Menschen in der Region den Nationalpark auch als wirtschaftliche Chance. Die Politik der vergangenen Jahre hat es nicht geschafft, andere Konzepte der Regionalentwicklung umzusetzen.“
Benedikt Schmitt, wie Minister Brunner Mitglied der CSU, zeigte sich enttäuscht über die Haltung der bayerischen Staatsregierung. „Die Aussage, es würde keinen Nationalpark gegen den Willen der regionalen Bevölkerung geben, hat eine Auseinandersetzung vor Ort gefördert. Wenn die CSU ihrem Selbstbild als Heimatpartei entsprechen will, muss sie in die Situation vor Ort eingreifen und einen wichtigen Teil unserer Heimat – die alten Buchenwälder – schützen und die Region wirtschaftlich fördern.“ Im Rahmen eines Nationalparks könne beides erreicht werden. Andere Nationalparks hätten dies eindrucksvoll bewiesen. Minister Brunner erneuerte den Standpunkt der bayerischen Staatsregierung, es werde keinen Nationalpark gegen den Willen der regionalen Bevölkerung geben und betonte die Bedeutung der Waldwirtschaft für die Region. Der Verein zieht dennoch eine positive Bilanz aus dem Gespräch. Dem Minister konnte vermittelt werden, dass es vor Ort viele Menschen gibt, die für einen Nationalpark einstehen. Dies war ein wichtiger Schritt, das fehlerhafte Bild der bayerischen Staatsregierung über die Lage vor Ort zu korrigieren. Insbesondere Innenstaatssekretär Eck hatte in der Vergangenheit in München den Eindruck erweckt, die Menschen in der Region seien mehrheitlich gegen einen Nationalpark. Befürworter eines Nationalparks vor Ort hat er wiederholt als „eingeflogene Ideologen“ bezeichnet.
Im Anschluss an das Gespräch überreichte der Verein Herrn Brunner einen Korb mit frischen Waldpilzen. Vor einigen Monaten hatte Herr Brunner öffentlich gesagt, in einem Nationalpark könne man keine „Schwammerl“ mehr sammeln. Der Verein setzt sich dafür ein, dass auch in einem Nationalpark Steigerwald Gewohnheitsrechte wie das Sammeln von Waldfrüchten, allgemeines Begehungsrecht und die Versorgung der Bevölkerung mit Brennholz gewahrt bleiben. Dies muss nur in der Nationalparkverordnung verankert werden.