Schließung des Morphclub: Stellungnahme des Bürgervereins Bamberg Mitte

Redaktion

Verändertes Interesse der jungen Leute bzgl. der (Sub)Kultur, vermehrte Attraktion des Auf-der-Brücke-den Sonnenuntergang-bewundern, Vorglühen in der heimischen Küche, Abhängen im Hain, Kneipenansturm anderswo, sowieso lieber Kneipe als Club, vielfältiges Angebot, Eintritt-zahlen?, Mitternachtskonzerte-gehn-mit-der-Lebens-und-Studienrealität-nicht, digitale Parallelwelt – die Gründe Jüngerer scheinen zahlreich. Für die überraschende Schließung des Morphclub in der Oberen Königstraße wird von manchen der Bürgerverein Mitte aufgrund seines Engagements für die Sperrzeit-Verlängerung verantwortlich gemacht. Hierzu nimmt der Bürgerverein Bamberg Mitte e.V. Stellung.

Bürgervereins Bamberg Mitte e.V.

Mit dem Bamberger Morphclub schloss am 6. August 2014 überraschend und für viele schockierend eine Institution, deren Inhaber sich fünfzehn Jahre lang in hohem Maß und mit größtem Engagement für ein anerkannt qualitätvolles Kulturangebot eingesetzt hat. Zu Recht hat dieses Angebot für die Bamberger Jugendkultur, das längst nicht nur von jungen Leuten wahrgenommen wurde, weit überregionale Anerkennung erfahren, und entsprechend groß ist das Echo in den Medien. Es ist unklar, ob die hierdurch entstehende Lücke annähernd geschlossen werden kann.
Bei der Frage nach den Ursachen für die Schließung wird immer wieder die seit 2011 in Bamberg geltende Verlängerung der Sperrzeiten angeführt, durch die dem Club wichtige Einnahmequellen verloren gegangen seien. Es ist bekannt, dass die Initiative für die von der Stadtratsmehrheit beschlossene Regelung vom Bürgerverein Bamberg Mitte ausgegangen war. Insofern wird uns von manchen direkt und von einigen sogar ausschließlich die Schuld für das Ende des Morphclub gegeben. Das ist ein ernsthafter Vorwurf, mit dem wir uns auseinandersetzen.
Als wir uns 2011 aufgrund zahlloser massiver Beschwerden von Innenstadtbewohnern nach längeren Diskussionen entschlossen, eine Initiative zur Wiedereinführung der Sperrzeit zu beginnen, wussten wir, was wir taten. Wir waren auf mögliche Konsequenzen für Einrichtungen wie den Morphclub hingewiesen worden und haben uns gerade deswegen die Entscheidung nicht leicht gemacht. Nun wird uns beispielsweise unterstellt, wir würden „durchweg rigide auftreten“ und „kompromisslos unsere Sichtweise von Kultur gegenüber anderen Teilen durchboxen“. Das Gegenteil ist der Fall. Wir unterstützen seit vielen Jahren Projekte der Jugendkultur, vom Kontaktfestival über die Freie Uni und Chapeau Claque bis zu den Bamberger Kurzfilmtagen, nicht nur mit viel Geld (der Betrag ist seit langem fünfstellig), sondern auch durch Kontakte und Öffentlichkeitsarbeit. Die Bedeutung einer bunten und vielfältigen Kulturszene ist uns bekannt, nicht nur für die Lebensqualität von uns allen, sondern auch als Wirtschaftsfaktor.
So bedauerlich es im Einzelfall ist: es ist eine Illusion zu glauben, man könne politische Entscheidungen treffen, die für alle nur positive Konsequenzen haben und unter denen niemand leidet. Wollte man das tun, gäbe es gar keine Entscheidungen mehr, es gäbe so wenig eine Energiewende wie die Abschaffung der Studiengebühren. In einem komplexen Gemeinwesen, in dem viele Menschen auf engem Raum leben, kann es nur um Kompromisse gehen, die manchmal, wie in der Frage der Lebensqualität in der Innenstadt, von allen Parteien sehr viel abverlangen. Bei der Sperrzeitverordnung handelt es sich unseres Erachtens um eine faire Lösung. Wenn wir zu solchen Kompromissen nicht mehr bereit sind, sind wir als Gemeinwesen am Ende.
Was alles zur Schließung des Morphclub geführt hat, ist uns im Einzelnen nicht bekannt. Günter Oppelt, der Betreiber, wird im FT vom 8.8.2014 immerhin mit der Äußerung zitiert, dass er es sich nicht so einfach mache, der Stadt die Schuld in die Schuhe zu schieben. Die Ursachen scheinen vielschichtig zu sein – Clubs sterben bekanntlich auch in Städten ohne Sperrzeit. Es ist sehr erfreulich, dass sich spontan so viele Menschen solidarisch zeigen und sich Gedanken machen, was sie zu einer Fortführung beitragen können. Eine Anmerkung sei allerdings erlaubt: wenn alle, die jetzt bestürzt sind, zur rechten Zeit den Morphclub durch regelmäßige Nutzung seiner anspruchsvollen Angebote unterstützt hätten, wäre es vielleicht nicht so weit gekommen. Bei den Demonstrationen im letzten Jahr für den Erhalt der Bamberger Kulturszene und gegen die Sperrzeit haben wir Aufrufe vermisst, das eigene Ausgehverhalten zu überdenken und wenn überhaupt, dann eben nicht erst kurz vor Ladenschluss in den Morphclub zu gehen, so dass kaum noch Umsätze erwirtschaftet werden konnten, die zum Überleben notwendig gewesen wären.
Reiner Dietz für den Vorstand

5 Gedanken zu „Schließung des Morphclub: Stellungnahme des Bürgervereins Bamberg Mitte

  1. Das ist ja wohl der Treppenwitz. Rainer Dietz‘ Stellungnahme ist entlarvend. Die Leute sollen wohl gefälligst aufpassen dass sie die Kultur nur in den für diese unliberale Seniorenpartei genehme Uhrzeit gestalten. Und jetzt ist das Kind in den Brunnen gefallen. Am eigenen Ast wurde so lange gesägt bis er ab war. Und nicht einmal jetzt hat dieser selbstgerechte Sesselfurtzerverein die Größe ihre Fehler einzugestehen? Ich habe derlei Ereignisse als Folge der Sperrstundenregelung schon vor Jahren prophezeit- das erkennt jeder der 2 und 2 zusammenzählen kann. Und nun da es passiert ist, sollen die Gäste schuld gewesen sein weil sie sich nicht genug Alkohol vom Wirt gekauft haben? An anderer Stelle heißt es dann dass es zu feucht fröhlich zugegangen wäre was die Sperrstunde unabdingbar gemacht habe. Ein Psychologe würde derlei Argumentation eine Schizophrenie attestieren.
    Merken Sie sich meine Worte Herr Dietz: In nicht allzu ferner Zukunft ist Bamberg eine tote Stadt und Sie und ihre ignorant-besserwisserischen Vasallen waren der Henker! Sie haben weder begriffen was Kultur bedeutet, noch wie sie gedeiht, wenn sie hier allen Ernstes ihre Kulturbemühungen mit finanziellen Mitteln untermauern wollen wie in ihrer Stellungnahme geschehen.
    Ein Bamberger Student

    • Ein Hoch auf die Meinungsfreiheit! Wer allerdings so erbärmlich unsachlich „argumentiert“ sollte auch den Mumm haben sein Gesicht zu zeigen… „ein (namenloser?) Bamberger Student“ pöbelt und beleidigt im anonymen Internet… wow, das ist mutig. Mir wird schlecht…

      • Das liegt wohl eher am Konsum von zu viel Hochprozentigem bei Ihnen. Inhaltlich tragen Sie nämlich rein gar nichts bei. Viel Spaß beim schlecht sein!

  2. endlich spricht mal jemand klartext

    wer sich lieber mit häusers beschäftigt anstatt seine läden halbwegs zu öffnen, darf sich nicht wundern wenn er sein geschäft in die grube fährt. die dinger sind wegen „ungeschickter“ führung pleite, aus und amen.

    zum morphclub fallen mir nur die müllzustände am frühen morgen ein. nicht mal die innersten hinterlassenschaften der saufkunden neben der tür wurden beseitigt. insofern 0 mitleid mit dem besitzer. schade nur um das bischen kultur, dass sich dahinter versteckte. aber das ging ja schon dem downi so, dass dort andere dinge wichtiger waren!

    gerade aber das „comida“ ist als familienfreundlicher, fränkischer biergarten eine kultstätte gewesen. aber mit all dem firlefanz und latinozeugs war vorher schon klar was damit passiert. im eigenen garten PFAND verlangen ist schon sehr krank. bambergs keller boomen und ein neugscheiter macht daraus nen halben schicki-micki-club. daran ist der mahrskeller schon kläglich gescheitert.
    und dann die ständig wechselnden öffnungszeiten. wir nicht wird, macht einen auf wirt? denkste puppe

    da hat nicht mal die csu mit ihren pseudoevents helfen können. nicht jeder wirt darf so frei schalten und walten wie im calimeros. dem lautesten und wohl schlimmsten 00-desaster in dieser stadt.

  3. Es ist halt so einfach, andere verantwortlich zu machen für ein jahrelanges Missmanagement vom Morphclub und dem dazugehörigen La comida. Und der Besitzer hat leider nicht den A… in der Hose, die wahren Gründe zu nennen, sondern versteckt sich hinter der schon länger geltenden Sperrzeitenregelung. Schade. Mit mehr Transparenz wäre die Sache verständlicher, so bleibt ein ungutes Gefühl, hier nur belogen zu werden.

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