Redaktion & PM Kunstverein
Vom MOMA New York nach Bamberg. Das Künstlinnenduo »zwischenbericht« bringt das legendäre Baukastensystem »Vierkantrohrserie D« der Minimal- und Konzept-Künstlerin Charlotte Posenenske nach Bamberg. Anja Schoeller (Fürth) und Kerstin Polzin (Berlin) haben in Zusammenarbeit mit dem Kunstverein Bamberg, dem Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia, der Universität Bamberg und der JVA Ebrach das Projekt WERKsHANDLUNGen entwickelt, das in der Auseinandersetzung mit dem Werk der Künstlerin und Soziologin Charlotte Posenenske (1933 – 1985) seinen Ansatz hat.
Posenenske entwickelte Ende der sechziger Jahre serielle Elemente aus industriell gefertigten Materialien, die baukastenartig immer wieder verändert werden können.
Die Vierkantrohre aus Stahlblech sind Elemente aus der Serie D. Dieses Werk, ihr System der Prototypen, ein von ihr verfasstes Manifest und das Prinzip des „Baukastens als Gesellschaftsmodell“ stehen als Werkzeug, das Initialzündungen für zukunftsfähige Denkweisen ermöglichen soll, zur Verfügung.
Bereits bei der Sitzung des Kultursenats im April erfuhren Elemente hiervon ihre Anwendung in Bamberg, was Oberbürgermeister Starke zu der Bemerkung veranlasste: „Was kann der Kunst besseres passieren, als wenn man über sie spricht“ – ging es doch in dieser Sitzung um die Zukunft des Kesselhauses. Allerdings setzte der OB diesen Punkt kurzerhand von der Tagesordnung, was die Stadträte bekanntermaßen zu einem fraktionsübergreifenden Antrag animierte ( siehe: Der fraktionsübergreifende Antrag pro Kesselhaus, ein Bau von skulpturaler Qualität / Keine Entscheidung zum Kesselhaus. Laut OB Starke Sitzungsvorlage nicht entscheidungsreif / Aktuelle Information: Tagesordnungspunkt Kesselhaus abgesetzt. Offizielle Bestätigung aus der Pressestelle noch nicht erfolgt. Offensichtlich will OB Starke eine Abstimmungsniederlage verhindern).
Der Baukasten enthält Elemente mit Richtungswechseln, Passungsübergängen, Verlängerungen und Hilfen zum Um-die Ecke-Denken. Ebenfalls bekanntermaßen hat der neue Kulturbürgermeister Dr. Lange bis Ende Mai einen Plan entwickelt, das Kesselhaus zu sanieren und ab 2015 für Ausstellungen moderner Kunst wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Durch die Klarheit, Stringenz und Konsequenz ihrer Arbeit besitzt die Künstlerin internationale Anerkennung. Nun steht der Bau- und Denkkasten den Bambergern zur Verfügung, die sich dazu herausgeforfert fühlen könnten, über Kunst, ihre Förderung, Produktion und ihre Auswirkungen nachzudenken.
»zwischenbericht« stellte diese Kunstobjekte mehreren Gruppen zur Verfügung. Die Arbeit mit den Objekten und die Forschungsergebnisse werden in einem zweitägigen Symposium refektiert und diskutiert. Im Mittelpunkt stehen Fragen zu Arbeitsprozessen sowie die Beteiligung von Kunst an Veränderungsprozessen in der Gesellschaft.
Es referieren u. a. Dr. Heinz Schütz (Freier Journalist und Kunsttheoretiker), Dr. Burkhard Brunn (Soziologe und Nachlassverwalter von Ch. Posenenske), Prof. Dr. Olaf Struck (Lehrstuhl Arbeitswissenschaft Universität Bamberg), Prof. Dr. Rita Braches-Chyrek (Lehrstuhl Sozialpädagogik Universität Bamberg). Am zweiten Tag des Symposiums werden die „Werkshandlungen“ der Teilnehmer der JVA Ebrach fokussiert. Detailiertes Symposiums-Programm: www.villa-concordia.de
Die Ausstellung stellt das Baukastensystem aus und dokumentiert die Forschungsarbeit der WERKsHANDLUNGen.
Programm Symposium WERKsHANDLUNGen (Auszüge) Di, 17.06.2014, 16-21 Uhr