Bamberger ERBA-Steg erhält den Deutschen Brückenbaupreis 2014

 Redaktion
ERBA-Steg. Foto: Erich Weiß

ERBA-Steg. Foto: Erich Weiß

Am 10. März 2014 vergaben die Bundesingenieurkammer und der Verband Beratender Ingenieure VBI zum fünften Mal den Deutschen Brückenbaupreis. Mit dem Deutschen Brückenbaupreis werden herausragende Brückenbauwerke ausgezeichnet, die Ästhetik und Funktionalität in besonderer Form verbinden, und die außerordentliche Leistung der Ingenieure gewürdigt. In der Kategorie Fuß- und Radwegebrücken erhält der Bamberger ERBA-Steg den Deutschen Brückenbaupreis 2014. Ausgezeichnete Ingenieure sind dabei Dipl.-Ing. Johann Grad († 2013) und Dipl.-Ing. Matthias Dietz, Architekt/Bamberg. Das Urteil der Fachjury:

Für die Zeit des Neubaus der Kettenbrücke über den Main-Donau-Kanal zwischen der Gärtner- und Inselstadt war der Steg die zweijährige Interimslösung im Jahr 2006: eine einfache stählerne Fachwerkkonstruktion als Behelfsbrücke für Fußgänger und Radfahrer.

2002 hatte die Stadt Bamberg dann den Zuschlag erhalten, die bayerische Landesgartenschau 2012 auszurichten. Die Chance, das brach liegende Gelände der ERBA (Erlanger-Bamberger Baumwollspinnerei und Weberei) mit der Landesgartenschau auf der Erba-Halbinsel im Norden Bambergs wieder zu beleben. Ein Haupterschließungssteg für Fußgänger und Radfahrer war nun über den zu einem Fischpass auszubauenden Altarm der Regnitz erforderlich. Damit sollten die Landesgartenschau und die künftigen universitären Einrichtungen und Wohnbauten auf der Erba-Halbinsel an das Uferwegenetz der Altstadt angebunden werden.

Aus diesen zwei Aufgabenstellungen erwuchs der Gedanke, trotz der unterschiedlichen Anforderungen an die beiden Brückenbauwerke die Bauaufgaben mit einem einzigen Bauwerk zu realisieren.
Einerseits musste das Bauwerk als Interimslösung über den Main-Donau-Kanal wegen des dort einzuhaltenden Lichtraumprofiles eine freie Stützweite von 60 m aufweisen, andererseits war in der  Auenlandschaft des Fischpasses am Rande des Nordparks ein sich unaufdringlich einfügender Steg mit ca. 48 m Stützweite gefordert.

Schlanker geht es nicht!

Realisiert wurden beide Bauaufgaben mit einer stählernen Kastenkonstruktion veränderlicher Bauhöhe, die in Bauwerksmitte lediglich 350 mm beträgt.
Als Behelfsbrücke mit einer Stützweite von 60 m über den Main-Donau-Kanal wurde die in zwei je 30 m langen Teilen vorgefertigte Konstruktion auf der bestehenden Kettenbrücke verschweißt, mittels Zugstäben eine temporäre Unterspannung hergestellt und mit zwei 500-t-Kränen auf die vorbereiteten Hilfsstützen an den beiden Kanalmauern nördlich der Kettenbrücke eingehoben.
Nach der Verkehrsfreigabe der neuen Kettenbrücke Ende 2010 wurde die nunmehr entbehrliche Konstruktion mittig getrennt, demontiert und an den endgültigem Standort zur ERBA-Halbinsel transportiert. Der Einbau der ERBA-Brücke Bamberg erfolgte hier in exponierter Lage als Dreifeldträger (ohne Unterspannung). Die Einspannung des Überbaus in den beiden kurzen Endfeldern ermöglicht die extreme Schlankheit von l/137. Schlanker geht es nicht! Die Brücke hat mit ihrer Schlankheit neue Maßstäbe für Eleganz, Leichtigkeit und Grazilität gesetzt und war die eigentliche Attraktion der Landesgartenschau. Die Akzeptanz bei der Bevölkerung ist außerordentlich groß. Schon während der nächtlichen Montage der Brücke ließen sich zahlreiche Zuschauer trotz der vorgerückten Stunde nicht davon abhalten, den spektakulären Hubvorgang im Herzen von Bamberg mit eigenen Augen zu verfolgen.

Die Kosten von 6.500 €/m² für das Bauwerk sind im Hinblick auf die zweifache Nutzung unter völlig unterschiedlichen Randbedingungen als wirtschaftlich angemessen einzustufen.
Der ERBA-Steg Bamberg wurde für den Deutschen Brückenbaubreis nominiert, da die äußerst filigrane Konstruktion mit ihrem zweifachen Einsatz und dem damit verbundenen Wechsel des statischen Systems eine außerordentlich innovative Lösung für eine Fuß- und Radwegbrücke darstellt und zu einem Gradmesser für die Schlankheit von Brückenbauwerken geworden ist. In ihrer endgültigen Lage fügt sie sich mit ihrer eleganten Erscheinung angenehm und unaufdringlich in die Umgebung ein.

Ein Gedanke zu „Bamberger ERBA-Steg erhält den Deutschen Brückenbaupreis 2014

  1. Brückenbau Preis
    wäre die richtige Schreibweise.
    Wie verdränge ich, dass aus ursprünglich ca. 800.000,–€ fast das Doppelte wurde?
    Wie relativiere ich eine fehlerhafte Planung, die gar nicht umsetzbar ist? (1/4 Jahr brauchten alle möglichen Fachleute, den Steg ein 2. Mal zusammen zu fügen)
    Jeaaahhh!
    Die Lösung: Preisverleihung.
    Und alles ist gut und vergessen.
    Loben sollte man die Handwerker die das geschafft haben nicht die „Künstler“.
    So wie es kalkuliert und geplant wurde, wäre es nämlich niemals gegangen.
    Eines muss aber gesagt sein:
    Der Steg ist echt schick!
    Und dass die „Seufzer“-Brücke mal zu kurz war sieht man auch nicht mehr.
    Hoffentlich hält sie lang, die kurze. Sonst Preisgeld zurück.
    Wie hoch ist das denn dotiert???

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