Christiane Hartleitner
Es gab sie mal, die schönen Dinge. Und wir vermissen sie: die Fassadenbläser von St. Martin. Bis vor wenigen Jahren verbreitete sich an den Adventssonntagen in der Dämmerung die festliche Atmosphäre, sie zog den Grünen Markt entlang bis zum Gabelmann und Richtung Maxplatz, lockte die Bewohner aus ihren Wohnungen in die – damals – eher ruhige Fußgängerzone. In klirrender Kälte wartete oft schon ein gespanntes Publikum, um die getragenen Klänge von Trompeten, Posaunen und vielleicht einer Klarinette zu lauschen. Vor der Martinskirche war Platz und Raum für Publikum und Musik. Respektvoll hielten die Marktstände Abstand vor der barocken Kirchenfassade, der Eintritt in die Kirche war noch kein Sich-Durchschlängeln an wenig ansehnlichen Ständen mit mehr oder weniger notwendigen und/oder schönen Dingen. Heuer halten die Buden keinen Abstand, sondern rücken der Dientzenhofer-Fassade auf die Pelle, ein Lauschen der Fassadenbläser wäre nicht möglich – zu aufdringlich ist das Klimbim drumherum. Leider können die Bläser heuer nicht spielen, voraussichtlich auch in den kommenden beiden Jahren nicht. Denn aus statischen Gründen musste ein Teil der Kirche abgesperrt werden, die Fassade darf derzeit nicht betreten werden. Doch bleibt die Hoffnung, dass nach Sanierung der Kirche auch die Fassadenbläser wieder ins Obergeschoss einziehen – und der Tand am Grünen Markt gebührenden Abstand hält.
Monika Schau
Heute möchte ich Ihnen einige Gedanken über die „stille“ Zeit, die Zeit vor Weihnachten weitergeben: Advent bedeutet Erscheinung – also die Ankunft eines Würdenträgers, auch eines lang ersehnten Heilbringers. Advent war immer eine Fastenzeit, ab dem 11. November, Martini (also nicht der Beginn des Faschings) und dem ursprünglichen Weihnachtsfest in der alten Kirche. Bis zum 6. Januar Hl. Drei Könige wurde gefastet wie so oft im ligurischen Kalender. Erst mit den Heiligen Drei Königen kamen die Geschenke. Das ist in einigen Teilen Italiens immer noch der Tag, an dem die Geschenke verteilt werden.
In dieser Zeit durfte weder getanzt noch gefeiert werden. Erst im 7. Jahrhundert wurde der Advent als „die Zeit vor der Geburt des Herren“ eingeführt. So weit die christliche Bedeutung.
Und was hat man daraus gemacht?
Die Innenstädte sind voll mit gehetzten Leuten, die nach irgend einem Geschenk für die „Lieben“ zu Hause suchen. Man kann nicht mehr richtig laufen, denn die Wege vor dem Glühweinständen sind zum Teil abgesperrt, damit die Passanten noch ebenso an den Trauben der Menschen vorbei kommen. In Bamberg – und wo anders ist es auch so – wurde eine neue Jahreszeit entdeckt. Ähnlich der Sandkirchweih ist es ein Muss dort zu stehen. Sehen und gesehen werden. Eigentlich vernünftige Leute knallen sich eine süße Plörre in die Birne, die heiß und klebrig ist, die sie zu anderen Zeiten nicht einmal kaufen, geschweige denn trinken würden.
Aus allen Geschäften dudeln die gleichen – englischen – Weihnachtslieder und wenn man Radio hört, könnte es einem vor der ganzen verlogenen Gefühlsdusselei schlecht werden. Advent, die stille Zeit … Das geht bis Weihnachten. Die Parkplätze vor den Supermärkten sind voll, als würde ein Krieg ausbrechen, und es wird – ähnlich dem Hamstern in der schlechten Zeit – aller Ramsch gekauft, der nur angeboten wird.
Für mich ist das Schönste an Weihnachten, wenn es vorbei ist
Ich denke dabei immer an einen Aufsatz, den ich zu meinem Leidwesen nach den Weihnachtsferien in der 4. Volkschulklasse schreiben musste: Meine Überschrift war: Wie ich Weihnachten überlebte. Eine Vorahnung. Für mich ist das Schönste an Weihnachten, wenn es vorbei ist. Natürlich ist das Weihnachtsfest für die Kinder etwas Besonderes. Aber es hat seinen Sinn verloren. Die Kleinen könnten einem schon noch sagen, warum gefeiert wird. Im Kindergarten und in den ersten Klassen wird da noch richtig Aufklärungsarbeit geleistet. Aber bei den größeren kann es durchaus vorkommen, dass man mit Sätzen konfrontiert wird wie: War das nicht was mit einem Ochs und Esel in einem Stall?
Wo sind wir hingekommen? Wenn am Heiligen Abend die Geschenke verteilt sind – bei den Kleinen kann es durchaus sein, dass sie ein Wischertelefon für mehrere hundert Euro bekommen mit der Begründung der Eltern: „Sie bekommen ja sonst nichts“, herrscht Burgfrieden bis spätestens am ersten Feiertag nach dem Mittagessen.
Fragen Sie mal Psychologen. Die könnten Geschichten erzählen. Die Mütter sind abgeschafft wegen der vielen Vorbereitungen, die natürlich nicht gewürdigt wurden. Die Väter grantig, da die ganze liebe Familie durch sie gezwungen wird, Friede, Freundschaft, Eierkuchen zu spielen. Ein idealer Nährboden für Konflikte, die das ganze Jahr nicht zum Ausbruch kamen, jetzt aber thematisiert werden. Und dann kommt noch die ungeliebte Verwandtschaft. O du fröhliche Weihnachtszeit!