Von Musicouskuß
Selten genug zu hören ist sie schon, diese Besetzung, Violoncello und Harfe, aber regelmäßig Besucher der Bamberger Rosengarten-Serenaden hatten schon einmal – es muß so vor vier, fünf Jahren gewesen sein – die Gelegenheit, der Harfenistin Sabine Kraus und dem Cellisten Matthias Michael Beckmann zu lauschen. „Rosenzauber“ war die musikalisch-literarische Soirée der beiden am vergangenen Samstag überschrieben, inspiriert von der im Spätsommer allmählich vergehenden Blütenpracht im Garten der Residenz.
Gleich viermal erklang Franz Schubert, dessen „Heideröslein“ naturgemäß nicht fehlen durfte. Schubert, was für ein Leben im Wiener Biedermeier: einunddreißig Jahre nur ist er alt geworden, der unermüdlich Schaffende. Neunhundertachtundneunzig Nummern finden sich in seinem Werkverzeichnis, darunter mehr als sechshundert Lieder. Auch das berühmte „Ständchen“ auf einen Text von Ludwig Rellstab, in Schuberts Todesjahr, also 1828, als Teil seiner „Schwanengesang“-Lieder entstanden. Während Sabine Kraus an der Harfe feinfühlig den ursprünglichen Klavierpart übernahm, füllte Matthias Michael Beckmann mit seinem sehr sonoren Celloton und gesangvollem Spiel den Kaisersaal aus.
Dem „Ständchen“ vorausgegangen war eine wunderschöne Bearbeitung von Amanda McBrooms sehr treffend ausgewählter „The Rose“. Bekannt ist das Lied in zahlreichen Coverversionen, beispielsweise mit den King’s Singers, vor allem aber in der ursprünglichen Fassung von Bette Midler, die es im gleichnamigen Film sang. Auch in dem Arrangement für Cello und Harfe durchaus ein Hörgenuß!
Wenn man dem Rezital etwas ankreiden wollte, dann vielleicht, daß doch zuviele Ohrwürmer, ein wahrer Reigen derselben, zur Aufführung kamen. Wenig Unbekanntes, stattdessen ein Immergrün nach dem anderen. Etwa die „Meditation“ aus Jules Massenets Oper „Thaïs“, dem sich das nicht weniger populäre Menuett Luigi Boccherinis anschloß. Mit Boccherini, mit dessen C-Dur-Rondo, hatte der Abend auch begonnen. Das Rondo, so Beckmann, dem die Moderation oblag, sollte hier stehen als „Symbol für die Rose, die ein ganzes Leben über immer wieder zu uns kommt und uns erfreut“.
Die Rose fand zudem Berücksichtigung in den Gedichten, die Beckmann und Kraus im Wechsel rezitierten (die aber aufgrund der Akustik nicht gut zu verstehen waren), darunter welche von Eugen Roth, von Lessing, von Goethe. „Des Sommers letzte Rose“ von Friedrich von Flotow und die Variationen über dieses schottische Thema aus der Feder von Auguste-Joseph Franchomme musizierte Beckmann auf seinem einzigartigen fünfsaitigen Cello, als dessen Pionier er gilt. Zu der Abendstimmung passte sehr schön Enrico Tosellis „Serenade“ und, sowieso, das „Abendlied“ von Johannes Brahms. Ohne Zugabe durften die Musiker nicht von der Bühne des gut besuchten Kaisersaals. Zunächst ein weiterer und letzter Ohrwurm, „Amazing Grace“ und zum Schluß ein Mozartlied als Gruß an die Wahlheimat von Beckmann und Kraus, Salzburg.
NB: Am kommenden Samstag steht die letzte Rosengarten-Serenade in dieser Saison an. Von 20 Uhr an musiziert im Kaisersaal das Rosengarten-Quintett. Gerhard Olesch, der spiritus rector der Rosengarten-Serenaden, wird dabei als Bratschist zu erleben sein.