Regionaler Omnibusbahnhof muss mit der Bahn verhandelt werden

 Redaktion

Der „Koordinierungskreis Bahn“ diskutiert neun Varianten, um den 4-gleisigen Bahnausbau in und um Bamberg optimal zu gestalten (Bahnausbau Bamberg: Koordinierungskreis 2. Runde). Komplexe Problemstellungen müssen diskutiert, durchdacht und vom Ende her bedacht werden. Egal, welcher Variante am Ende der Vorzug gegeben wird, ein eher kleines Grundstück und dessen weitere Verwendung wird in den Verhandlungen eine Rolle spielen: Luitpoldstraße/Ecke Bahnhof. Das hat die Bahn uns nun bestätigt.

Vorgesehenes Gelände für den ROB am Bahnhof. Foto: Erich Weiß

Hier sollte eigentlich der Regionale Omnibusbahnhof gebaut werden, ein wichtiger Knotenpunkt mit Verteilerfunktion des gesamten Busverkehrs vom Umland. Erhebliche Kosten würden sowohl auf die Stadt als auch auf den Landkreis zukommen. Oberbürgermeister Starke versprach noch im Wahlkampf das „Vorhaben am Bahnhof einen leistungsfähigen „Regionalen Omnibusbahnhof“ zu schaffen, um insbesondere den Pendler- und Schülerverkehr besser zu ordnen(siehe Der Regionale Omnibusbahnhof (ROB)). Das Bauamt legte im Sommer 2009 schon mal Planungen vor:

ROB Planentwurf. Plan: Städtisches Bauamt

Die Stadt Bamberg plante allerdings nicht auf städtischem Grund, sondern beplante ein fremdes Grundstück, nämlich das der Deutschen Bahn. Reiner Gubitz von der ProjektBau der Deutschen Bahn hat nun bestätigt, dass das Grundstück links vom Bahnhof von der Bahn für „Zwecke der Baustellenlogistik“ benötigt werden könnte. Er „möchte auf das sehr frühe Planungsstadium verweisen. Bis zu einer endgültigen Konzeption (sprich Entwurfsplanung) sind noch weitere Abstimmungen mit der Stadt Bamberg erforderlich. Grundsätzlich ist bekannt, daß an der benannten Stelle ein Busbahnhof entstehen soll, allerdings ist uns Größe und Gestaltungsumfang nicht bekannt. Weiterhin ist in diesem frühen Stadium unserer Bahnplanungen festzuhalten, daß wir Logistikflächen benötigen und diese bevorzugt auf Bahnflächen anlegen wollen. Es ist nun Aufgabe eines Abstimmungsprozesses, diese Randbedingungen übereinander zu legen und zu einem Ergebnis zu kommen. Insofern ist es zum jetzigen Zeitpunkt nicht sachgerecht, von einem Scheitern der Planungen der Stadt zu einem Busbahnhof an der benannten Stelle zu sprechen. Wir legen grundsätzlich Wert auf die Abstimmung sinnvoller und die Interessen der Stadt und der Bahn berücksichtigenden Planungen. Insoweit muss man auch in diesem Punkt die Abstimmungen führen.“

Die Bahn wird das Grundstück nicht ohne weiteres hergeben, nur weil die Stadt es gerne hätte. Aber will es die Stadt denn überhaupt?

Seit über zwei Jahren läuft die Testphase an der südlichen Promenade wegen der Hafentransfer-Touristenbusse. Schleichend wurde der Verkehr immer mehr. Die IG Promenade hat akribisch nachgerechnet, die Zahlen der Stadt um ein Vielfaches nach oben korrigiert und vermutet, dass man quasi über die Hintertür eine Erweiterung des Omnibusbahnhofs versucht. Währenddessen sind erhebliche Schäden an Denkmälern und an Ensembles entstanden.

Riss in der Fassade der Villa Wassermann. Foto: Erich Weiß

Der Test „Mehr Busse an die Promenade“ ist gescheitert. Nun kommt dem kleinen Grundstück am Bahnhof eine erhöhte Bedeutung zu – oder man sucht einen alternativen Standort für den ROB. Aber bitte transparent! Über die Hintertür und als Testphasen getarnt das Verkehrsaufkommen innerstädtisch zu erhöhen, zeugt von Verantwortungslosigkeit.

An den weiteren Verhandlungen und den Ergebnissen wird man den Oberbürgermeister und die Bamberger Verkehrspolitik bewerten müssen. Ob für den wichtigen Knotenpunkt und Verteiler am Bahnhof Mittel und Wege vorhanden sind, bleibt abzuwarten.

16 Gedanken zu „Regionaler Omnibusbahnhof muss mit der Bahn verhandelt werden

  1. Am Montag, den 18. Februar 2013 im Kreistag werden wir sehen, wie ernst es dem Landkreis mit einem ROB ist. Wir fordern sofortige Verhandlungen mit der Stadt und der Bahn über die Grundstücke. Ein ROB ist wichtig für einen attraktiven öffentlichen Nahverkehr zwischen der Stadt Bamberg und dem Umland.

  2. Heiliger Tscherner hilf! Unseren täglichen ROB gib uns heute! Retter in der Baunot! Schick uns Deine himmlischen Arbeiterscharen, und erlöse uns von der Geldarmut der Stadtspitze! Amen.

    • Beim Bambados war der Verlust von Anfang an kalkuliert. Der ROB am Bahnhof aber wäre ein Gewinn für alle. Besonders auch für die DB. Ein Verkehrsknotenpunkt von Bahn, S-Bahn, Stadt- und Regionalbussen, P&Ride-Platz Brennerstraße, Taxistand und Fahrradabstellräume: wenn diese Verknüpfung keine Attraktivitätssteigerung ist und für mehr DB-Fahrgäste sorgt, dann weiß ich auch nicht.

      • … und würde auch der Wirtschaftsruine „Atrium“ helfen, nur um auch das nicht zu vergessen.

        • … dort ist sogar ein riesiges, nahezu leeres Parkhaus vorhanden, für Park&Ride sicherlich geeignet. Andererseits kommt mir immer wieder der Gedanke, dass der graue Kasten dort nicht für alle Zeit so riesig bleiben müsste..

          • Ein Teilabriss des sanierungsbedürftigen „Atriums“ wäre sicher platzschaffend, doch, so wird gemunkelt, es habe sich ein neuer Investor bereits gefunden, und die Stadt Bamberg ist es nicht. Die Chance ist wohl vertan, das angeschlagene Gebäude günstig aus der Insolvenzmasse herauszukaufen. Eine Nachfrage würde sicher dennoch lohnen. Vielleicht ist es für einen Kauf ja noch nicht zu spät, denn auch ein Neuinvestor für das schon einmal gescheiterte Atrium-Projekt, wird sich schwertun, am äußerst desolaten Bahnhofsplatz gute Geschäfte zu machen. Das Bahnhofumfeld, immerhin das Entree zum Welterbe, soll zwar seit Jahren schon gestaltet statt verwaltet werden, doch wie so oft: gesucht wird nicht das Gestaltungskonzept sondern die Ausrede, es nicht zu tun. Der Konzeptionsvorschlag der IG Promenade – einschließlich ROB, Atrium und Umfeldnutzung – liegt längst auf dem Tisch. Und das Beste daran: die damit verbundene Neuordnung des öffentlichen Nahverkehrs wird von etlichen Regierungsprogrammen finanziell massiv gefördert. Doch Bamberg will das Geld anscheinend nicht.

      • Der Verlust im Bambados ist geringer als im alten Hallenbad, selbst wenn man Zinseffekte mit einrechnet, oder?
        Das ist ja nicht das Thema hier, doch selbst das Bambados könnte von einem Knotenpunkt am Bahnhof profitieren.
        Beim Atrium sind ja bekanntlich alle Verträge der Mieter gekündigt spätestens zur Jahresmitte. Dann rollen die Bagger an, nur die Frage was hinten raus kommen soll. Das Cinestar bleibt ja unangetastet aus meiner Sicht.

        • Sie haben Recht. Kern des Themas ist: Sämtliche Busse in die Innenstadt an einen ZOB zu lenken, ist Denken der 70ger Jahre. Die sind fast ein halbes Jahrhundert her. Für das 21. Jahrhundert wurden längst klügere Verkehrsführungen- und verknüpfungen erdacht, die ökologisch sinnvoll und vor allem auch ökonomisch effizienter sind. Mehrere hundertausend Busbewegungen im Jahr in die Mitte einer Weltkulturerbestadt zu lenken, die das längst nicht mehr verkraften kann und Schaden nimmt, ist alles andere als klug. Beim ICE-Ausbau Jammern und Klagen der Stadtspitze ob des gefährdeten Welterbestatus – bei der eigenen Verkehrspolitik rücksichtslos Schäden am Weltkulturerbe hinnehmen: diesen Widerspruch muß man mir erstmal erklären. Gelänge es, z.B. bei den Stadtbussen die Hälfte oder mehr auf Durchmesserlinien umzustellen, was unbestritten möglich wäre, würde die Innenstadt erheblich entlastet.

          • … und die Fahrgäste weit schneller ihr Ziel erreichen. Versuchen Sie mal mit dem Stadtbus die Stadt zu durchqueren und stoppen Sie, wie lange Sie dafür brauchen – da sind Sie rascher in Nürnberg.

  3. Die Stadt betrachtet die ROB Verhandlungen mit der DB als gescheitert, ohne sie begonnen zu haben! Jetzt weiß ich endlich, warum Sankt Getreu mehr Parkplätze braucht.

  4. Man wird den Verdacht nicht los, dass die ICE-böse Deutsche Bahn als sturer Bube hingestellt werden soll, um ihr den Schwarzen Peter unterzuschieben, weil Stadt und Land die Baukosten des ökologisch und ökonomisch sinnvollen ROB vermeiden wollen. Und das, obwohl der ÖPNV für Stadt und Land seit Jahren neu geordnet werden muß. 2,1 Millionen weniger Fahrgäste und rund 5 Millionen Einnahmeverluste der Stadt- und Landbuslinien in den letzten Jahren sprechen eine überdeutliche Sprache.

    • „2,1 Millionen weniger Fahrgäste und rund 5 Millionen Einnahmeverluste der Stadt- und Landbuslinien in den letzten Jahren sprechen eine überdeutliche Sprache.“

      @Braun: Grüß Dich! Wo bitte finde ich diese Zahlen? Von wann bis wann ist der Verlust an Einnahmen (und Fahrgästen)?
      Diese Höhe ist mir unbekannt, würde eine höhere Verbreitung verdienen.

      • Die Zahl läßt sich aus dem Geschäftsbericht der STWB ersehen:
        2005: 10.306.924 beförderte Personen mit 59 Bussen.
        2011: 8.172.490 beförderte Personen mit 64 Bussen.
        5 zusätzliche Busse und trotzdem ca. 2.1 Mio Fahrgäste weniger.
        Der Einnahmeverlust beträgt laut Aussage OB Starke ca. 5 Mio.
        Darin noch nicht enthalten: die hohe Subventionierung der privaten Betreiber der Regionalbuslinien durch die Stadt Bamberg: im sechsstelligen Bereich.
        Als Privatunternehmer hätten Sie, „Erba-Insel“, längst per Gesetz Insolvenz anmelden müssen.

  5. Die Verantwortlichen in der Stadt behaupten die ganze Zeit, die Bahn will das Grundstück nicht zeitnah veräußern, da sie es als Baufeld für die Baumaßnahmen für den viergleisigen Ausbau benötige. Die GAL Bamberg und die GRÜNEN Land haben einen Antrag zum Nahverkehrsplan gestellt, mit dem Inhalt, die Verhandlungen zu beschleunigen. Wird sich zeigen, ob die anderen Fraktionen das Thema ROB ernst nehmen oder nur Dampf plaudern.

  6. Der ROB ist für die Zukunft des ÖPNV im Raum Bamberg von immenser Bedeutung. Und offenbar ist die Bahn ja durchaus verhandlungsbereit, was das dafür notwendige Grundstück beim Bahnhof angeht. Der oben zitierte Brief Reiner Gubitz (ProjektBau der Deutschen Bahn) stimmt mich da durchaus hoffnungsfroh: „Insofern ist es zum jetzigen Zeitpunkt nicht sachgerecht, von einem Scheitern der Planungen der Stadt zu einem Busbahnhof an der benannten Stelle zu sprechen.“
    Jetzt ist die Stadtspitze (und natürlich auch der Landkreis) gefordert, diesen Ball anzunehmen und zu einem Treffer zu verwerten…

Kommentare sind geschlossen.