Peter von Liebenau
Haben Sie, geneigter Leser, Ihrer Partnerin eine Kleinigkeit zum Valentinstag geschenkt? Oder irgendeiner anderen Frau? Wenn nicht, dann hatten Sie sicher Ihre Gründe: Das Ganze ist eine bloße Geschäftemacherei der Blumen- und Süßwarenhändler. Soviel Süßes ist gar nicht gesund. Ich hatte keine Zeit, ihr was zu besorgen, so mitten in der Woche. Alles nur Ablenkung von den wahren Problemen. Und überhaupt: Ich mach’ ja nicht bei allem mit, was die Masse so treibt. Ihr was schenken, bloß weil es alle machen? Das nimmt sie wahrscheinlich gar nicht ernst!
Doch. Sie nimmt es ernst. Ich fürchte, ich muss Ihnen da widersprechen. Sie hätte sich sehr gefreut, wenn Sie ihr was mitgebracht hätten, am Abend, nach der Arbeit, begleitet von einem Kuss. Das hätte Auswirkungen auf ihre Grundeinstellung gehabt, zu allem.
Woher ich das weiß? Weil ich am Valentinstag am Nachbartisch im Café gehört habe, wie eine Gruppe von intellektuell-urban wirkenden Frauen über dieses Thema sprach. Der Ton war reichlich melancholisch, still-traurig. Nur eine der Frauen regte sich recht lauthals auf und sagte, sie finde das empörend, welche Gründe die Männer anführten, nichts herschenken zu müssen! „Nur weil es alle machen“, zitierte sie. Die anderen stimmten zu.
Ein Mann von einem anderen Tisch verschwand verschämt. Nach einer Weile kehrte er zurück mit den billigsten und kleinsten Schokoladenherzchen, die ich jemals sah, und verteilte sie an alle Frauen am Tisch. Es gab ein riesen Hallo, sie bestellten ihm Piccolo, tranken mit ihm, er bekam von allen ein Küsschen, und wenn sie nicht gestorben sind, dann feiern sie noch heute.
Hinweis: Urbane Frauen sagen laut ihre Meinung und trinken in Cafés zusammen Piccolo. Dann wird’s manchmal noch lauter. Und: Noch heute kann man ihr was mitbringen. Oder besser: Man besorgt ihr, urban und umweltbewusst, ein gutes Buch, das wirkt tiefer – vor allem, wenn man’s selber liest und sich mit ihr darüber unterhält. Das kann die Beziehung ungemein vertiefen.