es war vorbei
es war vorbei – der sommer war es sicherlich
die sonne kannte nur noch gegensätze
und wo sie fort war war sie fort.
ab sonntag deutlich kühler aber
jetzt noch nicht – was für ein licht
das uns verlängerte und die fassaden
in den rechten winkel brachte, harte schatten
geometrisches – ein enggeschnürtes päckchen
war die summe dieses sommers – warte doch
herr doktor benn fegt eben noch
die fetten rosen hin –
Monika Rinck
Von Chrysostomos
Stark sind sie, diese jungen Lyrikerinnen. Nora Bossong, Ann Cotten, Daniela Danz, Kerstin Preiwuß, Sabine Scho, Daniela Seel, Judith Zander beispielsweise sind schon in jungen Jahren mit Gedichten hervorgetreten, welche sich einprägen. Obgleich etwas älter als die Genannten, zählt doch die 1969 im pfälzischen Zweibrücken, an der Grenze zum Elsaß und zum Saarland hin, geborene Monika Rinck zu dieser Gruppe von Lyrikerinnen. Viele davon haben in Leipzig am Deutschen Literaturinstitut studiert, Rinck allerdings zog es nach Bochum, nach Berlin (sie lebt in Moabit), nach New Haven (Yale University), wo sie Religionswissenschaft, Germanistik und Komparatistik studierte.
Auf eine Richtung festschreiben läßt Rinck sich nicht. Die Lyrikerin, Übersetzerin (aus dem Ungarischen, aus dem Slowenischen) und Essayistin gehört der Aktionsgruppe „Das Lemma“ an und ist Schauspielerin in der fiktionalen Doku-WG-Soap „Le Pingpong d‘Amour“. Mit dem Bamberger Komponisten , Spieluhrenmann und Musikkritiker Franz Tröger hat Rinck, die laut Selbstauskunft eine „Vorliebe für interdisziplinäre und intermediale Grenzüberschreitungen“ hegt, bereits mehrfach zusammengearbeitet.
Die vielfach mit Preisen und Stipendien Bedachte darf sich in diesem Jahr über den Peter-Huchel-Preis, den im vergangenen Jahr die eingangs angeführte Nora Bossong erhalten hatte (und 2011 die wunderbare Marion Poschmann, ehemals Stipendiatin der Villa Concordia), freuen. Es sind die im Berliner kookbooks Verlag der ebenfalls schon genannten Daniela Seel herausgekommenen HONIGPROTOKOLLE, die Rinck diesen Preis eintragen; dies sind, wie der Untertitel verrät, Sieben Skizzen zu Gedichten, welche sehr gut sind.
Gut sind auch die in Verzückte Distanzen (Springe: zu Klampen, 2004) versammelten Gedichte. Leonard Cohen („raumfahrt“) und Johnny Cash („cowboyhandwerk“) leben darin auf, auch, wie so oft, Gottfried Benn (siehe oben); „gefühle an fenstern“ werden verhandelt, „kalte einsamkeiten“ also, „so wie es in pariser restaurants kaltes huhn gibt“, Sex wird nicht gehabt („er will nicht, will dich nicht“), Pfingstrosen blühen, und unter Planen fault der Spargel. Bon appetit!