Die Zukunft der Wolfsschlucht

Jugendherberge Wolfsschlucht. Foto: Erich Weiß

Redaktion

Um es vorweg zu sagen, die Zukunft der Wolfsschlucht als Herberge hängt nicht von der Belegung durch Asylbewerber ab. Unabhängig von den Asylbewerbern hat der Stadtrat bei einer Ortsbegehung (ein Vorschlag von Uschi Sowa/GAL) am 14.12.2012 festgestellt, dass grundsätzlich Sanierungsbedarf besteht – auch und gerade bei Fortführung als Jugendherberge. Ob nach einer Planungsphase, die 2013 erfolgen soll, dann tatsächlich Geld vorhanden ist, die umfangreichen baulichen Maßnahmen durchzuführen, steht noch im Sternenzelt überm Hain. Denn die Stadt Bamberg hatte am Kaulberg jüngst das neue Jugendhotel erstellt, das die Wolfsschlucht sowieso ersetzen sollte, siehe unseren Bericht vom November 2012: Wolfsschlucht bleibt eine Herberge.

Gebetsmühlenartig beteuerten am vergangenen Mittwoch fast alle Stadträte, dass die Jugendherberge Wolfsschlucht im „Gefühlsleben der Bamberger Bevölkerung“ einen hohen Stellenwert einnimmt. Aber ist das wirklich so? Welcher Bamberger übernachtete jemals in der Jugendherberge Wolfsschlucht? Welcher Bamberger hat überhaupt ein irgendwiegeartetes Erlebnis mit oder in der Wolfsschlucht? Kommen die Gäste der Wolfsschlucht, in der Regel Schüler aus anderen Städten oder anderen Ländern, überhaupt mit der Bevölkerung oder mit gleichaltrigen Bambergern zusammen? Besteht also diese emotional aufgeladene Beziehung zur Wolfsschlucht wirklich?

Darüber wird im Stadtrat nicht diskutiert. Stattdessen meinte Stadtrat Müller von der CSU  in diesem Zusammenhang, der „OB ist nicht in Bamberg geboren, er könne somit den Bamberger nicht verstehen“.

Gleichzeitig wird diese undefinierbare Gefühlswelt mit dem gesellschaftlich problematischen Bereich der Asylpolitik verknüpft. Da werden von der christlichen Partei Unterschiede gemacht zwischen Asylbewerbern, die Chancen auf Anerkennung haben, und Asylbewerbern, die vermeintlich keine Chancen auf Anerkennung haben. Tatsächlich ist es so, dass Asylsuchende aus den Ländern des ehemaligen Jugoslawien in der Regel nicht als Asylbewerber anerkannt werden und auch relativ schnell wieder ausgewiesen werden. Trotzdem liegt es nicht im Aufgabenbereich des Stadtrats, bei Ankunft eines Asylbewerbers zu entscheiden, ob eine Anerkennung erfolgen wird. Jeder, der Asyl beantragt, hat ein Recht auf ein angemessenes Verfahren und solange auf eine angemessene Unterkunft.

Mittlerweile werden gerade Asylsuchenden aus den Ländern des ehemaligen Jugoslawien an der Grenze zu Österreich abgefangen und entsprechend verringern sich die Asylbewerberzahlen in Deutschland. Natürlich führt das zu einer Entspannung sowohl in Zirndorf wie auch in Bamberg. Mittlerweile wurde der Stadt von der Bahn auch das Gebäude Ludwigstraße 14 angeboten. Im Nebenhaus Ludwigstraße 16 wurde erst kürzlich Platz für Asylbewerber geschaffen. In beiden Häusern stehen so ca. 50 Plätze zur Verfügung. Ob also die Jugendherberge Wolfsschlucht in naher Zukunft überhaupt noch als Asylbewerberunterkunft benötigt wird, ist nicht sicher. Weiterhin entspannt sich die Lage für die Unterbringung von Asylbewerbern durch die Fertigstellung von weiteren 60 Plätzen für Asylbewerber in der Breitenau durch einen Privatinvestor Ende 2013. Zusammen mit den beiden Häusern in der Ludwigstraße hofft die Stadt Bamberg, den Anforderungen für die nächste Zeit gewappnet zu sein. Auf die Entwicklung der Asylbewerberströme hat sie allerdings keinen Einfluss.

Wie geht’s nun weiter? Untersuchungen der Wolfsschlucht sollen noch 2013 zusammenstellen, welche Umbaukosten für etwaige Nutzungen als Jugendherberge bzw. als Schullandheim anfallen würden. Ein Bereich, der in Bamberg bislang nicht ausreichend angeboten wird.

Einem Ansinnen, sich des sanierungsbedürftigen Hauses auf Umwegen zu entledigen, ist nun allemal ein Riegel vorgeschoben. Dieser Grundkonflikt und das damit einhergehende Misstrauen haben wohl enorm zur aufgeheizten Stimmung beigetragen.