Das Festival und die Geräusche

Kommentar Christiane Hartleitner

Man weiß ja nicht so genau, ob die Zitate korrekt sind. Ob sie tatsächlich den Äußerungen entsprechen. Doch nehmen wir das mal an.

„Das Stadtmarketing als Veranstalter hat sich zusammen mit dem künstlerischen Leiter die letzten sechs Jahre intensiv bemüht, die Interessen der Anwohner zu berücksichtigen und auch die Qualität des Festivals zu sichern“, schildert der Citymanager. Soweit der FT

Nachdem in den letzten Jahren die Lautstärke dieses Festivals (auf „Bamberg zaubert“ sei hier nur am Rande verwiesen) immer mehr zunahm, die Telefonanrufe von Seiten betroffener Anwohner regelmäßig abgewimmelt wurden, persönliche Anfragen an der Bühne mit einer Beschimpfung endeten – mussten hier (Gabelmann) und dort (Maxplatz) Lebende reagieren. Mit juristischer Unterstützung war es möglich, Lärmmessungen im Jahr 2011 vornehmen zu lassen: 94 dB(A) gegen 23:00 Uhr.

Bei einer Erhöhung um 10 dB(A) liegt eine Verdopplung der Lautstärke vor

Tatsache ist, dass die TA Lärm als gesetzliche Grundlage folgende Werte als Immissionsrichtwerte außerhalb von Gebäuden vorgibt:

  • tags: 60 dB(A) 6:00-22:00 Uhr
  • nachts: 45 dB(A) 22:00-6:00 Uhr

Als Beurteilungszeitraum ist die lauteste Stunde der Nacht heranzuziehen. Einzelne Geräuschspitzen dürfen die Immissionsrichtwerte um nicht mehr als 20 dB(A) überschreiten. Mit über 90 dB(A) sind die Werte indiskutabel. Für den Lärm-ungeplagten Leser sei darauf hingewiesen, dass bereits bei einer Erhöhung um 10 dB(A) eine Verdopplung der Lautstärke vorliegt! Das wissen sowohl Herr Stieringer als Veranstalter als auch Herr Wrede als technischer Leiter. Der Kompromiss von 85 dB(A) am Maxplatz und 80 dB(A) am Gabelmann für 2012, der nach zahlreichen Gesprächen im Ordnungsamt zustande kam, geht noch weit über die Toleranz von 20 dB(A) als eventuelle Geräuschspitze hinaus. Ratsam für Veranstalter wäre eine Einhaltung der Werte.

Nebenbei sei auf die gesundheitsschädlichen Folgen von Lärm hingeweisen: ab 60 dB(A) Stressreaktionen im Schlaf, ab 90 dB(A) Hörschäden. Konzentrationsstörungen, erhöhtes Schlaganfallrisiko (bis 172%), erhöhtes Herzinfarktrisiko (doppelt so hoch), deutlich erhöhtes Leukämie- und Brustkrebsrisiko.

Wenn die vorgegebene Lautstärke für diese Art von Musik tatsächlich zu leise sein sollte – am Gabelmann zeigen beschwingte Zuhörer ein gegenteiliges Bild – muss wohl generell an der Idee und Ausrichtung des Festivals innerhalb eines bewohnten Gebietes gezweifelt werden. An der Toleranz der hier Lebenden liegt es sicherlich nicht.

3 Gedanken zu „Das Festival und die Geräusche

  1. Liebe Frau Hartleitner,

    1. Sie selbst sagten öffentlich, dass es letztes Jahr ( 2012 ) auch für Sie in Ordnung war. Was soll dann die Formulierung, dass „in den letzten Jahren die Lautstärke dieses Festivals immer mehr zunahm“ ? Hieran sieht man doch ganz deutlich, dass wir bereit sind zu kooperieren. Sie werden heuer feststellen, dass ich sogar die Programmauswahl entsprechend getroffen habe und laute Instrumente weitgehend vermieden werden.
    2. Die Konzerte am Festival enden an 5 Tagen bereits um 21.00 Uhr und nur am Freitag und Samstag um 23.00 Uhr. Dieses frühe Ende ist nicht auf Ihr „Engagement“ zurückzuführen, sondern von vorneherein so konzipiert, um die Anwohner nicht zu sehr zu strapazieren.
    3. Die genannte Lärmspitze gegen 23.00 Uhr war kein Mittelwert ( und darum geht es in der TA-Lärm ), sondern ein Spitzenwert, der nicht durch eine Beschallungsanlage, sondern durch (Schluß ?- )Applaus erzeugt wurde.
    4. Die von Ihnen genannten Immissionsrichtwerte sind korrekt, jedoch in einer Innenstadt nicht einzuhalten. Am Gabelmann werden zu jeder Tages- und Nachtzeit die 45 dba Mittelwert auch ohne irgendwelche Veranstaltungen überschritten. Um 45dba zu erreichen, müssten Sie erst einmal das Autofahren ab 22.00 Uhr verbieten. Der Verkehr erzeugt im Mittelwert schon ca 55dba. Sie müssten auch Regen auf Kopfsteinpflaster abschaffen ( ca 60dba ), und normale Unterhaltungen sowieso. Eine allgemeine Ausgangssperre von 22.00 Uhr – 6.00 Uhr wäre unumgänglich.
    5. An der Art der Musik liegt die Lautstärke sicherlich nicht, sondern daran, dass es in der Natur von Musik liegt eine gewisse Mindestlautstärke zu erzeugen, die über die Lautstärke einer normalen Unterhaltung ( 60dba ) hinausgeht. Ein Beispiel aus der Klassik ( Wagner, mit Spitzen um 120 Dezibel ) vom Physikalisch-Technischen Bundesamt: https://www.ptb.de/de/aktuelles/archiv/presseinfos/pi2008/pitext/pi081110.html ;
    6. In Sachen Lautstärke und Gesundheit schauen Sie bitte auch mal hier: https://www.laermorama.ch/m4_ohrenschuetzen/musikgenuss_w.html Das ist sicher keine „veranstalterfreundliche“ Seite, aber sie verdeutlicht, dass wir uns mit den vorhandenen Limitierungen am absoluten Ende des Möglichen befinden und selbst komplett ohne Lautsprecher würde es nicht leiser.
    7. Wer auf die sture Einhaltung der TA-Lärm in Innenstädten pocht, tötet jede Art gesellschaftlichen Lebens ab.
    8. Ich habe Sie nicht beschimpft, sondern eine mehr als unfruchtbare Diskussion mit den Worten „rutschen Sie mir doch den Buckel runter“ abgebrochen. Damit wollte ich Sie sicher nicht verletzen ( wenn das geschehen ist, entschuldige ich mich auch gerne persönlich bei Ihnen ), allerdings kann einem schon einmal der Kragen platzen, wenn man es jemandem einfach nicht Recht machen kann, obwohl man sich nach Kräften bemüht. Es wird jeden Handwerker nerven, wenn ihm Nicht-Fachleute ständig seinen Job erklären wollen.

  2. Es gibt schon ein nächstes Übungsfeld für Lärmmessungen: die Einflugschneise für die Firmenjets, die – verlängert man die Landebahn des Bamberger Flughafens in gerader Linie – fast direkt über der Löwenbrücke liegt, einschließlich aller angrenzenden Wohngebiete. Sind schon welche geflogen, großer kreischender Lärm, besser mit geschlossenem Fenster zu ertragen, aber bestimmt nicht im Garten. Da werden wir noch Spaß haben.

  3. gesundheitsschädliche
    &
    denkmalsschädigende
    akustische luftverschmutzung
    ist
    wahres
    weltkulturerbe
    auf
    aechtem
    weltniveau

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