Eltern schaffen ihre Kinder auch aus dem Nicht-Seienden, stellt Xenophon in den „Memorabilia“ fest.
Es kann nur bedeuten: die Kinder sind da und vorher waren sie nicht da.
Und: die Natur hat es so eingerichtet, dass Pferde Pferde lieben und Kühe Kühe und Menschen Menschen.
„Denn alle Lebewesen gesellen sich zu ihrer Art wie Tauben zu Tauben, Kraniche zu Kranichen und so bei den übrigen Tieren“, Demokrit, „Fragmente“.
Aber Menschen paaren sich auch mit Göttern und Götter mit Menschen.
Wie hat Xenophon das gemeint, der Kentaur sei der gesammelten Macht von Ross und Reiter unterlegen gewesen?
Beide verfügen über mehr als einen Kopf!
Nach Nietzsche müsse der zukünftige Mensch über zwei Gehirne verfügen, eines für die Wissenschaft, das andere für den Rest.
So auch David Foster Wallace in seinem Buch über Cantor: wir wissen mit unserem wissenschaftlichen andere Dinge als mit unserem nicht-wissenschaftlichen Kopf.
Xenophon meinte, die Philosophen würden wie die Geisteskranken –die entweder vor dem Furchtbaren ganz ohne Furcht sind oder vor dem Harmlosen zurückschrecken, – zu Extremansichten neigen, indem sie entweder alles in ruheloser Bewegung oder aber alles in bewegungsloser Ruhe wähnen etc.
Bei den Zehntausend, die er durch das anatolische Wintergebirge führte, hätte ich dabei sein mögen.
Mir würde es nichts ausmachen, an Wegegottheiten zu glauben oder an Opfer vor der Schlacht.
Auf der Odyssee nicht.
Wohl deshalb nicht, weil Odysseus der einzige war, der diese Odyssee überlebt hat.
In den „Memorabilia“ glaube ich unterhält sich Sokrates mit Hippias über die Gerechtigkeit und meint, gerecht sei es, den Gesetzen zu gehorchen, worauf Hippias: wie er es als zur Idee der Gerechtigkeit gehörend erklären könne, den Gesetzen zu gehorchen, die doch so oft geändert würden!
Darauf Sokrates: ob denn diejenigen, welche Krieg führten, nicht auch wieder Frieden machten? Was immer er damit sagen will.
Wohl, dass Gerechtigkeit nicht mit den Gesetzen, sondern dem den Gesetzen Gehorchen zu tun hat.
Rudolf Sünkel