Winnie Wenzel
Vor dem zweiten Playoff-Match der Halbfinal-Serie in Quakenbrück war klar, dass die Dragons jetzt versuchen mussten, Bamberg zu knacken, um noch eine wirkliche Chance auf den Einzug ins Finale zu haben. Aber auch für die Brose Baskets war die Situation nur unwesentlich komfortabler, wenn sie einen Schritt weiter und d.h. an Ulm dachten: Man musste versuchen, mit möglichst wenig Kräfteverschleiß durch diese Serie zu kommen. Insofern durften die Fans einen Fight auf Biegen und Brechen erwarten, bei dem es beide Teams ,wissen wollten’. Innerhalb dieser Konstellation behielten die Bamberger am Ende doch relativ souverän das bessere Ende für sich – „relativ“, weil sie zwischenzeitlich wieder einmal einen riesigen Aufhol-Lauf des Gegners zuließen.
Die Gäste starteten ungeheuer konzentriert und organisiert in das Match und spielten zwei wunderbare erste Viertel in Abwehr wie Angriff. In der 6. Minute stand es beispielsweise einmal 5:18, am Ende dieses Spielabschnitts 11:23. Im zweiten Viertel kamen die Dragons langsam ins Spiel, erlitten bei ihren Aufholversuchen aber immer wieder Rückschläge, z.B. durch ein technisches Foul von Johannes Strasser, als dieser mit einer Schiedsrichter-Entscheidung nicht einverstanden war, worauf Casey Jacobson sowohl beide Freiwürfe verwandelte und zu allem Überdruss auch noch cool einen Dreier von ganz weit draußen versenkte. So stand’s dann am Ende des zweiten Viertels 34:44. Damit war natürlich noch alles möglich.
Nach der Pause sahen die Zuschauer eine völlig andere Partie. Hatten zuvor die Bamberger als Einzelspieler wie als Mannschaft den Gegner beinahe nach Belieben beherrscht, drehen die Dragons nun den Spieß um. Sie trafen wie sie wollten, ihr eigener Korb war wie vernagelt. In der 25. Minute fiel der Ausgleich zum 48:48. Es waren mehr als fünf Minuten vergangen, bevor endlich Tucker ein Korb für die Broses gelang – bezeichnender Weise ein Dreier. In der Folge baute Quakenbrück ein wenig ab, anscheinend hatte der eigene Lauf doch schwer Substanz gekostet (so auch Stefan Koch in der Pressekonferenz). Mit 56:61 ging es ins Schlussviertel, das wieder eine konzentriertere Bamberger Truppe sah, die auch wieder dominanter auftrat und fast über die ganze Strecke dieses Viertels hinweg einen einigermaßen beruhigenden Vorsprung verteidigen konnte. Dabei kam ihr zugute, dass die Führungsspieler der Dragons allmählich müde wurden und hohe Foulbelastungen hatten.
Entscheidend für den Bamberger Erfolg waren meines Erachtens vor allem die Leistungen von PJ Tucker (der überragend agierte und gegen den Quakenbrück anscheinend kein Mittel findet), Tibor Pleiß in der Abwehr (Blocks und Rebounds ohne Ende) und – Casey Jacobsen! Der Amerikaner lieferte eine grandiose Leistung in der Abwehr, stand lange auf dem Platz, ohne auch nur eine konditionelle Schwäche zu zeigen, organisierte sein Team, zog viele, viele Fouls und scorte im Gegenzug auch noch beachtlich. Auch Karsten Tadda und Jenkins zeigten wieder sehr ordentliche Leistungen, Roberts spielte anfangs extrem stark, ließ dann aber ein wenig nach, Suput und Gavel blieben unter ihren Möglichkeiten, Slaughter wirkte nach seiner eigentlich ganz ansprechenden Partie in Bamberg gestern völlig indisponiert. (Wieso musste er eigentlich so lange gegen Holston spielen?) Bei Artland überzeugte nur Holston ohne Einschränkung, King, Thomas und Peavy hatten ihre guten Momente, von Strasser, Grünheid und Hess kam praktisch nichts – vor allem auch keine Entlastung für die Leistungsträger. Fenn war sein gesundheitliches Handicap deutlich anzumerken.
Teilergebnisse: 11:23, 23:25, 22:13, 15:20. Ausführliche Statistik hier.
Artland Dragons:
Hilliard (7 Punkte/1 Dreier), King (9), Hoffmann (n.e.), Strasser, Holston (20/3, 6 Assists), Bailey (8), Grünheid, Fenn (5/1), Thomas (11/1), Peavy (11/1, 9 Rebounds), Hess, Hartenstein (n.e.)
Brose Baskets:
Suput (2), Tadda (5/1), Jenkins (9/1), Schmidt (n.e.), Neumann (n.e.), Pleiß (8), Roberts (13/1), Jacobsen (14/2), Tucker (23/4, 10 Rebounds), Gavel (6/1, 5 Assist), Slaughter (1).
PS. Hier noch etwas für die Artland-Fans.