Task-Force LGS
Jedenfalls dann, wenn Sie sich vor Ihrer Gebärerin als botanisches Genie gebärden wollen. Heute wollen wir uns zur Abwechslung einmal dem LGS-Nebenschauplatz Kloster Michelsberg zuwenden. Auch dieses verzweigte architektonisch-ökologische Ensemble hat dem neugierigen Kameraklick einiges zu bieten. Star der Szenerie ist hier natürlich die Stadt Bamberg höchstselbst, die fast alle ihre Teile dem auf der Klosterterrasse beim aktuellen Weinblütenfest weilenden Flaneur (bzw. Voyeur?) exhibitionistisch andient. Da kostet es eine fast schon übermenschliche Überwindung, Blick und Fotolinse von solchen Reizen abzuwenden und auf botanische Schönheiten in einem anderen Maßstab zu wenden.
Nachdem wir dergestalt ca. 148 Bamberg-Bilder im Kasten hatten, gelang uns tatsächlich besagter Kraftakt. Besonders angetan hatte es uns dann allerdings weniger der doch recht kahle Weinberg in seiner mickrigen, will sagen: unaufdringlichen Blütenpracht, als der Nordosthang der Klosteranlage mit seinen im Frühjahrsblütenschmuck strotzenden Streuobstwiesen. Schaut man genauer hin, entdeckt man zwischen allerlei Gelbem und Pusteblumenhaftem eine Menge filigraner, aber doch auch wieder stabil wirkender Pflänzchen mit lockeren weißen Blütenrispen (5 Blütenblätter, Kronblätter mit gelbgrünen Adern). Fasst man eine Pflanze an, ertastet man Klebrig-Behaartes, was wiederum eine schöne Metapher für ältere Sprösslinge abgeben könnte, die ihrem Hotel Mama auch noch in höherem Alter innig verbunden geblieben sind.
Auf Deutsch nennen wir das fragliche Objekt ,Knöllchen-Steinbrech’ nach seinen zahlreichen rundlichen Brutzwiebeln, denen ältere abergläubische Zeiten die Potenz andichteten, gegen Blasen- und Nierensteine zu helfen, indem sie solche „brechen“ würden. In wilder Natur trifft man das Blümchen häufig in Gesteinsspalten an, was seinen Steine brechenden Ruf untermauerte. Als gelehrte Leute glauben wir solche Legenden natürlich nicht mehr, sondern reden es gleich auf Latein an, was in diesem Falle auch super klingt: „Saxifraga granulata!“