Bei Snooker-WM steht das Halbfinale, Stephen Hendry verlässt die Szene

von Winnie Wenzel

Die Halbfinal-Paarungen der Snooker-WM in Sheffield sind inzwischen ausgespielt: in der ersten Partie treffen Stephen Maguire (Spitzname Merlin of Milton) und Allister „Ali“ Carter (The Captain, weil er eine Lizenz als Verkehrspilot besitzt) aufeinander. Carter hat im bisherigen Turnierverlauf auf durchweg hohem Niveau agiert, wobei er in zwei wahren Snooker-Schlachten im Achtelfinale den phänomenalen Jungstar Judd Trump (der mit seinem ersten Spitznamen Mr. Haircut 100 so wenig einverstanden war, dass man ihn heute respektvoller The Ace nennt) mit 13:12 aus dem Rennen warf, und im Viertelfinale Jamie Jones mit 13:11 eliminierte. Trump wurde 1989 in Bristol geboren und spielte bereits im zarten Alter von 14 Jahren und 208 Tagen bei einem offiziellen Turnier sein erstes Maximum Break, womit er Ronnie O’Sullivans alte Bestmarke brach, die mit 15 Jahren und 98 Tagen dreizehn Jahre lang Bestand gehabt hatte. Gegen Judd Trump gelang Allister Carter in Sheffield das Kunststück, einen 12:9 Rückstand noch zu drehen.

The Merlin of Milton erreichte das WM-Halbfinale wesentlich leichter, zuletzt durch einen 13:2 (!!!) – Kantersieg gegen den siebenmaligen Weltmeister Stephen Hendry, der danach seinen Rücktritt vom Snooker-Profisport erklärte. Hendry hatte im Achtelfinale noch eine seiner besten Leistungen überhaupt gegen John Higgins (13:4) gezeigt. Higgins, The Wizard of Wishaw, ist bzw. war – wir erinnern uns – immerhin Titelverteidiger. Mit dem 1969 in Edinburgh geborenen Stephen Hendry verliert die Snookerszene den erfolgreichsten und gesellschaftlich angesehensten Spieler aller Zeiten, wenn man nach der Zahl gewonnener Ranglistenturniere (36) oder erreichter Century Breaks (über 700!) rechnet. In den 1990er Jahren dominierte Hendry seinen Sport und erhob die eigene Spielweise zum internationalen Standard. Er ging als erster Profi das Risiko ein, den langen roten Einsteigerball zu nehmen, er wagte auch als erster Spieler standardmäßig den aggressiven Split über die blaue Kugel. Mit dieser WM ist eine Ära zu Ende gegangen. Hut ab, danke für faszinierende Partien, fare well!

Das zweite Halbfinale wird von Ronnie O’Sullivan (13:10 gegen Neil Robertson) und Matthew Stevens (13:5 gegen die Turnierüberraschung Ryan Day, der zum Auftakt Ding Junhui und danach Cao Yupeng das Nachsehen gegeben hatte) bestritten.

PS. Um bei Gesprächen über Snooker Sachverstand auszustrahlen, sollte man zumindest sprachlich aufrüsten, beispielsweise über mehrere Synonyme zur Bezeichnung des länglichen Teils in den Händen der Spieler verfügen: Kööh, Stock, Stab, Stecken, Schläger, Ast, Knittl, Balken, Holz, Zahnstocherius Maximus. Natürlich geht auch schlicht „Ding“, siehe oben „Ding Junhui“.