Nahverkehrsplan: Der nun vorliegende Entwurf eines gemeinsamen Planes für Stadt und Landkreis geht den Grünen nicht weit genug
Trunstadt. Enttäuschung herrscht bei den Landkreis-Grünen über den nun vorliegenden Entwurf für einen gemeinsamen Nahverkehrsplan für Bamberg Stadt und Land. Kreisrätin Barbara Müllich, die für die Grünen in der Arbeitsgruppe zum Nahverkehrsplan sitzt, fragt gar: „Warum war ich bei all diesen Sitzungen, wenn die Wünsche und Vorgaben der Arbeitsgruppe im Entwurf kaum Niederschlag finden?“ Nach drei Sitzungen mit Vertretern der Stadt habe es schon seit Jahren kein gemeinsames Treffen mehr gegeben. „Man gewinnt den Eindruck, dass man sich zwar große Ziele setze, sich aber bei der Umsetzung letztlich mit einem ausreichenden Standard begnügen möchte,“ moniert Müllich in ihren Ausführungen beim Plenum der Grünen in Trunstadt.
Aus Sicht der Grünen aber sind die Forderungen klar. „Wenn wir es mit der Klimaallianz ernst meinen, dann verstehe ich den ÖPNV als eine der Säulen eines energiebewussten Landkreises,“ sagt der Kreisvorsitzende Andreas Lösche, „daher brauchen wir dringend einen guten Standard!“ Mit einem ausreichenden Standard wären die Grünen nicht einverstanden.
Der Nahverkehrsplan müsse im Landkreis zum Beispiel für eine gute Anbindung der Kliniken in Scheßlitz oder Burgebrach sorgen, erklärt Barbara Müllich. Ebenso sollten die Wochenenden in die Planungen einbezogen werden, dies sei für die touristische Entwicklung von Bedeutung. „Wir müssen diesen Plan an den Bedürfnissen der Menschen orientieren,“ forderte die Kreisrätin. Dazu gehöre auch, die Wünsche der an der Anhörung beteiligten Gemeinden in die Planungen einfließen zu lassen.
Bei der Frage nach dem Finanzierungsmodell für den gemeinsamen ÖPNV von Stadt und Land erwartet Kreisrat Bernd Fricke, dass geklärt werde, „wer mit welchem Anteil zu beteiligen ist.“ Dies müsse dann mit der erforderlichen Transparenz geschehen. Seit über einem Jahr stehe eine Nachforderung der Stadtwerke über 700.000 Euro im Raum, Belege dazu seien bislang jedoch nicht vorgelegt worden.
Insgesamt „müssen wir deutlich mehr Geld in die Hand nehmen, wenn wir einen attraktiven ÖPNV schaffen wollen, der die Bürger zum Umsteigen bewegen kann,“ betonte Fricke. Der Kreisrat verwies auf die Freizeitlinie in den Steigerwald. Hier zeige sich, dass gute Angebote auch angenommen würden.
Neu eingeführte Strecken sollten nach einer klaren Zeitvorgabe überprüft werden und mit geeigneten Maßnahmen beworben werden. Wenn der VGN selbst davon spreche, dass man erst nach drei Jahren abschließend beurteilen könne, ob eine Strecke Sinn mache, „dann sollten wir uns diese Zeit auch nehmen,“ war man sich bei den Grünen einig.
Für die Landkreis-Grünen ist klar: „Eine gute und finanzierbare Mobilität beugt wirksam der Landflucht vor und stärkt so auch den Landkreis insgesamt.“ Angesichts des demographischen Wandels werde sich ein guter Anschluss an den ÖPNV für die Gemeinden als wichtiger Standortfaktor erweisen. In Reihen der Grünen hofft man nun, dass die „Hängepartie Nahverkehrsplan“ nun endlich zu spürbaren Verbesserungen für die Bevölkerung führe. Andreas Lösche bewertete den vorliegenden Entwurf jedoch wenig optimistisch: „Es fehlt offensichtlich der politische Wille, den Status Quo tatsächlich verbessern zu wollen.“