Auch moderne Kunst gehört in die Kirchen

Die Akademie des Caritas-Pirckheimer-Hauses, Hauptabteilung Kunst und Kultur im Ordinariat und Künstlerseelsorge hatte anlässlich des 1000-jährigen Domjubiläums zum „Aschermittwoch der Künstler“ nach Bamberg eingeladen.

Bamberg. (bbk). Es ist ein Gegenstand, bei dem die Emotionen häufig hoch gehen. Moderne Kunst im sakralen Raum ist für viele ein Reizthema. Von einer „schwierigen Gratfindung“ sprach die Kölner Dombaumeisterin Professor Barbara Schock-Werner beim Aschermittwoch der Künstler und Publizisten im Bamberger Bistumshaus. In ihrem Resümee blieb die Kunsthistorikerin und Architektin am Mittwochabend allerdings eindeutig: „Kunst gehört in den Kirchenraum, ob historisch oder zeitgemäß.“

Mehr Spiritualität

Allerdings, so Schock-Werner, gelte es, den Ort für (moderne) Kunst im Kirchenraum sehr sorgfältig auszuwählen: „Die Kunst muss für den Raum geschaffen sein.“ Als Beispiel nannte sie die von ihr mitinitiierte Neufassung eines Fensters im Kölner Dom. Das Werk des Malers und Bildhauers Gerhard Richter würde zu „mehr Spiritualität“ im Kirchenraum beitragen. Gelungen fand sie auch die die neu gestaltete Neumünsterkirche in Würzburg, bei der trotz der modernen Kunstwerke der barocke Raum erhalten bliebe.

Als problematisch wertete es die Kölner Dombaumeisterin hingegen, wenn es durch neue Kunst zu einer Purifizierung alter Stile und zu einer bewussten Konfrontation von „Alt“ und „Neu“ komme. Man müsse sich immer die Frage stellen, so Schock-Werner, „bringt es dem Raum etwas, entsteht ein ‚Mehrwert‘ in der Betrachtung?“ Dass sich die Antwort auf diese Frage selten objektivieren lässt, gab Schock-Werner unumwunden zu: 80 Prozent Zustimmung, die sie für das Richterfenster in der Kölner Kathedrale reklamiert, seien das maximal Mögliche.

Verschiedene Zugänge

Schock-Werners Ausführungen boten genügend Gesprächsstoff für die folgende, von Akademiedirektor Siegfried Grillmeyer geleitete Podiumsdiskussion. Der Summus Custos des Bamberger Domes,

Domkapitular Norbert Jung, vertrat die Auffassung, dass es im Einzelfall möglich sein müsse, den Ursprungsstil der Kirche nachhaltig zu verändern, zum Beispiel bei einigen Bauwerken aus den 1950er Jahren. Erzbischof Ludwig Schick  wandte sich gegen „zu nüchterne“ moderne Kirchen und „eiskalte Sakralräume“. Unter dem Beifall der über 100 anwesenden Gäste plädierte er dafür, dass auch in Kirchen „verschiedene Räume“ geschaffen werden sollten, um „individuell verschiedene Zugänge“ zu ermöglichen.

Aus Pilger Touristen machen

Bereits in seiner vorherigen Ansprache im Bamberger Dom hatte Schick darauf verwiesen, dass es – im Gegensatz zu den meisten neuen Kirchen – in alten Kirchen Krypten, Seitenkapellen und  Nischen zur stillen persönlichen Einkehr gebe. „Es entspricht den Menschen, auch einmal in einer Ecke oder hinter einer Säule mit Gott allein zu sein oder von ferne und in der Stille sein Herz auszuschütten“, sagte Schick wörtlich. Der Bamberger Erzbischof plädierte vor allem in den von zahlreichen Gästen besuchten Domen für gut ausgebildete Touristenführer. Sie müssten in den Kathedralen die „Gegenwart Gottes“ deutlich machen und so dazu beitragen, dass aus Touristen Pilger würden.