von Christiane Hartleitner M.A.
Schicht um Schicht um Schicht – aufbauen und abtragen: Die Auseinandersetzung mit der Fläche fordert ein intensives Eintauchen in die Wahl der Pigmente und der Zusätze zur Gewinnung von Tiefe. Spachteln, Kratzen, Reiben, Schleifen. Handwerklich intensives Bearbeiten der in über 10 Schichten aufgetragenen Ölmalerei mit Wachszugaben muss sein, will bis in die Tiefe vorgedrungen werden. Mit der Adaption der antiken Wachstechnik bleibt ein marmorner Glanz, der den Farben eine intensive Leuchtkraft verleiht. Die Werkspuren bis zur endgültigen Durchdringung hinterlassen Spuren, einer Patina gleich. Die Patina ist gewollt, erinnert bisweilen an Rost, bisweilen an oxidiertes Kupfer.
Die Ausstellung im Schneideplatz, Heiliggrabstraße 21 in Bamberg mit den neuen Arbeiten in Öl-Wachstechnik von Angelika Möller spiegeln diese intensive Auseinandersetzung mit der Fläche, die für gewöhnlich im Hintergrund bleibt und der Präsentation figürlicher Darstellungen gilt. Hier rückt sie ganz in den Vordergrund. Die schlichte Ausstattung des Frisörsalons bietet seit den 90er Jahren Raum für außergewöhnliche Ausstellungen. Schon mehrfach war Angelika Möller zu Gast, über Jahre konnte ihre künstlerische Entwicklung beobachtet werden. Anlehnungen im grafischen Aufbau an Mark Rothko, dem Wegbereiter der Farbfeldmalerei, sind zufällig, nicht beabsichtigt. Eher sind sie kein Endstadium einer erstaunlichen Entwicklung, sondern sind ein weiterer Zwischenschritt der Schütze-Schülerin. Die Übernahme des Schichtaufbaus mittelalterlicher Tafelbilder bekam sie von der Pike auf von ihrem Lehrer vermittelt.
Nach dem Studium der Kunsterziehung an der Universität Bamberg war wohl bald klar, dass eine Anstellung im Schuldienst für die Künstlerin nicht in Frage kam, wollte doch ein außerordentliches Talent gepflegt und herausgearbeitet werden. Dass die Malerei ihr Medium sein sollte, zeichnete sich bald ab, obgleich ihr Werk auch dreidimensionale Objekte umfasst. Zunächst noch fanden malerische Anklänge an Joan Miró Eingang in ihre Arbeiten, vermittelt durch die Anregungen ihres Lehrers Erhard Schütze. Seine Einflüsse sind in früheren Werken noch deutlich erkennbar. Nach und nach nehmen figürliche Darstellungen weniger Raum ein, die Fläche verlässt den Hintergrund und schiebt sich immer mehr nach vorn. Die Entwicklung dieser Künstlerin sollte weiterhin aufmerksam verfolgt werden, ihre Auseinandersetzung mit der Fläche und deren kraftvolle Bearbeitung bergen überaus spannende Momente.